Wage zu träumen XXII

Homilie in der Messfeier am 3.1.2021

  1. Wieviel Angst sich doch allenthalben um uns ausbreitet: Christen sind berufen Hoffnung in diese Welt zu bringen.
    Wieviel an Fragen und Unsicherheiten sich doch jedem Menschen in den Lebensweg stellen: Christen sind herausgefordert, aus festem Glauben heraus Gott in der Welt anzusagen, mehr noch: sie sind dazu in die Welt gesendet, Christus im Heute zur Welt zu bringen. In den Sakramenten der Kirche wird das, was im Brief an die Gemeinde in Ephesus mit dem Verständnis der Hoffnung umschrieben wird, deutlich und gleichsam handgreiflich.
  2. In diesen Wochen wird uns die „zweite Seite“ dieser Medaille zu leben abverlangt – und auch der gilt es sich zu stellen – zwar ist dies nicht nur in diesen Tagen der Fall, sondern eigentlich immer, aber jetzt eben klar und deutlich: Bringen wir IHN zur Welt, indem wir Hoffnung und damit Orientierung, Zuversicht und damit Wegmarkierungen geben, weil wir um IHN wissen oder sind wir nur auf uns fixiert? – Erkennen wir den, der Fleisch geworden ist, als einen von uns und unter uns oder meinen wir – trotz allem an Unberechenbaren, das uns in den letzten Monaten weltweit als Menschheit abverlangt wurde, dass wir allein die Herren der Geschichte seien?

3.            Ich möchte in dieser Weihnachtszeit erneut dazu einladen, das bloße um-sich-selbst-Kreisen hintan zu stellen, weil meine Selbstbestimmung und damit meine Freiheit dort endet, wo die Freiheit meiner Nächsten beginnt. Ich lebe nicht aus mir selbst und erliege daher auch einem fatalen Irrtum zu meinen, dass nur das zähle, was ich mir so ausmale. So bedeutsam und einmalig ich auch bin: mein Leben hat eine Orientierung – und die ist für uns als Christen der, vor dem wir als Kind von Betlehem in diesen Tagen das Knie beugen. ER ist unser Leben – und damit das Leben der Welt! Nehmen wir IHN auf in seinen unterschiedlichsten Gesichtern, in denen er sich uns in diesen Tagen darbietet!


Die Schriflesungen für den 2. Sonntag nach Weihnachten – Lesejahr B:
1. Lesung: Sir 24,1–2.8–12;
2. Lesung: Eph 1,3–6.15–18;
Evangelium: Joh 1,1–5.9–14