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Persönliches Ostern

Am Ostermontag habe ich in Arnfels den Taufstein gesegnet und dabei auch Theodor getauft.

1.       Ostern ist nicht (nur) etwas Vergangenes: Ostern feiern wir jedes Jahr – im Heute unseres Lebens. Denn als Getaufte sind wir hinein getaucht in das Leben des Auferstandenen. Oder anders ausgedrückt – weil wir getauft sind, können wir sicher sein, dass unser Leben in der Ewigkeit Gottes geborgen ist. Zu Ostern rufen wir uns diese wunderbare Zusage intensiv in Erinnerung, denn nur allzu leicht denken wir von uns zu weltlich und zu menschlich. Zu oft bleibt das Mystische auf der Strecke, bleibt Gott außen vor, obwohl er uns so viel geben kann.

2.       In ein paar Augenblicken werden wir den Taufstein „in Dienst“ nehmen. Jenen Ort in dieser Kirche also, in der das Bedeutendste, was einem als Christ geschenkt werden kann, erfahren wird. Und weil die Taufe von großer Bedeutung für die ganze Kirche und nicht nur für eine Familie ist, ist der Ort ein besonderer und nicht bloß irgendwo „versteckt“. Mehr noch – das, was hier am Taufstein in Zukunft geschieht, ist eine Erinnerung für uns alle. Nicht umsonst wird das Tauf-Wasser als Weihwasser uns allen angeboten an den Eingängen zur Kirche, weil ohne Taufe kein Leben in der Kirche stattfinden kann.

3.       Wir werden aber nicht nur Stein segnen, sondern einen lebendigen Menschen, Theodor, hinein tauchen in das neue Leben bei und mit Gott. Recht betrachtet werden wir ihn „weihen“. Denn Sein Leben ist fortan nicht mehr eingespannt zwischen Geburtsurkunde und Totenschein, sondern sichtbare Realität für Gottes Mit-uns-Sein in der Welt. Nicht fern ist er, sondern durch Dich, Theodor, und durch uns, die wir als Getaufte und Gottes Kinder sind, wird er angreifbar unter uns. Dies ist meines Erachtens in unserer Welt so notwendig, in der – wenn wir uns die Schlagzeilen in Erinnerung rufen – Gott fern scheint oder von vielen nicht mehr als Lebens-Spender wahr- bzw. ernstgenommen wird.

4.       Liebe Familie und liebe Familie der Kinder Gottes hier in der Pfarre!
Das, was an Theodor jetzt gleich geschieht, ist sein persönliches Ostern. Auch wir haben es einmal erlebt – vielleicht einfacher und mit weniger Menschen, die mitgefeiert haben. Vermutlich kann sich kaum jemand daran erinnern. Und dennoch ist gerade die Taufe von gewaltiger Bedeutung. Denn durch sie wird deutlich und sichtbar: „Gott kommt uns im Heute entgegen!“ In dir – und uns allen. Bemühen wir uns darum, unser Leben von diesem Stand-Punkt aus [neu] zu betrachten. Dann werden wir entdecken: Im Wissen um Gott und das, was Ewigkeit ist, im Wissen um IHN und darum, dass wir ganz nah dran sind beim Schöpfer der Welt (!), den wir „Papa“ nennen dürfen, schaut alles in der Welt anders aus. Diese Erfahrung machen auch Sie, liebe Eltern, mit ihrem lieben Sprössling. Also: Feiern wir ein ganz persönliches Ostern, an dem das Leben und die Hoffnung siegt!

Zypern

Stacheldraht und Mauer/n, „checkpoints“ etc. mitten in der Stadt. Etwas, das wir in Europa eigentlich seit Jahrzehnten nicht mehr kennen: Berlin und seine Mauer sind praktisch aus unserem Bewusstsein geschwunden … Wir vergessen dann aber doch einige Zypern ähnliche Situationen: Moldawien und Transnistrien, auch in der Ukraine gab es wohl im Osten eine solch ähnliche Situation, Israel – Palästina ist darüber hinaus schon „zur Gewohnheit“ geworden, die Mauer wird weiter gebaut …

Und dann hier in Zypern erneut dieses beklemmende Gefühl: bei der Messfeier in der „Heilig-Kreuz-Kirche“ in Nikosia ist der Altarraum im türkisch besetzten Gebiet, das Kirchenschiff in der Republik Zypern gelegen: Mitten durch das Leben der Menschen geht da ein Riss … Ist das aber nicht zahlreich Erfahrung in unserer Gesellschaft? Risse gehen da durch, Menschen verstehen sich nicht, beuten sich aus, werden unterdrückt … Diese und andere Erfahrungen sind uns täglich „geschenkt“ und wir können beinahe nicht mehr hinsehen – und mitunter wollen wir das auch nicht.

Da hinein ist dann Jesus gekommen, der Sohn Gottes kam in die Zerrissenheit der Welt, um sie zu heilen und zusammenzuführen. Die Grenze zwischen Himmel und Erde wurde in IHM überwunden: das Kreuz als Zeichen der Liebe hat das Auseinander „beendet“. Und: wir Christen sind als Menschen in Seiner Nachfolge uns wissend genau zum selben Dienst herausgefordert: dorthin heißt es für uns zu gehen, wo es Spaltung, Trennung, Zwist, Unverständnis, Unheil gibt. Dort sind wir gefordert. Dort ist unser Leben und unser Zeugnis gefragt. Damit weicht auch das beklemmende Gefühl, das ich gestern bei der Feier der Messe in Nikosia hatte. Und: es braucht noch vieles, dass uns Menschen „lehrt“, das Miteinander und die Einheit zu suchen …