Archiv der Kategorie: COVID

In seinem Buch „Wage zu träumen“ versucht Papst Franziskus manche Fragestellungen aufzuwerfen wie die Krise der Pandemie zur Chance werden könnte die Zukunft unserer Erde „neu“ zu gestalten zu helfen. In unregelmäßigen Abständen werde ich hier meine Gedanken dazulegen.

Wage zu träumen LII

Heute vor 2 Jahren trafen sich Papst Franziskus und der Großimam von Al-Azhar Ahmad Al-Tayyeb  in Abu Dhabi. Sie haben dort ein Dokument „über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“ unterzeichnet. Auf ihre Initiative geht der heuer erstmals an diesem Jahrestag von der UNO ausgerufene „Welttag der Geschwisterlichkeit“ zurück,
Nehmen wir das Engagement dieser beiden, die sich heute erneut – virtuell – treffen als Weg weisend für unser Zusammenleben vor Ort.

An diesem Tag sei freilich auch an die im Anschluss daran von unserem Papst veröffentlichte Enzyklika „Fratelli tutti“ hingewiesen, die dieses Dokument weiter „träumt“ und deutlich macht, wie sehr wir aufeinander als Menschheit verwiesen sind und einen dem entsprechenden Lebensstil an den Tag legen sollten.

Wage zu träumen LI

Bemerkungen II

Immer wieder wurden in den letzten Wochen neue Regelungen bekanntgegeben – für das gesamte gesellschaftliche Leben wie auch die Feier der Gottesdienste. In begleitenden Briefen habe ich versucht, den Mitarbeitenden in der Seelsorge so manche Gedanken mitzugeben, die helfen soll/t/en, die uns Bischöfen notwendig erscheinenden Maßnahmen für das gemeinsame Feiern mitzutragen. In diesen Tagen will ich nun Abschnitte dieser Briefe veröffentlichen. Heute möchte ich aus diesen Briefen einige Argumente, die immer wieder gegen uns verwendet wurden, aus diesen Briefen darlegen:

Aus dem Brief am 16.11.2020:
Freilich: es gibt – wie bei allen Entscheidungen – auch mögliche Kritikpunkte. Einige in den letzten Tagen neu aufgetauchte möchte ich kurz benennen:

*    Wir würden nur „Vorschriften“ machen und nicht ermutigen.
Wer sich das Gesamt unserer Initiativen ansieht (vgl. hierzu nur die diözesane Homepage) sollte eigentlich anderer Meinung sein. Dass außerordentliche Maßnahmen, die wir alle nicht gewohnt waren, entsprechend zu kommunizieren sind, sodass sich ziemlich alle gut auskennen, wurde schon zu Beginn der COVID-19-Krise zu Recht eingemahnt. Diese Vorschriften werden daher nur intern versendet – also für jene, die direkt aufgrund ihrer Anstellung etc. davon betroffen sind und aufgrund Ihrer Dienstpflichten redlicher Weise Sorge für deren Umsetzung zu tragen ha-ben. Klar ist: auch für uns als Staatsbürger/innen, als Dienstgeber, etc. gilt es Gesetze zu achten.

*    Wir beugen uns der Regierung.
Auch dieser Eindruck ist immer wieder zu hören. In den ersten Absätzen dieses Schreibens habe ich diese Spannung am Beispiel des Entstehens der neuesten Vereinbarung der Regierung mit den Religionsgesellschaften zu erläutern versucht und damit hoffentlich auch das Dilemma deutlich gemacht, in dem wir – es ist eine weltweite Krise, die wir durchleben! – stehen.

*    Wir setzen das Heiligste aufs Spiel.
In den letzten Tagen habe ich ein in vielen Punkten, was Kirche und COVID anlangt, interessan-tes Interview des neuen Generalsekretärs der Bischofssynode gelesen, das mittlerweile auch auf Englisch verfügbar ist. In meinem blog werde ich in den kommenden Tagen manche Gedan-ken dazu und darüber hinaus darlegen.

Aus dem Brief am 3.12.2020:
Klar ist: wie die Zeit des Zugehens auf Weihnachten, so stehen auch die Feier der Geburt Jesu Christi und der bürgerliche Jahreswechsel bis zum Fest der Erscheinung des Herrn im heurigen Kirchenjahr unter einem besonderen Stern. Es wird keine uns allen bekannten „üblichen“ Feiern geben können, sehr wohl aber solche unter den bekannten Sicherheitsvorkehrungen: Mund-Nasenschutz, Abstand, Hygiene, etc. – drinnen wie draußen. Daraus ergibt sich freilich, dass die Kirchen nicht so gefüllt werden dürfen wie wir es eigentlich in vielen Teilen unserer Diözese zu Weihnachten gewohnt sind. Neben den Feiern sind natürlich auch besondere Bräuche davon betroffen, da diese drüber hinaus unter die geltenden Ausgangsbeschränkungen fallen. All das fordert von uns als Verantwortungsträger für das Miteinander von Menschen besondere Achtsamkeit und – ob uns die Maßnahmen nun gefallen oder nicht, ob es diese oder jene Meinung zu bestimmten epidemiologischen Vorkommnissen gibt oder nicht. Mir für meinen Bereich jedenfalls reichen die Kontakte mit jenen, die in der Seelsorge tätig sind und teilweise recht schwer von COVID-19 betroffen waren oder sind, um Vorsicht einzumahnen und gleichzeitig zu ermuntern, innerhalb der engen Grenzen unserer Sendung zu den Menschen nachzukommen. Dass gerade deswegen – Kirche ist eben nicht nur Messe feiern – nach wie vor an die verpflichtende Genehmigung jeder Auslandsreise eines Priesters durch den Ordinarius erinnert werden muss, muss hier leider erneut angebracht werden

Wage zu träumen L

Bemerkungen I

Immer wieder wurden in den letzten Wochen neue Regelungen bekanntgegeben – für das gesamte gesellschaftliche Leben wie auch die Feier der Gottesdienste. In begleitenden Briefen habe ich versucht, den Mitarbeitenden in der Seelsorge so manche Gedanken mitzugeben, die helfen soll/t/en, die uns Bischöfen notwendig erscheinenden Maßnahmen für das gemeinsame Feiern mitzutragen. In diesen Tagen will ich nun Abschnitte dieser Briefe veröffentlichen.

  • 12.2020: Verschiedenste Herausforderungen fordern unser kirchliches Leben schon geraume Zeit heraus. In den letzten Tagen sind auch jene hinzugekommen, die die verschärften Sicherheitsmaßnahmen im Bund betreffen. Daher möchte ich erneut Ihnen und Euch allen ein großes „Vergelt’s Gott!“ sagen, weil in den vergangenen Tagen die Termine der anstehenden Gottesdienste gemeldet wurden – es ist erstaunlich, wie vielfältig Seine Nähe, die wir in den kommenden Tagen feiern werden, durch Sie und Euch im Heute unserer Tage unterschiedlich angreifbar wird. Wir wissen: Die Zeit der Pandemie ist trotz des Ausblicks auf verschiedene Impfstoffe und auch Medikamente, die in absehbarer Zeit zur Verfügung stehen werden, nach wie vor aktuell. Verschiedene Staaten sehen sich in diesen Tagen genötigt, ihre Maßnahmen erneut zu verschärfen und Ausgangsbeschränkungen zu verhängen sowie die Größe von Veranstaltungen jedweder Art mit engen Grenzen zu versehen, damit der Ausbreitung des Corona-Virus Einhalt geboten wird.
    Ich weiß, dass diese Krise so manche irritiert und ratlos macht. Wir aber wissen: Das, was wir welt-weit in diesen Tagen feiern, rettet die Menschheit! Und gerade deswegen gilt es, unter den engen Rahmen dies deutlich zu machen für uns und die Welt. Ich bitte daher: Halten wir uns auch in den kommenden festlichen Wochen an unsere Vorgaben, damit deutlich wird, dass wir Katholiken „wetter-„, abgewandelt eben „krisenfest“ sind und wir dafür Zeugnis geben für die Welt. Die Ausgestaltung ist in den Pfarren zu adaptieren, denn um die Richtlinien einzuhalten, gibt es mehrere Wege der Durchführung; der für die jeweilige Situation entsprechende soll gewählt werden. Dazu gehört meines Erachtens auch, dass diese insbesondere was Fahrten ins Ausland oder aber Kontaktbeschränkungen angeht, eingehalten werden, um nicht Anstoß anderen gegenüber zu erregen, der da und dort vernommen und mitunter auch medial breitgetreten wird.
  • 12.2020: Nach wie vor überschlagen sich die Ereignisse, die uns nunmehr fast das ganze Jahr begleiten. Die jüngsten Meldungen aus Großbritannien sind nicht nur ernüchternd, sondern machen auch deutlich, wie achtsam wir auch und gerade in den kommenden Wochen miteinander umzugehen haben. Zunächst möchte ich mich für das Mitgehen in vielem Unwägbaren in den letzten Monaten und Wochen bedanken. Ich bitte diesen Dank bei Gelegenheit auch an alle weiterzugeben, die ehren- wie hauptamtlich daran beteiligt waren und sind, dass kirchliches Leben in seiner Vielfalt unter den gegebenen Umständen möglich ist und bleibt, dass Weihnachten erfahrbar wird: „Gott ist mit uns!“ Gerade angesichts der nicht zu Ende gehenden Pandemie mit all den Folgen für die Menschen wollen wir Bischöfe gerade in diesen Tagen zum Gebet aufrufen, um zu Beginn des neuen Jahres diese „heilende Kraft“ vertieft in unserer Gesellschaft einzuprägen. Ich bitte erneut darum, unsere Entscheidungen, die wir uns alles andere als leicht gemacht haben, mitzutragen – in der Verantwortung für die uns anvertrauten Menschen. Zu vergleichen, was etwa für „andere“ möglich ist und nicht für uns, bringt uns im Miteinander der Gesellschaft, für die wir ein Zeichen sein sollen, nicht weiter. Ich weiß, dass es -zig Argumente gibt, die gegen unsere Entscheidung sprechen; ich weiß aber auch, dass es viele anderslautende Argumente gibt: Es gilt zu ent-scheiden. Diese Verantwortung ist alles andere als einfach, aber muss getragen werden. Lassen wir uns im Gebet nicht unterkriegen! Feiern wir bewusst – stellvertretend für viele – den Schluss des Jahres und den Beginn des neuen!

Wage zu träumen XLVIII

Corona-Impfung – ja oder nein?

Ich wurde öfter gefragt, wie ich es mit der Corona-Impfung halte. In meiner Einschätzung trägt mich Zweierlei: Mein Glauben, der mir Zuversicht gibt, dass Gott uns das schenkt, was uns hilft. Das können auch Impfungen sein – viele sehen dies an ihrem eigenen Impfpass. Deshalb verrate ich schon jetzt – ja, ich werde mich impfen lassen, wenn ich laut Impfplan dran bin. Und bis zu diesem Tag: regelmäßige Tests – wohl wöchentlich.

„Hier geht es um deine Gesundheit, dein Leben, aber auch um das Leben der Anderen.“ Dieses Zitat ist nicht von mir, sondern von Papst Franziskus. Er sagte das Anfang Jänner bei der Ankündigung, sich selbst impfen zu lassen, was am 14. Jänner passiert ist. In seiner Entscheidung stützt sich der Papst auf die Glaubenskongregation und auf die bioethischen Richtlinien „Dignitas Personae“, die 2008 vom Vatikan veröffentlich wurden. Laut der Glaubenskongregation müsse die Impfung jedenfalls freiwillig sein. Für das Gemeinwohl sei es freilich überaus wichtig, die Impfung zu nutzen. Wer das ablehne, habe die Pflicht zu verhindern, das Virus zu übertragen und andere zu gefährden.

Das Institut für Anthropologie und medizinische Bioethik der österreichischen Bischofskonferenz hat sich ebenfalls mit der Corona-Impfung beschäftigt und teilt die Einschätzung des Vatikans, was die moralische Akzeptanz der Impfstoffe und das Verhindern einer weiteren Verbreitung des tödlichen Virus betrifft.

Für Unsicherheit sorgt die neue Impftechnologie einiger Impfstoffe, die allerdings gar nicht so neu ist. Der mRNA-Impfstoff enthält einen Bauplan für ein Protein, dass der Körper herstellt und damit die Viren inaktiviert. Derartiges gibt es seit vielen Jahren in der Krebstherapie. Ein Vektorimpfstoff enthält inaktive Virusteile, die den Körper zur Bildung von Abwehrpartikeln anregen. Dieses Verfahren gibt es seit Jahrzehnten zum Bekämpfen verschiedenster Infektionskrankheiten. Beide Verfahren sind bewährt, beide Impfungen wirken. Langzeitstudien gibt es keine – so wie bei jedem neuen Pharmaprodukt.

Ich kann also aufgrund der aktuellen Faktenlage keine Nachteile bei der Corona-Impfung erkennen. Ich werde mich impfen lassen. Vielleicht hilft Ihnen das bei Ihren Überlegungen.


Zur weiteren Lektüre:

a. Meldung zum 20-Punkte-Plan des Vatikans zur COVID-Impfung: https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2020-12/vatikan-impfplan-kommission-corona-covid-akademie-leben-note-20.html

b. Note der Glaubenskongregation, die in a. erwähnt wird: https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2020-12/vatikan-glaubenskongregation-impfung-corona-moral-abtreibung.html

c. in der Kleinen Zeitung ein Kommentar (4.1. S. 10), wie das wohl vielfach in der Gesellschaft aufgefasst wird

d. Originaltexte der vatikanischen Dokumente von a. und b.: http://www.academyforlife.va/content/pav/it/eventi/vaccines-vaccini-accademia-e-ihd.html

e. IMABE: https://www.imabe.org/bioethikaktuell/einzelansicht/covid-19-impfstoffe-vatikan-haelt-einsatz-fuer-moralisch-akzeptabel