Kirche im Lockdown (?) – XIX

Advent ist’s, Zeit des Ankommens, „adventus domini“ – Ankunft des Herrn. Mir gefällt dieser Blickwinkel auf die knapp 4 Wochen hin auf Weihnachten sehr. „Gott ist im Kommen!“ könnten wir sagen – oder um unser Zukunftsbild in Erinnerung zu rufen: „Gott kommt im Heute entgegen“. Wenn ich so Advent zu buchstabieren suche, fallen mir unwillkürlich drei Dimensionen Seiner Ankunft ein:

  • Gott ist gekommen
    Als Christen glauben und bekennen wir, dass in Jesus Christus damals in Betlehem, gleichsam „am Rand der Welt“ Gottes Nähe im Kind in der Krippe aufgeleuchtet ist. Den Menschen damals in ihren Nöten und Sorgen wurde durch das, was Jesus von Nazareth gelebt, gesagt und gewirkt hat – und davon geben die Evangelien Zeugnis – deutlich, dass sie nicht alleingelassen sind. Wie wohltuend diese Erinnerung tut, auch deswegen, weil der Auferstandene seine Nähe für die Zukunft verheißen hat: „Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,18-20) Wir sind nicht allein gelassen im Universum: Weil er Mensch wie wir war, wissen wir Menschen uns geborgen in IHM.
  • Gott kommt
    Wenn wir Sakramente feiern, wissen wir: ER handelt an uns. Wenn wir das Wort Gottes bedenken, es lesen und zu leben versuchen, wissen wir: ER ist da. Wenn wir uns Christen nennen, dann erinnern wir uns daran, dass wir in der Taufe „Christus als Gewand“ angelegt haben: durch uns wird ER in dieser Welt, im Heute unserer Tage erfahrbar. Gerade deswegen können wir das Jetzt „nutzen“, um IHN zu ent-decken – in unserem Zukunftsbild sagen wir, dass wir IHM und damit dem Geheimnis Gottes gerade in den Armen und Benachteiligten begegnen. – Gott also nicht irgendwo und irgendwann, sondern jetzt, heute und hier!
  • Gott wird kommen
    Die ewige Erlösung steht aus. Das wissen und ahnen wir. Für jede/n persönlich ist klar: die Einmaligkeit und Einzigartigkeit meines Daseins ist an- und ernst zu nehmen. Es gibt den Tod als deutlicher Erweis der Begrenztheit allen irdischen Daseins. Unsere Hoffnung ist, dass wir auch in diesem Dunkel unseres Seins nicht allein sind, wiewohl es wohl jener Schritt ist, den jede/r für sich und ganz persönlich zu gehen hat. Wir wissen im Glauben: „Wir werden erwartet!“ Was für uns einzeln gilt, das erhoffen wir aber auch für das Ganze von Welt und Schöpfung. Diese Zuversicht lässt – jedenfalls mich – nicht untätig werden, sondern mich erst recht „voll reinhauen“ in die Gestaltung der Welt, weil ich alles daran setzen möchte, dass möglichst viele dieses – endgültige und ewige – Ankommen Gottes im Heute „nutzen“, um sich etwa zu befreien von der unnötigen Last von sich zu meinen, dass alles von mir und meinem Tun und Lassen abhänge. So wichtig und einzigartig ich auch bin: aufgrund Seines Ankommens weiß ich, dass nicht alles von mir abhängt.