instruiert werden – XLVII

47. Schlussbemerkungen I

In so manchen Kommentaren, die zur Instruktion erschienen sind, werden Beginn und Ende durchaus lobend erwähnt. Weil sie die missionarische Sendung der Kirche betonen würden, was tatsächlich stimmt. Wenn ich 122-124 richtig lese, wird damit nicht bloß eine Klammer zum Anfang gezogen, sondern tatsächlich auch deutlich gemacht, dass unter diesem Licht die ganze Instruktion zu lesen ist: „Unter Bezugnahme auf die Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils, im Lichte des gegenwärtigen Lehramtes und mit Blick auf die tiefgehend veränderten sozialen und kulturellen Gegebenheiten, präzisiert die vorliegende Instruktion das Thema der Erneuerung der Pfarrei im missionarischen Sinn.“ (122) In den abschließenden Bemerkungen werden unter diesem Gesichtspunkt erneut manche Betonungen wiederholt, die in dieser „unverzichtbare[n] Institution für die Begegnung und die lebendige Beziehung zu Christus und den Geschwistern im Glauben“ (122) zu leben sind:

  • Ständige Auseinandersetzung (der Kirche, der Pfarre) mit den „aktuellen Veränderungen in der heutigen Kultur und im Leben der Menschen“ (122).
  • Mit „Kreativität [können] Wege und neue Instrumente“ erprobt werden, „die es ihr erlauben, ihrer erstrangigen Aufgabe zu entsprechen“: zu evangelisieren (122)
    Klar wird damit wieder einmal, dass die innere Verfasstheit der Kirche, die im oft sehr negativ kritisierten Teil der Instruktion genau diesem Zweck zu dienen hat.
  • Es geht um eine Überwindung des „Kirchturmdenkens“ der einzelnen Pfarre (123), die nichts mit anderen Lebenswirklichkeiten von Kirche zu tun haben will.
    Schon Bischof Klaus Hemmerle „mahnte“ ein, dass das Gebot Jesu der Nächstenliebe auch Institutionen leben können und sollen: „‚Deine‘ Pfarre ist ‚meine‘ und ‚meine‘ ‚deine‘.“[1] Oder eben: „Deine Lebenswirklichkeit von Kirche liebe ich wie meine eigene, ja ich bin bereit für sie das Leben zu geben“[2], um es spirituell auszudrücken.
  • Synergetisches Wirken der verschiedenen Charismen, Dienste und Ämter (123), um ein „‚pastorales Miteinander‘ im Dienste der Diözese und ihrer Sendung strukturieren“.
    Dass dieses Zusammenwirken in der Kirche in ihrer spezifischen Struktur gelebt werden kann und soll bedeutet eben auch, dass eine pastorale Umkehr wirklich von allen erfordert ist – ich habe dies immer wieder im Laufe meiner weit länger als gedacht gewordenen Überlegungen deutlich zu machen versucht.
  • „Es geht um ein pastorales Handeln, das durch eine wirkliche und vitale Zusammenarbeit zwischen Priestern, Diakonen, Gottgeweihten und Laien und zwischen verschiedenen Pfarrgemeinden des gleichen Gebietes oder der gleichen Region danach strebt, gemeinsam die Fragen, die Schwierigkeiten und die Herausforderungen hinsichtlich der Evangelisierung auszumachen; das versucht, Wege, Instrumente, Vorschläge und Mittel, die geeignet sind, um diese anzugehen, einzubeziehen.“ 123 werden danach einige Möglichkeit missionarischen Miteinanders und Koordinierung benannt …
    Angesichts dieser Erinnerung stelle ich an so manche negativ kritische Bemerkung die Frage, ob es eigentlich in der kirchlichen Struktur des geweihten Amtes usw. usf. wirklich nicht denkmöglich ist, dies zu leben?[3] Jedenfalls habe ich den Eindruck – und: wäre es daher nicht höchst an der Zeit, es zumindest mit einem (neuen [?]) Miteinander der verschiedenen zu beginnen, höchst an der Zeit gemeinsam als Kirche Zeugnis zu geben vom Auferstandenen, „damit die Welt glaubt“ (vgl. Joh 20,22)?
  • „Das pastorale Miteinander erfordert daher über eine verantwortliche Koordination der Aktivitäten und der pastoralen Strukturen hinaus, die imstande sind, miteinander in Beziehung zu treten und untereinander zusammenzuarbeiten, den Beitrag aller Getauften.“ (123) Gerade diese Art eines Miteinanders und nicht „Nebeneinanders“[4].
    Beziehung und damit Liebe zu leben sind wirklich Schlüssel, an denen die Welt die Jüngerinnen Christi erkennt, weil ER dann als Auferstandener in ihrer Mitte gegenwärtig ist (vgl. Mt 18,20). Wie wenig doch dieses Miteinander in den Pfarren, zwischen verschiedenen spirituellen Gruppen, zwischen Pfarren etc. wirklich zum Wohl des Ganzen, des Leibes Christi mitunter gelebt wird. Dies bedeutet keineswegs, dass nichts gelebt wird, aber eben „individuell“ und „nebeneinander“.
    Gerade deswegen möchte ich an dieser Stelle noch einmal allen danken, die haupt- und/oder ehrenamtlich sich engagieren – an irgendeinem „Zipfel“ von Kirche, um dadurch IHN zu bezeugen. Bringen wir all diese Gaben mehr und mehr ein ins Miteinander, damit sich nicht Einzelne (als Personen wie auch als Pfarren) um „alles“ mühen …

[1] vgl. u.a. Mt 19,19 par.

[2] „Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe.“ (Joh 15,12)

[3] In der englischen Fassung eines Abschnittes von 123 wird m.E. genau dies deutlicher als in der deutschen, wenn es dort heißt: „The present Document, therefore, besides underscoring the urgency of a this type of renewal, presents the canonical norms that establish the possibilities …“, so als ob ausgedrückt werden will: Gerade weil es um diese Dimensionen des Lebens von Kirche geht, werden die Normen des Rechts in Erinnerung gerufen. (Derselbe Abschnitt wird im deutschen wie folgt wiedergegeben: „Über die Betonung der Dringlichkeit einer solchen Erneuerung hinaus, legt deshalb das vorliegende Dokument eine Anwendungsweise der kanonischen Normen vor …“.

[4] Wenn wir uns selbst ehrlich sind, ergeben sich doch zahlreiche Arten und Formen „nebeneinander“ zu leben, die mitunter auch noch gepflogen werden – der sprichwörtlich bekannte „klerikale“ Neid ist nach wie vor auch unter kirchlichen Strukturen nicht ausgestorben.