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Priestersein in Umbruchszeiten

Die Veränderungen, die nach der Synode in Trier begonnen wurden, veranlassten Bischof Stefan dazu seinen Priestern einen ausführlichen Brief zu schreiben, in dem er über die Erwartungen an den priesterlichen Dienst in einer Zeit rasanter Veränderungen und  damit verbundene Herausforderungen schreibt. Ziel ist eine Vergewisserung, was es heute bedeutet, Priester zu sein.

Diener des Glaubens

Für die Feier der Amtseinführung der neuen Seelsorger in den Pfarren Kitzeck, Klein, Heimschuh und St. Nikolai am Hochfest der heiligen Diözesanpatrone Rupert und Virgil (Lesung: hatte ich folgende Worte in der Homilie vorbereitet:

  1. Ich komme immer wieder ins Staunen, mit welcher Kraft und Überzeugung jene das Evangelium verkündet und weit ins Land hinein getragen haben, die am Beginn des Christentums in Europa und hier bei uns gestanden sind. Unsere beiden Diözesanpatrone, Rupert und Virgil, können hier auf alle Fälle benannt werden. Das der Botschaft des Glaubens innenwohnende „Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über!“ ist eine Wirklichkeit, die in unseren Tagen – vielleicht neu – zu vertiefen ist. Mitunter habe ich nämlich den Eindruck, dass wir sehr „mundfaul“ geworden sind in Sachen unseres Glaubens, außer wenn es darum geht, zu sagen, Andersgläubige brauchen wir nicht. Und tatsächlich: es ist an der Zeit, die Schätze unseres Christseins neu zu entdecken und zu vertiefen.
  2. Vor etwas mehr als 1 Woche bin ich aus 2 Ländern Afrikas zurückgekommen. Dort habe ich Kirche in ähnlicher Aufbruchsstimmung erlebt – das Festland von Tansania etwa feiert im kommenden Jahr 150 Jahre Ankunft der Missionare. Sie ist noch zutiefst geprägt von diesem genannten Sprichwort. Sie lebt – und wie sie lebt! Um es an einem Beispiel festzumachen: die Diözese Jinja in Uganda hat knapp 800.000 Katholiken, 21 Pfarren und etwas mehr als 100 Diözesan- und Ordenspriester. Wir haben 5 Tage in einer Pfarre gelebt. Diese hat 76 (!) Außenstationen, die von – ehrenamtlichen – sogenannten „Katechisten“ praktisch geleitet werden. Jede/r von diesen – der Pfarrer hat danach getrachtet, dass es mindestens 2 in jeder dieser Stationen sind – fühlt sich für all das, was er als Getaufter und Gefirmter zum Aufbau der „Kirche vor Ort“ beitragen kann, zuständig. Bei den beiden Messfeiern an Werktagen in zwei von diesen Außenstationen waren auch Kinder zu taufen, einmal 72, einmal 53. Die Katechisten haben ihre Arbeit gleichsam dem Pfarrer präsentiert und die Täuflinge samt ihren Familien vorgestellt. Der Pfarrer hatte nur mehr die Daten und die Anwesenheit zu überprüfen und ich konnte diese Babys und Kleinkinder taufen. Was ich damit als Beispiel bringen will ist nicht, dass ich mir für die Steiermark eine solche Struktur wünsche – ich muss natürlich ergänzen: wir haben eine andere Geschichte, wir haben aber auch ein Stück weit das Interesse verloren, um Priester, um gute Priester zu beten und junge Menschen auf die Möglichkeit eines geistlichen Berufes anzusprechen. Nein. Ich wünsche mir aber – und damit komme ich zum Anlass meines Hierseins – sich mit den Getauften und Gefirmten vor Ort um diese „Selbstverständlichkeit“ wieder neu zu kümmern und für den Aufbau von Kirche zu sorgen und darum, dass das gelebt wird, was ihnen aufgetragen ist in der Nachfolge. Dann (!) und nur dann wird auch das Geschenk der Weihe in unseren Breiten wieder neu entdeckt werden. – Und dazu möchte ich Sie ermuntern: Nutzen Sie die Chance mit ihren Seelsorgern, die für einen größeren Bereich nunmehr zuständig sind, so zu leben. Spielen wir uns gegenseitig die Bedeutung unserer Berufung zu!
  3. Dazu aber möchte ich auch Euch beide einladen. Verfallt nicht dem so verführerischen „Ich bin als Priester wichtig“, einem verborgenen Klerikalismus also, der Priester am falschen Platz als notwendig erachtet. Unterstützt die Menschen in ihrer persönlichen Nachfolge und stärkt sie genau darin! Geht mit ihnen Wege des Lebens und als Begleiter in einer offenen und sie bis ins Letzte wertschätzenden Art, auch wenn das Leben gebrochen ist. Und: nehmt euch in Acht davor, nicht das Maß Eurer Spiritualität zum Maß für alle zu nehmen und demnach Euer Predigen, Eure Anforderungen auszurichten. Es muss immer nur das Maß Jesu sein, der klare Worte gesprochen, diese aber in Liebe und Barmherzigkeit gelebt hat.
  4. Daher, liebe Pfarrangehörige! Machen wir wie jene, die am Anfang der Geschichte der Kirche hier bei uns gestanden sind: Lernen wir (neu), unseren Glauben zu teilen! Jenen, den wir selbst leben, um dessen Reichtum wir wirklich wissen. Leben wir diese Schönheit unseres Daseins neu und meinen wir nicht, dass für das Glauben der Pfarrer oder die Religionslehrerin, Pastoralassistent oder Pfarrsekretärin zuständig sind und ich mich nobel „außen vor“ halten kann. Und werden wir – auch wenn die territorialen Räume der Verantwortung für einzelne Amtsträger größer werden – aufgrund der Großartigkeit unserer je eigenen Berufung/en wieder neu „missionarisch“ im besten Sinn des Wortes, denn „Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über“.

Nachdenkliche erste Zusammenschau afrikanischer Eindrücke

Wenn am vergangenen Sonntag Kanzlerin Merkel bei der Eröffnung des Weltfriedenstreffens der Bewegung „Sant‘ Egidio“ unter anderem davon gesprochen hat, dass Religionsgemeinschaften und Kirchen in erster Linie für humanitäre Lösungen von Problemen einsetzen und damit unersetzliche Partner in der Entwicklungszusammenarbeit für die Politik seien, wobei vor allem für Europa Afrika in den Blick zu nehmen ist (1), dann spricht sie damit eine Wirklichkeit an, die ich nach 2 Wochen „Erfahrung“ im Osten Afrikas eigentlich nur bestätigen kann. Ja: die Kirche/n ist/sind – bei allem, was auch dort zu verbessern ist und in vergangenen Zeiten nicht immer dem Evangelium entsprechend war, heute Anwälte für die Menschen. Und damit ihrer Würde. – Dieses Bild möchte ich mit nach Hause nehmen in unsere Heimat um auch deutlich zu machen: Lassen wir uns auch (!) von den Erfahrungen derer, die sich für das Evangelium in Afrika engagieren, ihre Sichtweisen so mancher Fragestellungen erläutern. Bei weitem nicht immer wissen wir es besser – da klingt eher manchmal noch Vergangenes Umgehen Europas mit dem Rest der Welt durch. Ganz zu schweigen von den wirtschaftlichen Abhängigkeiten etc., in denen die industrialisierte Welt nach wie vor afrikanische Staaten belassen will. So wie Europa eine Seele braucht (J. Delors), so braucht diese auch die Wirklichkeit der einen Welt:         „Angesichts immer globalerer Räume und der Furcht vor Invasionen kommen alte Schrecken von neuem zum Vorschein.“ meinte bei der Eröffnung des Treffens auch der Gründer der Gemeinschaft Sant‘ Egidio Andrea Riccardi (1).

Seit ich erstmals meine Füße auf afrikanischen Boden vor etwas mehr als 2 Wochen gesetzt habe, wird mir dies immer deutlicher: Ja, die Christen und damit die Kirche/n haben ein weltweites Netzwerk von authentischen Berichten, was sich wirklich abspielt vor Ort, um es plakativ auszudrücken. Deren Sichtweise überschneidet sich vielleicht nicht zur Gänze mit dem, was bei uns veröffentlicht wird, trägt aber mit Sicherheit zu einem umfassenderen Blick bei. Und dieser Herausforderung müssen (!) wir uns stellen, um nicht den Algorithmen der sozialen Medien zu verfallen und nur mehr das als „wahr“ zu erklären, was uns durch diese als einzige Realität vorgegaukelt wird, eigentlich aber nichts anderes macht als die eigene Meinung zu bestätigen. Ich jedenfalls habe so manches in meinem Verständnis von Afrika „umbauen“ müssen und verstehe nunmehr den Begriff „Entwicklungszusammenarbeit“ im Unterschied zur bloßen, vielleicht – ohne es zu wollen – von ‚oben herab‘ empfundenen Entwicklungshilfe – besser. Es geht um die Achtung der Würde des Menschen, um Begegnung auf Augenhöhe, um Ernstnehmen eines vielleicht anderen Blickwinkels auf dieselben Fragestellungen, und um alles andere als „Besserwisserei“. Was dient den Menschen wirklich unmittelbarer – und das ist eben mehr als das Ankurbeln der Wirtschaft, so sehr dies auch notwendig ist.

Zugleich habe ich die Entdeckung machen dürfen, wie sehr der Glaube hier das Menschsein vertieft und selbstverständlich ist für das was Entwicklung heißt. Wir in Europa sind oft jene, die das eine vom anderen „säuberlich“ trennen wollen, aber vieles an Hilfestellung kirchlicher Projektpartner in der Entwicklungszusammenarbeit ist nur auf dem Hintergrund gelebter Nachfolge Jesu Christi zu verstehen. Damit Kirche sich von anderen NGOs unterscheidet: aus dem Antrieb des Evangeliums gehen wir so und nicht anders auf die Welt zu, das Evangelium und seine befreiende Botschaft sind es, die uns in jedem/r Nächsten Schwester bzw. Bruder zu sehen lehren – und das kann und darf nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden. Auch deswegen nicht, weil wir bekennen, dass Christus der „vollkommene Mensch“ ist und in IHM sich daher unser Verständnis des Menschen in der Welt wie in einem Brennglas fokussiert. Christus ist eben ganz Gott und (!) ganz Mensch – beides kann nicht einfach auseinanderdividiert werden: das Sezieren würde in die Irre führen. So kann eben auch Menschsein und als Glaubender Mensch sein nicht fein säuberlich in die eine oder andere Waagschale gegeben werden: als Mensch sind wir Christen und haben Christus als Gewand angelegt, wie es in einem alten Hymnus der Taufe wunderschön heißt. Weil wir uns in Christus als Schwestern und Brüder weltweit verstehen sind wir verpflichtet, einander beizustehen, dass Leben und dass eben auch Leben im Glauben möglich ist und frei möglich ist. Die religiöse Dimension in der Entwicklungszusammenarbeit auszublenden würde dem ganzheitlichen Verstehen des Menschen widersprechen. Nur so ist es möglich, dass Kirche hier die größte Hilfeleisterin in Sachen AIDS ist, dass Kirche hier für die Rechte der Menschen unermüdlich in vielen Projekten eintritt und sich engagiert und Netzwerke schafft auch gegen so manche zunehmende politische Verengung. Darüber hinaus muss einfach zur Kenntnis genommen werden – ob es uns im reichen Europa passt oder nicht: mehr als 1,3 Mio. flüchtende Menschen hat derzeit Uganda aus dem Südsudan aufgenommen: alle sind biometrisch erfasst und allen wurde zumindest ein kleines Stück Land zugewiesen, damit sie sich selbst versorgen können – Menschlichkeit, Verbundenheit etc. stehen da unter den Ärmsten der Armen auf der Tagesordnung.

Natürlich habe ich nur einen kleinen Ausschnitt von Afrika in einigen Tagen gesehen. Natürlich verstehe ich nach den beiden Wochen in Uganda und Tanzania die afrikanische Welt nicht zur Gänze. Natürlich weiß ich, dass hier vieles nicht rund läuft. Natürlich habe ich so manches an Fragestellungen mit der Delegation und unseren Gesprächspartnern kritisch beleuchtet. Natürlich können wir als Diözese Graz-Seckau nicht die ganze Welt „retten“. Natürlich wissen wir um so manche Schwierigkeiten in der politischen Entwicklung. Natürlich nimmt die Kirche, wiewohl sie hohes Ansehen genießt in der Person ihrer Verantwortungsträger nicht immer und sofort zu allen Ungerechtigkeiten Stellung. Natürlich … – das Lamento könnte wohl seitenlang fortgesetzt werden. Aber – und diese Geschichte hat der Kuratoriumsvorsitzende des „Welthaus Graz“, Dr. Johann Pfeifer am vergangenen Sonntag beim Fest in Iringa zum besten gegeben: der Kolibri, ein ganz kleiner Vogel, der das Feuer im Busch, vor dem alle anderen Tiere einfach geflüchtet sind, mit Wasser in seinem Schnabel zu löschen versucht und dafür von den anderen einfach ausgelacht wird, meint: „Das, was ich tun kann, das tue ich“. Und deswegen wird mir nach den Erfahrungen der letztjährigen größeren Reise nach Vietnam und Südkorea auch heuer deutlich: die Luft anderer welt-kirchlicher Erfahrungen lässt mich nach meiner Rückkehr deutlich spüren: Die Botschaft des Evangeliums braucht diese Welt – und wir dürfen sie in unserer Heimat Europa als Frohe Botschaft bezeugen! Verlassen wir ruhig unsere Schneckenhäuser, in die wir uns als Katholiken mitunter zu verkriechen scheinen, weil sich halt die Welt und damit in ihr auch das und der Glauben der Menschen ändert: unsere Botschaft ist eine, die zu dem führt, was wir in der religiösen Sprache „Heil“ nennen. Und Heilung braucht so vieles in der Welt, bei uns in der kleinen und auch in der großen unseres gemeinsamen Hauses Erde. Leben wir das Evangelium!

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(1) https://www.kathpress.at/goto/meldung/1543025/merkel-eroeffnete-weltfriedenstreffen-von-santegidio-in-muenster

Uganda und Tansania – eine Art „wordrap“

Zum Abschluss unserer Reise einige „wichtige“ Erkenntnisse – ungeordnet, aber nach dem Alphabet- und in aller Kürze:

  • Armut
    Sie ist tatsächlich vielfach zu sehen. Interessant ist nur, dass auf die Frage, welchen Herausforderungen sich Ordensfrauen in Uganda und Tansania derzeit gegenübersehen, das Gelübde der Armut als erstes benannt wurde. Zum einen, weil durch einen Ordenseintritt eben auch eine gewisse Absicherung gegeben ist und daher der Abstand zu „gelebter Armut“ größer wird, zum anderen aber auch deswegen, weil in der Kultur hier eben auch die Versorgung der Eltern, die für die Kinder obere Pflicht ist, mit der Profess und damit dem Einbringen von allem, was man hat, in die Gemeinschaft, ein anderer Zugang zu leben ist.
  • Bananen
    sind beinahe das, was für uns Erdäpfel bedeuten. (Fast) Kein Essen ohne auf irgendeine Art und Weise zubereitete Kochbananen – und die uns bekannte Art dann auch noch als Nachtisch …
  • fake news
    In sozialen Medien machte während unseres Aufenthalts in Morogoro das Gerücht die Runde, dass der Bischof gestorben sei. Am Morgen danach teilte mir der Generalvikar mit, dass er den ganzen vorangehenden Tag damit beschäftigt war, diese in diversen Medien zu zerstreuen und hierzu sogar eine Zeitlang Rede und Antwort im Radio gestanden war. – Wie sehr sich doch Wirklichkeiten ähneln, dachte ich mir.
  • Gastfreundschaft
    Die Waagen werden zu Hause wohl das eine oder andere Kilogramm mehr anzeigen, so sehr wurde unser da Sein hier aufgenommen. Die Freude (und wohl auch der Stolz) darüber, dass wir uns auch um die kümmern, denen wir – materiell oder sonst wie – helfen, drückte sich durch Festessen aus, auch im entlegensten Winkel.
  • Grün
    Uganda begegnete uns mit Grün in allen möglichen Schattierungen – einfach schön. Doch auch dem Klima geschuldet, das – zumindest in der Gegend, die wir besucht haben – 2 Ernten zulässt und damit vielen Bauern das Einkommen ermöglicht und dieses auch leicht/er. In Tansania hingegen war es – bis auf den Küstenstreifen eher trocken, kein Wunder bereisten wir das Nachbar-Land doch auch zu Beginn der Herbst-Trockenzeit; auch ist die Ernte eher eine einmalige und daher es auch für die Bauern beschwerlicher, sich ihr Ein- und damit auch Auskommen zu sichern.
  • Kinderlachen
    Vielen Kindern sind wir über den Weg gelaufen. Sie konnten gar nicht so arm sein, dass sie nicht – nach erstem scheuen Zögern – einfach gelacht und mit uns Spaß gemacht hätten. Natürlich wissen wir um ihre oft alles andere als rosigen Zukunftsaussichten, doch haben wir auch „gelernt“, dass wir unseren Beitrag zu (Aus-)Bildung leisten müssen, damit ihnen etwa in Arbeit ein wenig Lebensqualität gesichert werden kann. Beten wir, dass die Verantwortungsträger vor Ort und jene in der ganzen Welt immer deutlicher erkennen, dass Menschen ihre Würde auch sichtbar (er)leben können sollen
  • „kitschige Heiligenbilder“
    Auch wenn diese oft nicht unser Geschmack sind, sie bringen eine Gläubigkeit zum Ausdruck, die wohl nicht oberflächlich ist. „Nicht zu glauben“ ist hier einfach undenkbar, wie etwa im Gespräch mit dem Generalvikar von Morogoro deutlich wurde. – Und damit: wie lebe ich, wie leben wir unseren Glauben an Gott, unsere Nachfolge?
  • Korruption
    Ein bekanntes Thema. Erst jüngst wurden die Einkommen der Staatsbediensteten, etwa bei der Polizei, um einiges erhöht, damit mit dem Lohn sich jemand auch wirklich erhalten kann. Während wir Uganda bereisten streikten etwa die Staatsanwälte ob der Arbeitsbedingungen und bekamen von der Regierung Dienstwägen zugeteilt, damit sie in den voneinander weit entfernten und oft nur schwer erreichbaren Orten ihrer Arbeit einigermaßen geordnet nachgehen können. – Das Thema steht daher auch der Tagesordnung. Doch mir scheint, es braucht noch vieles, dass sich hier was ändern dürfte.
  • Mobilfunk
    Wohl eine der wirklich segensreichen Entwicklungen, da beinahe jeder Ort zumindest mit einem Mobilfunkbetreiber erreichbar ist. Daher ergeben sich Chancen der Kommunikation, gerade wenn man „offroad“ zu Hause ist …
  • Moskitonetz
    Jedes Bett hat es. Damit ein ruhiger Schlaf möglich ist. – Tagsüber dann die offen getragene Haut mit Mückenspray einreiben usw. usf. Vorsichtsmaßnahmen, die bekannt sind und vor dem Stich der Moskitos und damit ggf. der Malaria zu schützen. Ungewohnt, aber zweckdienlich. Und irgendwann einmal tauchte die Frage auf, ob es nicht durch den Klimawandel auch bei uns angesichts der Temperaturänderungen notwendig sein wird?
  • Musik
    Das Leben ist eigentlich leise, aber sobald Musik gemacht wird, ist es zu laut und meist noch übersteuert. Und das dann die ganze Nacht hindurch. Wenn dann auch noch vor dem Fenster das Schaf, das der Bischof geschenkt erhalten hat, mit den dort lebenden Hühnern und Hähnen um die Wette gackert und auch die Truthähne ihren Senf dazu geben, ist es – zumindest bei einigen Mitreisenden – um die Nachtruhe geschehen.
  • „pole pole“
    suaheli für „langsam, langsam“ – tatsächlich wird europäische Geduld ganz kräftig auf die Probe gestellt. Und dennoch tut uns diese „Entschleunigung“ gut, denn damit wird auch Wichtiges vom weniger Bedeutsamen getrennt.
  • Polizei
    Alle paar Kilometer an den Durchzugsstraßen in Tansania: Polizeikontrollen, mitunter hegen wir den Verdacht, dass der Staat sich damit ein Mehr an Zusatzeinnahmen sichert. Unsere Tansania-Expertin meinte: „Ich war froh, dass Kontrollen eingeführt wurden, weil dadurch der Raserei auf den Straßen Einhalt geboten wurde. Doch nunmehr wird scheinbar grundlos kontrolliert – und in den meisten Fällen wird sicher irgendetwas Fehlerhaftes gefunden, damit man etwas – gegen einen Beleg [um der Korruption vorzubeugen] – zu bezahlen hat.
  • Sauberkeit
    Die Gewohnheiten sind nicht nur bei uns unterschiedlich. Wird in manchen Ländern Afrikas derzeit ein „Plastik-Sackerl-Verbot“ debattiert oder sogar umgesetzt [da hinken so manche Länder Europas den afrikanischen hinterher], so hat Uganda im Ländervergleich eindeutig die Nase vorn in punkto Sauberkeit – so jedenfalls unser Eindruck – und dennoch: mitunter ist es in Italien ähnlich wie in Tansania …
  • Schweiß und Kälte passen eigentlich nicht zusammen. Und dennoch: beides ist hier zu haben. In Dar es Salaam haben wir trotz der kühlen ca. 30° einige mit Pullover gesehen, während mir etwa am letzten Morgen schon beim Aufstehen aus dem Bett der Schweiß herabtropfte – Tropennächte sind hier eben Alltag. Und jetzt wird es richtig warm! In Iringa hingegen auf ca. 1600 m Seehöhe taten wir gut daran, am Abend nicht ohne Jacke oder Pullover hinauszugehen, kühlte es doch in der Nacht auf knapp über 10° ab – und dort kommt jetzt die Trockenzeit, in der es auch vorkommen kann, dass einige Monate lang keine Wolke am Himmel zu sehen ist. 
  • Straßenschwellen
    Auch die hier sogenannten „highways“ werden immer wieder durch verschiedene Arten von Schwellen unterbrochen, vor allem wenn es Schulen in der Nähe gibt, man sich einem Fußgängerübergang nähert u.s.f. Gewöhnen kann man sich eigentlich nicht daran – Massagen sind aber daher nach einer Autofahrt nicht notwendig, vor allem weil die Logik dieser Maßnahme, die die Geschwindigkeit der Gefährte zumindest kurzzeitig verringert, nicht erklärbar scheint. Und Gebete sind nötig – und zwar dafür, dass der Fahrer die Höhe und damit auch die „Gefährlichkeit“ derselben immer rechtzeitig erkennt und das Tempo nicht über Gebühr verlangsamt …
  • Verkehr
    Ich verstehe zwar unseren Chauffeur nicht, aber auf der Fahrt nach Iringa habe ich mehreres bemerkt: da helfen sich die Verkehrsteilnehmer untereinander, denn die Bilder von „highways“ die wir in uns tragen, halten der Realität in Tansania nicht stand: meist nur zweispurig, relativ hochprozentige Steigungen bzw. Abfahrten [mitunter dann auf drei Spuren in diesem Fall erweitert]. Es wird vom Fahrzeug vor einem links geblinkt, wenn überholt werden kann [Linksverkehr!], rechts wenn es nicht geht; Bussen, die entgegenkommen, wird auf ein gewisses Lichtzeichen, das sie absetzen, mal auch mit Handbewegungen verdeutlicht, was auf sie wartet; der Scherlastverkehr, der mitunter auf den „highways“ das Vorankommen mit mehr als 60 km/h sehr mühsam macht, macht bei diesem Zeugnis des „aufeinander Achtnehmens“ ebenso mit wie Motorradfahrer oder die „Dreirad-Taxis“. Und: alles wird einer besonderen Pflege unterzogen. Immer wieder sehen wir am Straßenrand Menschen, die ihr Fahrzeug gründlich reinigen – angesichts des oft sehr staubigen Untergrunds eigentlich nicht sinnvoll, denke ich mir oft …
  • visitor’s book
    Eine Einrichtung, um die niemand – so scheint es – herumkommt. Uns jedenfalls ist es so ergangen. Kaum aus dem Auto gestiegen hieß es in einem Vorraum des Hauses zu gehen und seinen Besuch durch einen Eintrag zu dokumentieren, wobei es Unterschiede in den Spalten, mal mit, mal ohne Adresse und Telefonnummer etc. gibt.
    Nebenbei: in Uganda ist dies auch wichtig, doch nicht ganz so prioritär.
  • Wasser
    Wie sehr wir uns doch glücklich schätzen können genügend Wasser und das in Trinkwasserqualität zu haben. Oft kam das flüssige Gut hier nur tröpfchenweise aus der Dusche oder wurden Schüsseln und Kübel für’s Waschen bereitgestellt; ganz abgesehen davon dass es auch galt, die Zähne – aus Sicherheitsgründen – mit abgepacktem Trinkwasser zu putzen, so wurde uns dennoch bewusst, welche Mühen es bereiten kann, Wasser zu bekommen, von Trinkwasser eigentlich gar keine Rede: in Kanistern, vielleicht an einer einige Kilometer entfernte Wasserstelle geholt, mehrmals täglich, auf dem Kopf oder aber auf Rädern und Mopeds nach Hause in die Hütten oder die aus Lehm, aus mit nicht gebrannten oder gebrannten Ziegeln gebauten Häuschen mit Stroh oder Wellblech („Reichtum“!), wird es außerhalb der Städte in die Haushalte der Familien transportiert.