Uganda und Tansania – eine Art „wordrap“

Zum Abschluss unserer Reise einige „wichtige“ Erkenntnisse – ungeordnet, aber nach dem Alphabet- und in aller Kürze:

  • Armut
    Sie ist tatsächlich vielfach zu sehen. Interessant ist nur, dass auf die Frage, welchen Herausforderungen sich Ordensfrauen in Uganda und Tansania derzeit gegenübersehen, das Gelübde der Armut als erstes benannt wurde. Zum einen, weil durch einen Ordenseintritt eben auch eine gewisse Absicherung gegeben ist und daher der Abstand zu „gelebter Armut“ größer wird, zum anderen aber auch deswegen, weil in der Kultur hier eben auch die Versorgung der Eltern, die für die Kinder obere Pflicht ist, mit der Profess und damit dem Einbringen von allem, was man hat, in die Gemeinschaft, ein anderer Zugang zu leben ist.
  • Bananen
    sind beinahe das, was für uns Erdäpfel bedeuten. (Fast) Kein Essen ohne auf irgendeine Art und Weise zubereitete Kochbananen – und die uns bekannte Art dann auch noch als Nachtisch …
  • fake news
    In sozialen Medien machte während unseres Aufenthalts in Morogoro das Gerücht die Runde, dass der Bischof gestorben sei. Am Morgen danach teilte mir der Generalvikar mit, dass er den ganzen vorangehenden Tag damit beschäftigt war, diese in diversen Medien zu zerstreuen und hierzu sogar eine Zeitlang Rede und Antwort im Radio gestanden war. – Wie sehr sich doch Wirklichkeiten ähneln, dachte ich mir.
  • Gastfreundschaft
    Die Waagen werden zu Hause wohl das eine oder andere Kilogramm mehr anzeigen, so sehr wurde unser da Sein hier aufgenommen. Die Freude (und wohl auch der Stolz) darüber, dass wir uns auch um die kümmern, denen wir – materiell oder sonst wie – helfen, drückte sich durch Festessen aus, auch im entlegensten Winkel.
  • Grün
    Uganda begegnete uns mit Grün in allen möglichen Schattierungen – einfach schön. Doch auch dem Klima geschuldet, das – zumindest in der Gegend, die wir besucht haben – 2 Ernten zulässt und damit vielen Bauern das Einkommen ermöglicht und dieses auch leicht/er. In Tansania hingegen war es – bis auf den Küstenstreifen eher trocken, kein Wunder bereisten wir das Nachbar-Land doch auch zu Beginn der Herbst-Trockenzeit; auch ist die Ernte eher eine einmalige und daher es auch für die Bauern beschwerlicher, sich ihr Ein- und damit auch Auskommen zu sichern.
  • Kinderlachen
    Vielen Kindern sind wir über den Weg gelaufen. Sie konnten gar nicht so arm sein, dass sie nicht – nach erstem scheuen Zögern – einfach gelacht und mit uns Spaß gemacht hätten. Natürlich wissen wir um ihre oft alles andere als rosigen Zukunftsaussichten, doch haben wir auch „gelernt“, dass wir unseren Beitrag zu (Aus-)Bildung leisten müssen, damit ihnen etwa in Arbeit ein wenig Lebensqualität gesichert werden kann. Beten wir, dass die Verantwortungsträger vor Ort und jene in der ganzen Welt immer deutlicher erkennen, dass Menschen ihre Würde auch sichtbar (er)leben können sollen
  • „kitschige Heiligenbilder“
    Auch wenn diese oft nicht unser Geschmack sind, sie bringen eine Gläubigkeit zum Ausdruck, die wohl nicht oberflächlich ist. „Nicht zu glauben“ ist hier einfach undenkbar, wie etwa im Gespräch mit dem Generalvikar von Morogoro deutlich wurde. – Und damit: wie lebe ich, wie leben wir unseren Glauben an Gott, unsere Nachfolge?
  • Korruption
    Ein bekanntes Thema. Erst jüngst wurden die Einkommen der Staatsbediensteten, etwa bei der Polizei, um einiges erhöht, damit mit dem Lohn sich jemand auch wirklich erhalten kann. Während wir Uganda bereisten streikten etwa die Staatsanwälte ob der Arbeitsbedingungen und bekamen von der Regierung Dienstwägen zugeteilt, damit sie in den voneinander weit entfernten und oft nur schwer erreichbaren Orten ihrer Arbeit einigermaßen geordnet nachgehen können. – Das Thema steht daher auch der Tagesordnung. Doch mir scheint, es braucht noch vieles, dass sich hier was ändern dürfte.
  • Mobilfunk
    Wohl eine der wirklich segensreichen Entwicklungen, da beinahe jeder Ort zumindest mit einem Mobilfunkbetreiber erreichbar ist. Daher ergeben sich Chancen der Kommunikation, gerade wenn man „offroad“ zu Hause ist …
  • Moskitonetz
    Jedes Bett hat es. Damit ein ruhiger Schlaf möglich ist. – Tagsüber dann die offen getragene Haut mit Mückenspray einreiben usw. usf. Vorsichtsmaßnahmen, die bekannt sind und vor dem Stich der Moskitos und damit ggf. der Malaria zu schützen. Ungewohnt, aber zweckdienlich. Und irgendwann einmal tauchte die Frage auf, ob es nicht durch den Klimawandel auch bei uns angesichts der Temperaturänderungen notwendig sein wird?
  • Musik
    Das Leben ist eigentlich leise, aber sobald Musik gemacht wird, ist es zu laut und meist noch übersteuert. Und das dann die ganze Nacht hindurch. Wenn dann auch noch vor dem Fenster das Schaf, das der Bischof geschenkt erhalten hat, mit den dort lebenden Hühnern und Hähnen um die Wette gackert und auch die Truthähne ihren Senf dazu geben, ist es – zumindest bei einigen Mitreisenden – um die Nachtruhe geschehen.
  • „pole pole“
    suaheli für „langsam, langsam“ – tatsächlich wird europäische Geduld ganz kräftig auf die Probe gestellt. Und dennoch tut uns diese „Entschleunigung“ gut, denn damit wird auch Wichtiges vom weniger Bedeutsamen getrennt.
  • Polizei
    Alle paar Kilometer an den Durchzugsstraßen in Tansania: Polizeikontrollen, mitunter hegen wir den Verdacht, dass der Staat sich damit ein Mehr an Zusatzeinnahmen sichert. Unsere Tansania-Expertin meinte: „Ich war froh, dass Kontrollen eingeführt wurden, weil dadurch der Raserei auf den Straßen Einhalt geboten wurde. Doch nunmehr wird scheinbar grundlos kontrolliert – und in den meisten Fällen wird sicher irgendetwas Fehlerhaftes gefunden, damit man etwas – gegen einen Beleg [um der Korruption vorzubeugen] – zu bezahlen hat.
  • Sauberkeit
    Die Gewohnheiten sind nicht nur bei uns unterschiedlich. Wird in manchen Ländern Afrikas derzeit ein „Plastik-Sackerl-Verbot“ debattiert oder sogar umgesetzt [da hinken so manche Länder Europas den afrikanischen hinterher], so hat Uganda im Ländervergleich eindeutig die Nase vorn in punkto Sauberkeit – so jedenfalls unser Eindruck – und dennoch: mitunter ist es in Italien ähnlich wie in Tansania …
  • Schweiß und Kälte passen eigentlich nicht zusammen. Und dennoch: beides ist hier zu haben. In Dar es Salaam haben wir trotz der kühlen ca. 30° einige mit Pullover gesehen, während mir etwa am letzten Morgen schon beim Aufstehen aus dem Bett der Schweiß herabtropfte – Tropennächte sind hier eben Alltag. Und jetzt wird es richtig warm! In Iringa hingegen auf ca. 1600 m Seehöhe taten wir gut daran, am Abend nicht ohne Jacke oder Pullover hinauszugehen, kühlte es doch in der Nacht auf knapp über 10° ab – und dort kommt jetzt die Trockenzeit, in der es auch vorkommen kann, dass einige Monate lang keine Wolke am Himmel zu sehen ist. 
  • Straßenschwellen
    Auch die hier sogenannten „highways“ werden immer wieder durch verschiedene Arten von Schwellen unterbrochen, vor allem wenn es Schulen in der Nähe gibt, man sich einem Fußgängerübergang nähert u.s.f. Gewöhnen kann man sich eigentlich nicht daran – Massagen sind aber daher nach einer Autofahrt nicht notwendig, vor allem weil die Logik dieser Maßnahme, die die Geschwindigkeit der Gefährte zumindest kurzzeitig verringert, nicht erklärbar scheint. Und Gebete sind nötig – und zwar dafür, dass der Fahrer die Höhe und damit auch die „Gefährlichkeit“ derselben immer rechtzeitig erkennt und das Tempo nicht über Gebühr verlangsamt …
  • Verkehr
    Ich verstehe zwar unseren Chauffeur nicht, aber auf der Fahrt nach Iringa habe ich mehreres bemerkt: da helfen sich die Verkehrsteilnehmer untereinander, denn die Bilder von „highways“ die wir in uns tragen, halten der Realität in Tansania nicht stand: meist nur zweispurig, relativ hochprozentige Steigungen bzw. Abfahrten [mitunter dann auf drei Spuren in diesem Fall erweitert]. Es wird vom Fahrzeug vor einem links geblinkt, wenn überholt werden kann [Linksverkehr!], rechts wenn es nicht geht; Bussen, die entgegenkommen, wird auf ein gewisses Lichtzeichen, das sie absetzen, mal auch mit Handbewegungen verdeutlicht, was auf sie wartet; der Scherlastverkehr, der mitunter auf den „highways“ das Vorankommen mit mehr als 60 km/h sehr mühsam macht, macht bei diesem Zeugnis des „aufeinander Achtnehmens“ ebenso mit wie Motorradfahrer oder die „Dreirad-Taxis“. Und: alles wird einer besonderen Pflege unterzogen. Immer wieder sehen wir am Straßenrand Menschen, die ihr Fahrzeug gründlich reinigen – angesichts des oft sehr staubigen Untergrunds eigentlich nicht sinnvoll, denke ich mir oft …
  • visitor’s book
    Eine Einrichtung, um die niemand – so scheint es – herumkommt. Uns jedenfalls ist es so ergangen. Kaum aus dem Auto gestiegen hieß es in einem Vorraum des Hauses zu gehen und seinen Besuch durch einen Eintrag zu dokumentieren, wobei es Unterschiede in den Spalten, mal mit, mal ohne Adresse und Telefonnummer etc. gibt.
    Nebenbei: in Uganda ist dies auch wichtig, doch nicht ganz so prioritär.
  • Wasser
    Wie sehr wir uns doch glücklich schätzen können genügend Wasser und das in Trinkwasserqualität zu haben. Oft kam das flüssige Gut hier nur tröpfchenweise aus der Dusche oder wurden Schüsseln und Kübel für’s Waschen bereitgestellt; ganz abgesehen davon dass es auch galt, die Zähne – aus Sicherheitsgründen – mit abgepacktem Trinkwasser zu putzen, so wurde uns dennoch bewusst, welche Mühen es bereiten kann, Wasser zu bekommen, von Trinkwasser eigentlich gar keine Rede: in Kanistern, vielleicht an einer einige Kilometer entfernte Wasserstelle geholt, mehrmals täglich, auf dem Kopf oder aber auf Rädern und Mopeds nach Hause in die Hütten oder die aus Lehm, aus mit nicht gebrannten oder gebrannten Ziegeln gebauten Häuschen mit Stroh oder Wellblech („Reichtum“!), wird es außerhalb der Städte in die Haushalte der Familien transportiert.