Ein Kreuz in der Öffentlichkeit

In Kapfenberg habe ich heute, am Palmsonntag-Abend ein Osterkreuz gesegnet. Für diese Feier hatte ich diese Predigt vorbereitet (die Schriftlesungen: Hebr 4,14-16; 5,7-9 und Joh 19,17-30):

  1. Das Kreuz begegnet uns oft im eigenen Leben. Das Kreuz begegnet uns in unserer Heimat immer und immer wieder auch in der Öffentlichkeit – und das ist gut so. Denn: so wie Jesus als Mensch gelitten hat, so wie er das Kreuz auf sich genommen hat, so ergeht es auch vielen im Leben unserer Welt von heute. Das Zeichen des Kreuzes erinnert die Menschen eigentlich daran, dass es einen Zufluchtsort gibt für alle, die nicht mehr weiterwissen – und das ist gut so in einer Welt, in der es scheinbar nur zählt, erfolgreich und immer „voll gut drauf“ zu sein. Es erinnert die Menschen daran, dass Leiden und auch Tod alles andere als Betriebsunfälle des Daseins sind – und das ist gut so in einer Welt, die scheinbar nicht mehr sich der Wirklichkeit des Todes stellen will, obwohl oder weil (?) sie ihn tagaus, -ein hunderte Male frei Haus geliefert bekommt – in Zeitung, Radio und Fernsehen. Es erinnert die Menschen daran, dass es einen Ort gibt, an dem Ausgrenzungen, an den Rand geschoben und nicht beachtet sein, an dem arm sein nicht beiseitegeschoben, sondern akzeptiert und damit als zentral wahrgenommen wird – und das tut einer Welt gut, in der die Reichen und Schönen oft die Orte in der Mitte besetzen. Es erinnert die Menschen daran, dass es da vor nunmehr 2.000 Jahren einen gegeben hat, der all das durch das Tragen eines Kreuzes zu seiner eigenen Hinrichtungsstätte auch im Zeichen auf sich genommen und ausgelitten hat. Gerade deswegen ist der Mensch gewordene Sohn Gottes einer, der „alle an sich gezogen“ hat, weil alle Menschen in ihren Nöten und Leiden plötzlich nicht alleingelassen sich fühlen müssen, sondern sich in Jesus aus Nazareth ganz angenommen erfahren.
  2. Mehr noch: das Zeichen des Kreuzes schlagen wir uns selbst des öfteren über unser Leben. Es wird damit zur Erinnerung, was uns zuinnerst prägt: nicht das „sich über dem anderen wähnen“, sondern das „aus Liebe“ sich hingeben. – Gerade deswegen finde ich es nicht nur passend, sondern höchst angebracht, dass dies im Jubiläumsjahr unserer Diözese weithin sichtbar als Botschaft der Nähe und Liebe Gottes in diese Welt hinein gestrahlt wird. Ich danke den Initiatoren und jenen, die Hand angelegt haben und damit uns alle daran erinnern, woraus wir als Menschen leben, was der Kern unseres Christseins eigentlich ist. – Werden wir nicht müde, diese Botschaft des sich angenommen Wissens bei und von Gott noch mehr in Zukunft in unsere Lebenswelten hineinzutragen. Ja: „Säen wir Zukunft!“ durch die Botschaft des Evangeliums – in Kapfenberg und bis an die Grenzen der Erde!