anstehen

Die Heiligen Stätten hier in Israel werden in diesen Tagen von vielen Menschen besucht: Touristen und Pilger sind daher oft zum „Anstehen“ gezwungen. Mit mehr oder weniger Un-Geduld erfolgt dies. Es gibt aber auch ein anderes Anstehen – und dies wurde mir heute erneut im Garten Gethsemani deutlich: Jesus ist angestanden, er wusste nicht weiter. Er hat seine Aussichtslosigkeit aber in die Hände Gottes gelegt – weil er ahnte, dass er verraten wird und sein irdischer Lebensweg sich zu Ende neigt: nach dem Gründonnerstag sein persönlicher Karfreitag, Leiden, Kreuz, Tod – und damit irdisches Ende. Alles aber schon am Abend zuvor unter Blutstropfen Gott in die Hand gelegt …

Als ich heute die Kirche der Nationen dort im Garten betreten habe – mit etwa 150 Hörerinnen und Hörern von Radio Steiermark – habe ich diese eingeladen, solche Situationen, die wohl allen bekannt und alles andere als fremd sind, hier an den Steinen des Abhangs des Ölbergs Gott anzuvertrauen: in Jesus nämlich ist uns das Vorbild schlechthin hierfür geschenkt. Dabei erwähnte ich eine Situation meiner persönlichen Ratlosigkeit, meines Anstehens, meines einfach nicht weiter Könnens und Wissens, die viele derzeit in der Heimat bewegt und hunderte heute in Schladming zu einer Mahnwache zusammen gebracht hat: die Situation um den Lehrling im Diakonissenkrankenhaus, der vor einigen Tagen als Taufbewerber in Schubhaft genommen und unter Umständen nach Afghanistan abgeschoben werden wird, ein Land, das er noch nie in seinem Leben gesehen hat, war der doch auch aus dem Iran zu uns geflohen. „Machtlosigkeit und Ohnmacht hat wo, wenn nicht hier Platz“ dachte ich mir und habe das Schicksal dieses jungen Herrn dem hingelegt, der hier in Angst förmlich versank, aber in Gott zugleich Hoffnung hatte. – Das, was ich hier tun kann, tue ich – und dazu habe ich auch all jene eingeladen, die mit mir auf dieser Reise sind, denn: Gethsemani ist nicht nur „gestern“ bzw. irgendwann, sondern vielfach im Leben von Menschen zu finden.