Alle können etwas beitragen zur Zukunft der Kirche

Im Advent besuche ich das „Priesterheim“, das Alten- und Pflegeheim unserer Diözese für die Priester. Für die gemeinsame Messfeier hatte ich diese Predigt vorbereitet:

  1. Lassen wir uns doch einmal die Worte des heutigen Tagesgebetes „auf der Zunge zergehen“: „Durch die Geburt deines Sohnes aus der Jungfrau Maria hast du vor der Welt deine Herrlichkeit offenbar gemacht. Lass uns das unfassbare Geheimnis der Menschwerdung in unverfälschtem Glauben bewahren und in liebender Hingabe feiern“. Als Priester dient Ihr diesem Geheimnis tagaus, tagein. Als Getaufte gilt es, die Wirklichkeit des Mensch gewordenen, des „heruntergekommenen“ Gottes (Klaus Hemmerle) ernst zu nehmen und sich immer neu darin zu vertiefen. Denn damit gibt Gott selbst uns einen Weg vor, die wir uns in der Nachfolge wissen. Er bedeutet, nicht zunächst uns zu suchen – wir sind längst gefunden durch die Liebe, die Gott uns erwiesen hat (!), sondern es gilt den Anderen bzw. die Andere zu suchen. In jedem Menschen gilt es das „Gramm Gold“ (sel. Mutter Theresia Scherer) zu entdecken, mit dem wir Gottes Ebenbildlichkeit umschreiben könnten.
  2. Mit anderen Worten ausgedrückt: es geht in der Verkündigung nicht um Selbstbehauptung, um etwas, das wir den Menschen „aufzuzwingen“ hätten. Es geht darum, es Gott gleich zu tun: sich selbst verlieren und auf den Nächsten hin ver-lassen. Im wahrsten Sinn des Wortes: Mit-leben, -leiden, -freuen, -hoffen, -sehnen, -heulen, -lachen, denn „allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten“ (1Kor 9,22). Die Selbstlosigkeit und damit auch die Logik der Liebe – wie sie uns in der Menschwerdung begegnet – gilt es verstärkt und vertieft in unserer Welt zu leben, wie sie sich uns darbietet. Das Zukunftsbild, das ich am Beginn der Feiern zum 800. Geburtstag unserer Diözese veröffentlicht habe, möchte uns anleiten, diese innere Wirklichkeit von Kirche zu leben und damit eine Kirche zu sein, die von der weihnachtlichen Botschaft zuinnerst geprägt ist, eine Kirche die eben „die Ränder“ sucht, eine Kirche die sich nicht damit zufriedengibt einfach in unserer Welt da zu sein, eine Kirche die sich aufmacht aus den Komfortzonen in denen wir es uns eingerichtet haben, eine Kirche die sich wirklich versteht als Gemeinschaft derer, die von Gott in der Nachfolge Jesu Christi geeint sind.
  3. Ich bitte Euch, die Priester hier in unserem Priesterheim, ich bitte Euch, die Bewohnerinnen und Bewohner hier im Annaheim um das Gebet für unsere Diözese und für diesen notwendigen Schritt in der Entwicklung unserer katholischen Kirche in der Steiermark. Denn alle in ihr, Laien und Kleriker, alle Getauften sind dazu berufen, für IHN Zeugnis zu geben, der gekommen ist, zu dienen. Und auf diesen, Seinen Dienst wartet die Welt.