Frieden für alle

Der Neujahrstag ist seit 51 Jahren in der Katholischen Kirche auch der „Weltfriedenstag“. Anlass genug für mich, in meiner Predigt im Karmel am Heiligen Berg in Bärnbach Ausschnitte daraus zu verkünden:

  1. Der weihnachtliche Friede ist eine Sehnsucht, die sich gerade heute (!) in unserer Welt auf verschiedenartigste Weise Bahn bricht. Wir können nicht anders als am heutigen Fest die „Königin des Friedens“ darum zu bitten; wir können nicht anders als dies am heurigen Weltfriedenstag gerade angesichts all derer rund um den Erdball zu betonen, denen „Friede“ fehlt. Schon der hl. Johannes Paul hat gemeint: „Wenn viele den „Traum“ von einer Welt des Friedens teilen und der wertvolle Beitrag von Migranten und Flüchtlingen geschätzt wird, dann kann die Menschheit mehr und mehr zur Familie aller und unsere Welt zum wahren „gemeinsamen Haus“ werden.“ Ich möchte daher auch heuer diesen Ort und diese Predigt nutzen, um Ausschnitte aus der Botschaft zum Weltfriedenstag unserer Papstes Franziskus mir selbst und jeder und jedem hier mitzugeben, die ganz dem Thema der etwa 250 Millionen Migranten und mehr als 22,5 Millionen unter ihnen auf der Flucht gewidmet ist.
  2. „Die bewaffneten Konflikte und die anderen Formen organisierter Gewalt verursachen [nach wie vor] Bevölkerungswanderungen innerhalb der nationalen Grenzen und über sie hinaus. Aber die Menschen wandern auch aus anderen Gründen aus. Dazu gehört zunächst einmal der »Wunsch nach einem besseren Leben […]. Man bricht auf, um sich wieder mit seiner Familie zu vereinen, um Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten zu finden. Wer diese Rechte nicht besitzt, lebt nicht in Frieden. »Tragisch ist« darüber hinaus, wie ich bereits in der Enzyklika Laudato si’ betont habe, »die Zunahme der Migranten, die vor dem Elend flüchten, das durch die Umweltzerstörung immer schlimmer wird«. Die Mehrheit wandert auf regulärem Weg aus, während manche andere Wege verfolgen, vor allem aus Verzweiflung, wenn das Heimatland ihnen weder Sicherheit noch Zukunftsaussichten bietet und jeder legale Weg unbegehbar, versperrt oder zu langsam erscheint. – In vielen Zielländern hat sich eine Rhetorik weit verbreitet, die mit Nachdruck die Risiken für die nationale Sicherheit oder die Belastung durch die Aufnahme der neu Ankommenden betont. Dabei wird jedoch die menschliche Würde missachtet, die jedem zuerkannt werden muss, weil alle Menschen Kinder Gottes sind. Alle, die – vielleicht zu politischen Zwecken – Angst gegenüber Migranten schüren, säen Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, anstatt den Frieden aufzubauen. Dies gibt allen, denen der Schutz eines jeden Menschen am Herzen liegt, Anlass zu großer Sorge. Alle Erkenntnisse, über die die internationale Gemeinschaft verfügt, weisen darauf hin, dass die globalen Migrationsbewegungen weiterhin unsere Zukunft bestimmen werden. Einige sehen sie als Bedrohung an. Ich jedoch bitte Sie, auf sie mit einem Blick des Vertrauens zu schauen, als eine Gelegenheit, eine friedvolle Zukunft aufzubauen.“ Nach einer Betrachtung darüber, dass auch die endgültige Zukunft, die uns in der biblischen Offenbarung begegnet, von einer Stadt redet, deren Tore offen sind, und in die die Völker pilgern – nicht mit leeren Händen (!) – und so zu einem Zeichen des Friedens werden, fährt der Papst fort:
  3. „Um Asylsuchenden, Flüchtlingen, Migranten und Opfern von Menschenhandel eine Möglichkeit geben zu können, den Frieden, den sie suchen, zu finden, braucht es eine Strategie, die vier Handlungen miteinander verbindet: aufnehmen, schützen, fördern und integrieren. – „Aufnehmen“ ruft die Notwendigkeit ins Gedächtnis, die Möglichkeiten zur legalen Einreise auszuweiten, Flüchtlinge und Migranten nicht an Orte zurückzuweisen, wo ihnen Verfolgung und Gewalt drohen, und die Sorge um die nationale Sicherheit mit der Wahrung der grundlegenden Menschenrechte ins Gleichgewicht zu bringen. […] – „Schützen“ erinnert an die Pflicht, die unantastbare Würde all jener, die vor einer realen Gefahr fliehen und Asyl und Sicherheit suchen, anzuerkennen und zu wahren und ihre Ausbeutung zu verhindern. Ich denke dabei besonders an die Frauen und Kinder, die sich in Situationen befinden, in denen sie Gefahren und Missbrauch bis hin zur Sklaverei ausgesetzt sind. Gott diskriminiert nicht […]. – „Fördern“ verweist auf die Unterstützung bei der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung von Migranten und Flüchtlingen. Unter den vielen Mitteln, die dabei helfen können, möchte ich hervorheben, wie wichtig es ist, Kindern und Jugendlichen den Zugang zu allen Stufen der Bildung zu garantieren. Auf diese Weise können sie nicht nur ihre eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln und entfalten, sondern sind auch eher in der Lage, auf die Anderen im Geist des Dialogs – nicht der Abschottung und Konfrontation – zuzugehen. […] – „Integrieren“ bedeutet schließlich, es den Flüchtlingen und Migranten zu ermöglichen, voll und ganz am Leben der Gesellschaft, die sie aufnimmt, teilzunehmen – in einer Dynamik gegenseitiger Bereicherung und fruchtbarer Zusammenarbeit bei der Förderung der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen in den lokalen Gemeinschaften.“

Die ganze Botschaft kann hier eingesehen werden.