Gott im Elend …

Wieso Weihnachten ein Fest des Trostes sein kann für Strafgefangene habe ich bei zwei Begegnungen der letzten Tage in der Strafvollzugsanstalt Graz-Jakomini bzw. in Leoben bedacht.

  1. Als Kind war ich froh um jemanden zu wissen, der mich behütete und beschützte, der mir zugesagt hat: „Das wird schon wieder“ [damals mit der ergänzenden scherzhaften Bemerkung: „Bis zum Heiraten wird’s wieder gut!“] wenn ich mir wehgetan hatte und um Hilfe schrie. Ich bin auch heute noch froh um jemanden zu wissen, der vorbehaltlos zu mir steht, der mir – trotz alledem, was aufgelistet werden kann – Barmherzigkeit erweist.  Ich bin wirklich froh darüber, dass ich mit meinen Flausen, mit dem also wie ich bin – mit meinen schönen und weniger schönen Seiten – angenommen werde. Ja, ich bin wirklich froh darum, dass ich zeit meines Lebens um Menschen und Wirklichkeiten wissen durfte, die mich getröstet haben.
  2. Ich trau mir zu sagen: die Botschaft von Weihnachten – nein: die Realität dessen, was wir zu Weihnachten glauben, gibt den Grund an dafür, dass ich mich – trotz allem – angenommen, mich geliebt, und mich so als Mensch erfahren kann und darf. Ich muss mich nicht erst beweisen – ich bin in den Augen Gottes unendlich wertvoll, trotz allem, was ich auf die Soll-Seite meines Lebens schreiben muss. Ja: die Geburt Jesu Christi im Stall in Betlehem, seine ersten Augenblicke als Mensch unter Menschen, in Windeln gewickelt und in einer Krippe, ist tatsächlich die „Trost-Botschaft“, die jede/r von uns nötig hat. Denn: wenn Gott durch seine Menschwerdung sich ganz weit „hinausgelehnt“ hat, aus dem Bereich der Himmel angreifbar in die Erdenzeit gekommen ist, dann gibt es nichts in dieser Welt, das ihm fern ist. Ich kann und darf daher mit allem, was mir begegnet, zur Krippe kommen, um Weihnachten bildlich vor Augen zu haben. Ich kann und darf mein ganzes Leben vor ihn hinlegen: die schönen und die weniger schönen Dinge. Vor IHM kann ich wirklich zu mir selbst stehen.
  3. Weihnachten ist ein großes Fest des Trostes. Diesen wünsche ich jedem und jeder von Ihnen.