Eine lästige Freundin

Der am 31.8.2012 verstorbene frühere Erzbischof und Kardinal von Mailand, Carlo Maria Martini nannte seine Parkinson-Erkrankung „eine lästige Freundin“. Im Buch „Wenn das Wort verstummt“ werden die Jahre des Lebens mit dieser Wegbegleiterin auf berührende Art und Weise von seinem Sekretär geschildert. Mir ist bei der Lektüre ein Mensch begegnet, nicht zunächst ein „Kirchenfürst“ – er will ja auch nur „padre“ genannt werden. Mir ist da einer entgegengetreten, der in einer ganz speziellen Zeit seines Lebens sein persönliches „Ja zu Gott“, seinen Glauben also immer wieder erneuert hat. Und das baut auf. Sein gelebtes Christsein bis zu den letzten Atemzügen sagt mir: das ist das eigentlich Wichtige, das gilt es zu leben. Nicht Ämter und Würden bringen „mich“ und „uns“ auf dem Weg mit und zu Gott weiter – auch keinen Österreicher, für den diese Dinge angeblich wichtig sind -, sondern einzig und allein das Streben nach Heiligkeit. Mit seinem Abschiednehmen – wortlos – hat Kardinal Martini, den zeitlebens unter anderem „Wortgewaltigkeit“ ausgezeichnet hat, Kirche erneuert und „weiter gebracht“. Danke für dieses Zeugnis!