Was gibt Sicherheit?

Hier dokumentiere ich die Predigt, die ich am 19. November 2017 am Hl. Berg bei den Karmelitinnen in Bärnbach vorbereitet hatte.

Die Bibelstellen:
1. Lesung: Spr 31,10–13.19–20.30–31;
2. Lesung: 1Thess 5,1–6;
Evangelium: Mt 25,14–30 

1. „Sicherheit“ ist in diesen Monaten in aller Munde. Wenn wir die Nachrichten hören oder sehen, die uns Unsicherheiten aus der ganzen Welt frei Haus liefern, darf und kann man sich darüber auch nicht wundern. Interessant darüber hinaus ist freilich für mich, was Menschen derzeit bereit sind, auf „dem Altar der Sicherheit“ zu opfern. Vor kurzem hat dies der Superintendent in einem Podiumsgespräch mit mir verglichen mit dem mittelalterlichen Ablasshandel: er habe mitunter den Eindruck, dass wir bereit sind, auch den hohen Preis der persönlichen Freiheit dafür zu zahlen, dass wir sicher leben [und das selbst dann, wenn wir selbst nichts dazu beitragen]. Da helfen dann auch Fakten nicht, die belegen, wie sicher eigentlich unser Dasein hier in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern ist. Es geht um ein Gefühl – und gegen Ge-fühle, auch das der Angst, kann nicht argumentiert werden.
2. Wie ehrlich und dem wirklichen Leben entsprechend da doch die Bibel ist: „Während die Menschen sagen: Friede und Sicherheit!, kommt plötzlich Verderben über sie wie die Wehen über eine schwangere Frau, und es gibt kein Entrinnen“ haben wir eben in der 2. Lesung des heutigen Sonntags gehört. Die Wirklichkeit des Menschen wird gerade ob des Wis-sens darum, dass unser Leben hier angesichts des Todes ein ganz und gar unsicheres ist, bis ins Letzte ernst genommen. Die Botschaft der Bibel angesichts der Bedrohungen in der Welt und des persönlichen Daseins ist „hoffnungsvolle Er-wartung“. Diese ist möglich, weil wir um Gott wissen, der als der Ewige eben einen größeren Überblick über alles hat als wir in die Zeit Eingeengte.
3. Dieser allgemein beschriebene Satz erweist seine Wirksamkeit im Kleinen des Alltags, denn Hoffnung will mit Aufmerk-samkeit gelebt sein, auch in dem Sinn, dass wir bereit sind, im Augenblick des Jetzt IHM zu begegnen – so wie hier in der Feier der Eucharistie, das mehr ist als die Feier eines Mahles unter Gleichgesinnten. Es ist Begegnung mit dem Lebendi-gen schlechthin, der uns für unser Leben in dieser Welt mit der Hoffnung Seiner Nähe stärkt – das Zeichen der eucharisti-schen Gaben sind hierfür buchstäblicher Erweis, aber auch Sein stärkendes Wort, das uns eben heute aufmerksam macht darauf macht, nicht einfach nur in den Tag hinein zu leben. – Aufmerksam gelebte Hoffnung bedeutet im Alltag unseres Daseins aber auch, dass wir ernst machen damit, dass wir jedem Menschen, der uns entgegentritt, eigentlich nur dann in rechter Weise begegnen, wenn wir ihn als Anruf, als An-gehen Gottes in unserem Leben ernstnehmen, trägt doch jeder Mensch Seinen, Gottes, Abglanz in sich. Damit aber sagen wir auch, dass wir uns zutiefst dazu verpflichtet wissen, diesen innersten Kern im Anderen wahr-, an- und bis ins Letzte ernst zu nehmen. Damit überwinden wir zugleich den Blick auf bloß uns und unsere Lebenswelt, öffnen uns und sind damit auf das hin aufgetan, was auf uns zu-kommt.
4. Nutzen wir die Chance, gerade der Feier der Sakramente, uns immer tiefer und tiefer in das einzusenken, was Begegnung im allgemeinen an Tiefe in sich trägt – und wir werden die Entdeckung machen: so aufmerksam und damit auch mit Zu-kunftsperspektive zu leben, lässt uns hoffen, überwindet Angst, weil es eben mitten in dieser Welt nicht nur um uns, son-dern um Ewigkeit geht.