Besondere Sätze

In meinem persönlichen Unterwegs-Sein wurde und werde ich von vielen begleitet. Nicht nur persönlich, auch in und durch Gedanken. Hier soll Platz sein für Aussprüche und Sätze, die andere gesagt haben, die mich berührt haben und daher mir wegweisend geworden sind – jenseits der Richtung gebenden Worte der Bibel …
  • „Wenn das, was ich für euch bin, mich erschreckt, gibt mir das, was ich mit euch bin, Zuversicht.
    Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ.
    Bischof ist die Bezeichnung einer Aufgabe,
    Christ ist die Bezeichnung einer Gnade,
    einer Auszeichnung, die man empfängt.
    Das eine bezeichnet die Gefahr, das andere das Heil.

    Augustinus von Hippo, Sermo 340,1
  • „Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe.
    Hemmerle, Klaus: Was fängt die Jugend mit der Kirche an? Was fängt die Kirche mit der Jugend an?, in: Internationale Katholische Zeitschrift 12 (1983) 306-317, hier: 309.
  • „In unserer Welt der Theorien und Funktionen erwacht ein neuer Hunger nach Ursprünglichkeit, Echtheit, Erfahrung. In vielfältigen, oft ungeklärten Formen bricht gerade in der jungen Generation eine religiöse Sehnsucht auf. Nicht selten gerät solche Sehnsucht aber in Engführungen. Entweder man konzentriert sich nur auf die Tiefe der eigenen Existenz, sucht gegen alle Entfremdung das bessere, tiefere Selbst, oder aber man schließt sich Jesus an, einem Jesus freilich, der nur Vorbild, nur Ideal ist und so letztlich bloß zu einer ethischen Anstrengung, zu einem neuen Humanismus herausfordert.
    [6] Jesus in der Mitte, das ist die Alternative. Hier stößt der Mensch durch zur Freiheit von sich, hier durchbricht er die Konzentration auf sich selbst. Es geht um ein lebendiges Du, und es geht um dieses Du in menschlicher Gemeinschaft. Dieses Du aber ist nicht ein Jesus, der gewesen ist, sondern der Gekreuzigte und Auferstandene, der hier und jetzt in seiner Kirche lebt.
    So oft führen religiöse Impulse und Aufbrüche weg von der Institution Kirche. Hier aber gewinnt eine Erfahrung Gestalt, die schon ungezählte Menschen wieder in die Kirche hineinführte und die ein neues Verhältnis auch zum Amt, zum Dogma, zu den Sakramenten eröffnet. Allerdings ist Jesus in der Mitte derer, die in seinem Namen versammelt sind, nicht nur eine Vorform von Kirche, sondern das Bleibende von Kirche. Wir können und dürfen, solange diese Geschichte währt, nicht auf Amt und Dogma und Sakrament verzichten. In der Vollendung aber werden diese Formen zurücktreten hinter dem, was sie vermitteln. Und dies wird bleiben: der Herr selbst, unmittelbar angeschaut, unmittel­bar lebendig inmitten der Gemeinschaft der Heiligen.
    Das Endgültige, die absolute Zukunft bricht dort schon jetzt in die Schatten, ins Vergehen, in die Zeit hinein, wo Glaubende so miteinander eins sind, daß der Herr in ihrer Mitte ist. Und nur wo das Ziel anschaubar ist, wird auch plausibel, warum es der Wege und Mittel zu diesem Ziel bedarf. Und [7] umgekehrt: Umbrüche in der Gesellschaft können die Wirkmöglichkeit der Kirche aufs äußerste gefährden und verkürzen: Gemeinschaft aber der zwei oder drei mit dem Herrn in ihrer Mitte bleibt die unzerstörbare, lebendige Zelle von Kirche.“
    Hemmerle, Klaus: Vorwort, in: Lubich, Chiara: Mitten unter ihnen. Der auferstandene Christus in der Gemeinschaft, München-Zürich-Wien: Neue Stadt 4. Aufl. 1989, 5-7.

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