Mit dem Auferstandenen unterwegs sein

Am heutigen Ostermontag habe ich in Friedberg Messe gefeiert. Hierfür hatte ich folgende Predigt vorbereitet:

1. Seit hunderten von Jahren sind Menschen in unserer Gegend mit dem Auferstandenen unterwegs. Seit nunmehr 800 Jahren tun wir es auf dem Gebiet der heutigen Steiermark als Diözese. Wir „leben mit einem, der lebt“. Das, was wir sind, ist aber immer wieder aktuell neu im eigenen Dasein zu buchstabieren – die Geschichte der Kirche in unseren Breiten ist Zeugnis dafür, wie notwendig diese Selbstvergewisserung ist. Nur zu sagen: „Ich gehöre dazu, ich bin katholisch“ ist zu wenig. Es gilt, nehmen wir Auferstehung tatsächlich ernst, mit dem Auferstandenen zu leben, mit Ihm und daher auch Seinen Augen die Welt anzuschauen. Sie merken: da bin ich als Bischof nie am Ende – und das ist Aufgabe von einem jeden, der sich in Seinen Fußspuren unterwegs weiß. Es heißt nicht: „wie es war im Anfang, so auch jetzt und allezeit bis in Ewigkeit“, wenn es um Nachfolge geht. Es geht vielmehr darum, sich Seiner Gegenwart je neu zu vergewissern und in Seiner Art an alles heranzugehen. Noch einmal: da haben wir alle noch viel zu lernen, oder?
2. Denn, um dies an einem Beispiel deutlich zu machen und dabei an einer Passage des heutigen Evangeliums Anleihe zu nehmen: die beiden Jünger rennen in der Nacht zurück nach Jerusalem. Zunächst haben sie den ihnen Unbekannten unter dem Argument ins Haus eingeladen, dass es bald Abend werde – wenn man sich die Verhältnisse damals in Erinnerung ruft ist dies verständlich. Und gerade deshalb mutet es ja widersinnig an, dass sie danach ins Dunkel der Welt hinausrennen als ob es das Selbstverständlichste wäre. Sie können es, weil sie IHN erkannt haben. Mit anderen Worten und schon ein wenig konkretisiert heißt es: mit dem Wissen um den Auferstandenen sehe ich die Ereignisse in der Welt anders, das Dunkel, selbst das Dunkel des Todes, ist hell und voller Hoffnung. – Dies leitet mich an, die Vorgänge in Welt und Kirche nicht un-ter dem Vorzeichen zu sehen, dass „alles den Bach runtergeht“. Nein: ich habe zu lernen, mit Seinen Augen all das anzu-schauen. Und da mache ich dann auch die Entdeckung, wie viel in der Kirche an Vertrauen, an Engagement, an Hoffnung, an Glauben von vielen gelebt wird. Natürlich: da hat sich auch was verändert daran in den letzten Jahrzehnten – und auch Sie werden das hier in der Oststeiermark merken. Was aber nicht geht meines Erachtens ist, pauschal oder populistisch ein-fach alles über den Kamm zu scheren und zu meinen, es sei alles nur schlechter geworden. Auch Sie bemühen sich wohl tagaus, -ein in Ihrem Leben die Situationen, die Sie umgeben, mit Seinen Augen zu sehen. Ich weiß: dies bedarf der Übung, zu sehr sind wir alle hineinverwoben in diese unsere Welt mit all ihren Schreckensnachrichten usw. Das Gute, das zwi-schen uns auf unterschiedlichste Art und Weise blüht wird oft nicht gesehen; es ist halt leichter am Stammtisch oder in der anonymen Weite des Internets zu krakeelen und alles und jeden in den Dreck zu ziehen. Aber: unser Auftrag ist es, die Welt mit Oster-Augen zu sehen, „die im Tod bis zum Leben, in der Schuld bis zur Vergebung, in der Trennung bis zur Einheit, in den Wunden bis zur Herrlichkeit, im Menschen bis zu Gott, in Gott bis zum Menschen, im Ich bis zum Du zu sehen vermögen“ .
3. Fangen wir so und fangen wir heute so zu leben an! Das ist ein immens wichtiger Dienst am Miteinander und am Zusam-menhalt unserer Gesellschaft. Ich traue es mir zu sagen: das ist einer der wohl bedeutsamsten Dienste der Kirche an den Menschen unserer Heimat in diesen Jahren. Gott sei Dank gibt es uns als Kirche in diesem Land – und: Gott sei Dank gibt es Sie, die heute und hier deutlich machen: Ich stehe dafür ein, ich stehe nötigenfalls auch dafür auf!

Die Evangelienstelle, auf die ich mich bezog war:
Lk 24,13-35.