Die Henne oder das Ei?

Wir kennen sie, die berühmte Frage: „War zuerst die Henne oder das Ei?“ – Wenn ich mir Debatten rund um die Kirchenentwicklung anschaue, kommt mir immer wieder dieser Vergleich. Vielen Vorschlägen ist eines gleich: die Strukturen (und nur diese) sollen und müssen sich ändern. Mal wird da von der Hierarchie aus gedacht („Es gibt weniger Priester und Pfarrer, daher …“), mal wird vieles vermeintlich „von unten“, aber in derselben Denke angenommen, weil halt darauf abgezielt wird die Zahl der geweihten Amtsträger zu erhöhen. Mit einem Wort: wir tragen, nein wir schleppen die Last der Geschichte mit.
Zeiten fundamentaler Veränderungen brauchen radikale Ansätze. Mir hilft da das große Trost- und Hoffnungsbuch der Bibel, die Offenbarung des Johannes. Dort wird  u.a. im Bild und in der Rede vom „himmlischen Jerusalem“ davongesprochen, dass „am Ende der Zeiten“ der Herr inmitten der Seinen lebt, es keinen Tempel mehr braucht usw. (vgl. Offb 21). Das aber, um mit Klaus Hemmerle zu sprechen (vgl. meinen Eintrag unter „besondere Sätze“), was am Ende und in der Vollendung erwartet wird, ist auch im Heute und Hier schon zu leben, verspricht doch der Herr den Seinen: „Wo 2 oder 3 in meinem versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20). Und von dorther – so Hemmerle – bekommen erst Strukturen und Mittel zum Ziel, Sakramente etc., wohl auch die Kirche, ihren Sinn und nur (!) von dorther werden sie verstanden.

Erneut hat Christian Hennecke in seinem blog auf einen Artikel in „Christ in der Gegenwart“ geantwortet, in dem von der Enwticklung der römisch-katholischen Kirche hin zur Freikirche die Rede ist, weil es aufgrund des Priestermangels Sonntags auch Wort-Gottes-Feiern gibt. Bei der Lektüre des blog-Eintrags – den Artikel gibt es leider noch nicht (?) online – sind mir diese Gedanken gekommen. Wann machen wir uns – verstärkt – auf, unser Christsein in der Gegenwart zu leben, also die Beziehung mit dem Auferstandenen real erfahrbar werden zu lassen? Oder „verkommen“ wir zu einem in seinem setting alten, sich selbst verwaltenden „Apparat“?