Diener des Glaubens

Für die Feier der Amtseinführung der neuen Seelsorger in den Pfarren Kitzeck, Klein, Heimschuh und St. Nikolai am Hochfest der heiligen Diözesanpatrone Rupert und Virgil (Lesung: hatte ich folgende Worte in der Homilie vorbereitet:

  1. Ich komme immer wieder ins Staunen, mit welcher Kraft und Überzeugung jene das Evangelium verkündet und weit ins Land hinein getragen haben, die am Beginn des Christentums in Europa und hier bei uns gestanden sind. Unsere beiden Diözesanpatrone, Rupert und Virgil, können hier auf alle Fälle benannt werden. Das der Botschaft des Glaubens innenwohnende „Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über!“ ist eine Wirklichkeit, die in unseren Tagen – vielleicht neu – zu vertiefen ist. Mitunter habe ich nämlich den Eindruck, dass wir sehr „mundfaul“ geworden sind in Sachen unseres Glaubens, außer wenn es darum geht, zu sagen, Andersgläubige brauchen wir nicht. Und tatsächlich: es ist an der Zeit, die Schätze unseres Christseins neu zu entdecken und zu vertiefen.
  2. Vor etwas mehr als 1 Woche bin ich aus 2 Ländern Afrikas zurückgekommen. Dort habe ich Kirche in ähnlicher Aufbruchsstimmung erlebt – das Festland von Tansania etwa feiert im kommenden Jahr 150 Jahre Ankunft der Missionare. Sie ist noch zutiefst geprägt von diesem genannten Sprichwort. Sie lebt – und wie sie lebt! Um es an einem Beispiel festzumachen: die Diözese Jinja in Uganda hat knapp 800.000 Katholiken, 21 Pfarren und etwas mehr als 100 Diözesan- und Ordenspriester. Wir haben 5 Tage in einer Pfarre gelebt. Diese hat 76 (!) Außenstationen, die von – ehrenamtlichen – sogenannten „Katechisten“ praktisch geleitet werden. Jede/r von diesen – der Pfarrer hat danach getrachtet, dass es mindestens 2 in jeder dieser Stationen sind – fühlt sich für all das, was er als Getaufter und Gefirmter zum Aufbau der „Kirche vor Ort“ beitragen kann, zuständig. Bei den beiden Messfeiern an Werktagen in zwei von diesen Außenstationen waren auch Kinder zu taufen, einmal 72, einmal 53. Die Katechisten haben ihre Arbeit gleichsam dem Pfarrer präsentiert und die Täuflinge samt ihren Familien vorgestellt. Der Pfarrer hatte nur mehr die Daten und die Anwesenheit zu überprüfen und ich konnte diese Babys und Kleinkinder taufen. Was ich damit als Beispiel bringen will ist nicht, dass ich mir für die Steiermark eine solche Struktur wünsche – ich muss natürlich ergänzen: wir haben eine andere Geschichte, wir haben aber auch ein Stück weit das Interesse verloren, um Priester, um gute Priester zu beten und junge Menschen auf die Möglichkeit eines geistlichen Berufes anzusprechen. Nein. Ich wünsche mir aber – und damit komme ich zum Anlass meines Hierseins – sich mit den Getauften und Gefirmten vor Ort um diese „Selbstverständlichkeit“ wieder neu zu kümmern und für den Aufbau von Kirche zu sorgen und darum, dass das gelebt wird, was ihnen aufgetragen ist in der Nachfolge. Dann (!) und nur dann wird auch das Geschenk der Weihe in unseren Breiten wieder neu entdeckt werden. – Und dazu möchte ich Sie ermuntern: Nutzen Sie die Chance mit ihren Seelsorgern, die für einen größeren Bereich nunmehr zuständig sind, so zu leben. Spielen wir uns gegenseitig die Bedeutung unserer Berufung zu!
  3. Dazu aber möchte ich auch Euch beide einladen. Verfallt nicht dem so verführerischen „Ich bin als Priester wichtig“, einem verborgenen Klerikalismus also, der Priester am falschen Platz als notwendig erachtet. Unterstützt die Menschen in ihrer persönlichen Nachfolge und stärkt sie genau darin! Geht mit ihnen Wege des Lebens und als Begleiter in einer offenen und sie bis ins Letzte wertschätzenden Art, auch wenn das Leben gebrochen ist. Und: nehmt euch in Acht davor, nicht das Maß Eurer Spiritualität zum Maß für alle zu nehmen und demnach Euer Predigen, Eure Anforderungen auszurichten. Es muss immer nur das Maß Jesu sein, der klare Worte gesprochen, diese aber in Liebe und Barmherzigkeit gelebt hat.
  4. Daher, liebe Pfarrangehörige! Machen wir wie jene, die am Anfang der Geschichte der Kirche hier bei uns gestanden sind: Lernen wir (neu), unseren Glauben zu teilen! Jenen, den wir selbst leben, um dessen Reichtum wir wirklich wissen. Leben wir diese Schönheit unseres Daseins neu und meinen wir nicht, dass für das Glauben der Pfarrer oder die Religionslehrerin, Pastoralassistent oder Pfarrsekretärin zuständig sind und ich mich nobel „außen vor“ halten kann. Und werden wir – auch wenn die territorialen Räume der Verantwortung für einzelne Amtsträger größer werden – aufgrund der Großartigkeit unserer je eigenen Berufung/en wieder neu „missionarisch“ im besten Sinn des Wortes, denn „Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über“.