Glauben leben: auf IHN bauen

Folgende Worte hatte ich für die Predigt zum Erntedankfest in Frannach vorbereitet (Lesungen vom 28. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B [1.Lesung: Weish 7,7–11; 2. Lesung: Hebr 4,12–13; Evangelium: Mk 10,17–30 ]):

  1. Manchmal habe ich den Verdacht, dass wir es uns mit unserem Glauben schon perfekt eingerichtet haben. Auch das, wie wir von Gott reden, was wir uns von Jesus merken usw. ist davon geprägt. Auseinandersetzungen wie die eben gehörte passen dann nicht mehr so leicht in ein Bild eines „lieben Gottes“, eines „geschmeidig weichen Jesus“, der keiner Fliege was zu leide tut. Und tatsächlich: die Botschaft, die er jenen mitgibt, die in seiner Nachfolge stehen, ist alles andere als eine samtweiche. Die ist herausfordernd: Ja, das Wort Gottes scheidet und ist alles andere als Selbstbestätigung. Das ist uns auch (!) in Erinnerung zu rufen. – Und was hat das mit Erntedank zu tun?
  2. Eigentlich scheint es mir recht einfach zu sein, sofern wir es halt mit Erntedank wirklich ernst meinen und daher auch sagen: letztlich wissen wir uns und unser Leben verdankt, trotz allem was benannt werden kann als geplant und geordnet, als überlegt und sortiert. Dem jungen Mann wird dies durch Jesus bewusst gemacht: nicht du mit alledem, was du aufzählst und was du an Gutem getan hast, bist entscheidend, sondern letztlich zählt das, dass Du wirklich auf IHN baust, auf IHN, deinen Gott allein. Denn IHM weißt Du Dich verdankt – und daher heißt es auch, sich einüben in einen Lebensstil, der deutlich macht, dass nicht das Meine zählt und wichtig ist, sondern dass ich mich mit meinem Leben ganz auf Gott verlasse, ernstmache also auch damit, dass ich wirklich Seine Liebe bis ins Letzte und damit Seine Vorsehung über mich ernstnehme.
  3. Daher: „Nehmen Sie diese Melodie Gottes auf“! Sie scheint uns in unserer durchgestylten Welt mitunter alles andere als leicht lebbar zu sein – ich bin selbst ja das beste und gerade deswegen schlechteste Beispiel: wie lange nämlich musste mein Hiersein nämlich schon vorab vereinbart werden?! Und dennoch: angesichts unserer Größe und all dessen, was uns ausmacht, was wir vermögen, ist es alles andere als leicht, sich ganz in die Hände Gottes fallen zu lassen – ob da nicht auch, nebenbei gesagt, einer der wahren Gründe verborgen liegt, wieso sich immer weniger Menschen im Heute auf eine Lebensform der Evangelischen Räte einlassen wollen. Weil eben durch diese eigentlich die Wirklichkeit, dass Gott mein Leben ist und niemand sonst, deutlich wird.
  4. Sagen Sie daher auch von sich aus, dass wir die Menschen, wie sie eben sind, ernst nehmen, weil Gott mit ihnen ist – in ihnen begegnet uns ja Sein Ebenbild. Indem wir ernstmachen mit wirklichem Miteinander, das den anderen wie sich selbst ernstnimmt, machen wir auch die Entdeckung, dass wir uns auf Gott zu verlassen haben, der uns alles ist. Mit genau diesen und nicht mit den Menschen, die uns halt lieb wären, wissen wir uns unterwegs auf der Suche nach Gott und nehmen daher auch bei jenen vor allem Anleihen, die am Rand sind, an die niemand denkt, die eben nicht auf ihr Habenkonto verweisen können, sondern nur auf Gott. Unser Papst ist uns genau darin ein Vorbild, das wir uns ruhig als Beispiel gestatten können. – Gehen wir miteinander. Und versuchen wir dem Geist des „Es war immer schon so“ keine Chance zu geben, der uns letztlich bei uns selbst bleiben lässt und Gott nicht ernstnimmt.