Indien ≠ Indien

Es ist einfach so: jeder hat so seine Vorstellungen, mit denen er jemandem begegnet. Ähnlich ist das mit Ländern. Etwa: „In Indien leben die Inder.“ Dass es hier mehrere Stämme gibt, dass es hier -zig Sprachen gibt, dass es hier unterschiedlichste Religionen gibt usw. usf. ist schwer in das einzupacken, was wir so an Vor-Stellungen mit uns herumtragen. Begegnung hilft. Und: Begegnung wirkt. – Ich erlebe das in diesen Tagen selbst: vom Nordosten ging es in den Südwesten, von einer Gegend, in der es „Spurenelemente“ katholischen Lebens gibt, mitten hinein nach Kerala, in eine Situation in der ca. 30% [Thomas-]Christen leben. Von so manchen Fragen und Schwierigkeiten hinein in eine Gegend, in der anlässlich einer großen Wallfahrt der Hindus diese in einem Ort nahe Kanjirapalli diese zunächst mal an einer Mosche Halt machen um dort vor ihrem Weiterziehen zu beten, in der bei der großen Sebastiani-Prozession hin zur Kathedrale der syro-malabarischen Katholiken mit etwa 40.000 Teilnehmern am Eingang zum Viertel, in dem mehrheitlich Muslime wohnen diese um den Segen der Katholiken bitten, ehe diese durch dieses auf ihrem Weg weiterziehen.

Und damit werden so manche Vor-Urteile über den Haufen geworfen. Und Neu-Orientierung ist angesagt. Auch im Hinblick auf die allgemeine Bewertung dessen, was wir üblicherweise mit dem G20-Mitglied und „Tigerstaat“ verbinden: aufstrebende Wirtschaft, mehr Wohlstand usw. usf. Ja. Und zugleich gibt es nach wie vor Armut. Ja. Und zugleich sind nach wie vor in manchen Gegenden viele ausgeschlossen von dem, was Prosperität genannt wird. Als Bischof Mathew Arackal in Peermade als Pfarrer für 4 christliche Familien begonnen hat, hat er noch eine Zeitlang mit „tribals“ auf Baumhäusern gelebt. Nach mehr als 20 Jahren und der Gründung der „Peermade development society“ mit ihren mittlerweile 18 verschiedenen Initiativen, die als NGO sich verpflichtet, das erwirtschaftete Geld zu 85% in Entwicklung zu stecken [für nötige Investitionen darf max. 50% davon verwendet werden] „profitieren“ davon ca. 42.000 Familien – egal welcher Religion, egal welcher Herkunft. „Wir sind da um das Evangelium zu verkünden – und ich habe damit halt einfach begonnen, indem ich mit ihnen das Leben geteilt habe“ meint der mittlerweile fast 74jähringe mittlerweile seit 18 Jahren Bischof seiende Mar Mathew. Ja: es geht was weiter in Indien. Und: es ist alles ein wenig komplexer als man vordergründig annimmt, ist doch auch Indien etwas großer und vielfältiger als wir üblicher Weise denken …

Ach ja: wer glaubt, dass ich mit diesen Gedanken ganz Indien getroffen habe, irrt.