Nicht weg, sondern da

Bei den Karmelitinnen am Heiligen Berg in Bärnbach hatte ich am heutigen Festtag „Christi Himmelfahrt“ folgende Predigtgedanken vorbereitet:

Früher war es vorgesehen, dass während bzw. nach der Verkündigung des Evangeliums zu Christi Himmelfahrt die Osterkerze ausgelöscht wurde. Dies war sichtbares Zeichen, so jedenfalls die Deutung, dass Jesus (als der Auferstandene) nicht mehr bei den Seinen hier in dieser Welt war. Die Liturgiereform hat diese Regel – zu Recht meine ich – aufgehoben, denn das heutige Evangelium spricht eigentlich eine andere Sprache. Es gilt nur, sie zu vernehmen und richtig zu deuten. Hier am Ende des 1. Buches des lukanischen Doppelwerkes heißt es: „Während er sie segnete verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben.“ „Versteckt“ und dennoch deutlich (!): im Zeichen des Segens, also des Nahe-Seins (Segen oft ja zeichenhaft mit Handauflegung verbunden) setzt sich Jesus zur Rechten des Vaters. Am Beginn des zweiten Werkes schildert Lukas dann diese Nähe durch die Engel: Boten Gottes machen deutlich, dass er wiederkommen wird, sagen aber allein durch ihr Da-Sein schon aus, dass Gott selber mitten in der Welt erfahrbar ist. Demnach: Christi Himmelfahrt ist alles andere als „Der Herr hat uns verlassen!“ In verschiedenen Bildern wird geschildert: Er lässt seine Jünger, die Seinen also, nicht allein. Er ist und bleibt nahe, wenn auch ganz anders als zu den Tagen als er mit seinen Jüngern auf dieser Erde umherzog. – Diese Botschaft gilt auch uns. Denn es ist Frohe Botschaft hinein gesagt in unsere Zeit. „Der Herr verlässt uns nicht! – Er ist und bleibt unser Wegbegleiter – durch alle Stürme und Wirrnisse dieser Zeit hindurch!“ So wie damals nach der Auferstehung, nach Himmelfahrt und Pfingsten, nichts mehr gleich war für die JüngerInnen, sie aber den-noch im Vertrauen auf Seine Nähe gelebt und gewirkt haben (im Übrigen bezeugt dies ja eindeutig die ganze Apostelgeschichte!), so (und daher ganz gleich [!]) heißt es auch für die Generation der Christen heute, dieses (!) und kein anderes Vertrauen zu leben. Auch wenn es nicht angenehm ist/scheint: ich habe die Vermutung, dass dem nicht immer ist. Es reicht der Blick in kirchliche Lebensfelder von heute und die kritische Reflexion auf das, womit wir uns beschäftigen. Da laufen wir tatsächlich Gefahr – und hier rufe ich Paul Zulehner in Erinnerung, der von der Gefahr des „ekklesialen Atheismus“ schon Ende der 70iger-Jahre des vergangenen Jahrhunderts gesprochen hat – Kirche zu organisieren und meinen, wenn alles perfekt wie am Schnürchen läuft, wären wir aus dem Schneider. Wir entdecken: da macht uns Gott immer wieder einen Strich durch die Rechnung. – Oder: zum Silbernen Bischofsjubiläum von Altbischof Johannes sprach Bischof Kamphaus auf einer Wallfahrt in Mariazell zu den Priestern und sprach dort von der Gefahr der Kirche heute heute, Kirche her-stellen statt dar-stellen zu wollen. Vielleicht hat er da auch die tatsächlich große, keineswegs aber in der Hierarchie wichtigste und größte Sorge angesprochen, die Sorge um Priester und die „Versorgung“ der Pfarren („versorgen“ klingt ja nach ‚ machen‘, oder?).
Das worum es geht und uns allen zu gehen hat ist einfach: im Vertrauen auf Seine Nähe, sein Mit-Uns-Sein Kirche zu sein. Und das geschieht auch hier auf vielfältige Art – ob alles perfekt organisiert ist oder nicht: durch einfaches [Lebens-]Zeugnis genauso wie in der Arbeit, bei Gebetsrunden genauso wie in der einfachen Hilfe wo es nötig ist – Die gilt es zu stärken.