Kirche im Lockdown (?) – XVIII

Advent wird oft verbunden mit dem Begriff des „Wartens“, ist er doch auch die Vorbereitungszeit auf das Fest der Geburt unseres Herrn und Meisters. So wird „Advent“ zur Zeit des „Wartens auf Weihnachten“[1]. Zu warten ist eine urmenschliche Erfahrung, die mehrfach besetzt ist: auf einen Bus oder den Zug oder jemanden zu warten, der zu spät kommt, ist was anderes als die Vorfreude des Wartens auf ein Geschenk, um das man – etwa wie zu Weihnachten – eine Tür weiter weiß. So etwa war es für mich als Kind zu Hause immer total „faszinierend“, dass wir zu Hause just dann das Fest des „Christuskindes“ zu feiern begonnen haben, nachdem ich mit meinem Vater in unserem Haus und dem Bauernhof geräuchert hatten. Genauso aber weiß ich um so manche Ungeduld, die ich habe, wenn sich etwas oder jemand nicht pünktlich einstellt: da mache ich mir so manche Gedanken, da werde ich „unrund“, da ist nichts von „freudiger Erwartung“ zu spüren – und wenn der Zeitpunkt dann doch noch kommt, dann muss ich darauf achtgeben, dass ich meinen Unmut nicht spüren lasse …

„Warten“ will – so bin ich beinahe versucht zu sagen – „gelernt“ sein. Und das ist in einer Zeit wie der jetzigen des Lockdowns durchaus möglich. Da wir auf Lockerungen „warten“ und hoffen, dass das, was an Maßnahmen zu befolgen war, langsam und schrittweise wieder aufgehoben wird. – Wäre es da nicht auch möglich, das Warten „zu füllen“ mit Gedanken der Hoffnung und Zuversicht, mit solchen etwa, die wir auch in der Lesung des heutigen Freitags finden: „Nur noch kurze Zeit, dann verwandelt sich der Libanon in einen Garten, und der Garten wird zu einem Wald“ (Jes 29,17). Der „Prophet des Advents“ Jesaja spricht in diesem Abschnitt jene Zuversicht aus, die eine durch Gott neu geschenkte Zukunft dem Volk – und darin wieder besonders „denen am Rand“ ermöglicht: Es sind die Armen sind, die Schwachen und Benachteiligten, denen Gott seine Liebe zuwendet und denen er damit Leben und Zukunft ermöglicht. Und das in naher Zukunft, nicht erst irgendwann. Was wiederum für mich bedeutet, dass auch ich mit meinem Leben etwas dazu beitragen kann, dass dies im Jetzt, Heute und Hier Wirklichkeit wird.

Ich hoffe, dass ich durch so manche Gedanken, Worte und auch Werke dazu beitrage, dass die Zukunft, auf die wir zugehen, eine lebenswerte ist – und gerade deswegen fühle ich mich herausgefordert, auf andere zu achten, die Schöpfungsverantwortung ernst zu nehmen etc. etc. Dann ist mein Leben nicht ein „leeres“, sondern „gefülltes“ Warten, eben Hoffnung.


[1] Auch aus diesem Grund mag ich eigentlich nicht von „Vorweihnachtszeit“ sprechen, denn der Charakter der 4 adventlichen Wochen ist eben nicht die Vorwegnahme des Festes …