„Pfarre“ in Afrika …

Gott sei Dank haben wir einige Tage an einem Ort in der Diözese Jinja verbracht und damit auch ein wenig mehr Einblick gewinnen können in den Alltag einer von wohl vielen Pfarren Afrikas. Die Diözese ist zwar noch halb so groß wie Graz-Seckau, hat aber annähernd so viele Katholiken und ist in 21 Pfarren gegliedert; hier kommen auf 1 Priester über 7.000 Katholiken, bei uns sind es knapp 2.000. Ich weiß: die statistischen Zahlen sind das Eine und die Geschichte/n unserer Diözesen sind nicht zu vergleichen.

Und dennoch muss (!) ich ganz einfach zwei Wahrnehmungen hier niederschreiben, die mir schon zu denken geben.

Da ist zum einen die der Katecheten: Laien, die verantwortlich sind für das kirchliche Leben in einem Dorf, an einem „Kirchort“ – um einen uns entsprechenden Begriff zu gebrauchen. Sie organisieren die Taufvorbereitung, die Gebetsgottesdienste, leiten an zu den „Kleinen christlichen Gemeinschaften“, etc. etc. und sind wohl in so manchem auch Anlaufstelle für ganz biedere Fragen der Lebensgestaltung. Hier lebt Kirche, hier wird deutlich spürbar und auch gelebt, wozu es das Amt in der Kirche braucht und was eben von allen Getauften sozusagen „in die Hand genommen werden kann und muss“. Klar ist: wir gehören alle zusammen und sind 1 Pfarre, „We are proud to be a member of Kagoma parish“ habe ich in verschiedenen Variationen mehrmals beim großen Fest am Sonntag vernommen. Ja: es braucht das Amt. Und wir müssen viel beten und tun [ansprechen, Wege weisen usw.], damit dies auch bei uns gelebt wird. Und (!): es braucht jene, die im Wissen um die Würde der Taufe sich mit anderen zusammentun, um das was möglich ist mit anderen gemeinsam in der Nachfolge Jesu Christi zu leben und die auch erkennen, wann die Feier eines Sakramentes angebracht ist [beim großen „Pfarrfest“ in Kagoma, bei den beiden Tauffeiern wurde dies u.a. dadurch deutlich, dass sich die Katechisten um die rechte Ordnung derer in der Feier mühten, die ein Sakrament empfangen] und dies dann gleichsam dem Amtsträger mitteilen. Einige unter denen, die aus Taufe und Firmung, in „small christian communities“, in der (Aus-)Bildung usw. tätig sind, machen durch Beauftragung deutlich, dass dies nicht privates Vergnügen ist, sondern im Auftrag der Kirche geschieht. Wobei ganz deutlich gesagt werden muss, dass es beides braucht und nicht das Eine gegen das Andere ausgespielt werden kann und darf, wie es leider immer wieder in unseren Breiten geschieht: wir brauchen Amtsträger und (!) wir brauchen Getaufte, die miteinander kirchliches Leben gestalten. So wird die Sakramentalität unserer Kirche „sichergestellt“. Im brüderlichen Gespräch machte auch der Bischof von Jinja, Charles, auf die rechte Balance die notwendig ist, aufmerksam.

 

Und darüber hinaus: auch wenn es über 70 oder ein paar weniger Außenstationen („Kirchorte“) sind, die in 1 Pfarre hier keine Seltenheit sind – nicht zuletzt deswegen werden wohl im kommenden Jahr 2 weitere Pfarren gegründet werden: die Herausforderungen werden meiner Ansicht nach anders angegangen. Natürlich: auch die Mittel dies zu tun sind andere. Und dennoch: katholische Kirche lebt und ist lebendig, trägt überdies viel bei zur Entwicklung des ganzen Landes (vgl. meinen Eintrag von vor 2 Tagen) bei. Und beim großen „Pfarrfest“ in Kagoma (vor 30 Jahren wurde die Pfarre gegründet, vor 50 die Diözese) wurde dies auf verschiedene Art und Weise deutlich: da war das Miteinander der Priester sichtbar: spätestens nach Ende der großen Liturgie (ca. 3 1/2 Stunden, 29 Brautpaare, Wiederaufnahmen in die Sakramentengemeinschaft, Erneuerung des Eheversprechens zweier Paare) waren mehrere hier in den vergangenen Jahren aktive Priester anwesend; die verschiedenen „Außenstationsbezirke“ waren fein säuberlich sichtbar am Festgelände aufgereiht [20 Zelte, die der Diözese gehören und für solche Aktivitäten im vergangenen Jahr angeschafft worden sind, á 100 Stühle, reichten nicht aus, um die Mitfeiernden zu fassen] und machten deutlich: wir sind Kirche vor Ort und sind gemeinsam Pfarre – und darauf stolz!