instruiert werden – VI

6. Herausgeber

Die vorliegende Instruktion wurde von der Kleruskongregation herausgegeben. Wie üblich wurde sie vorab bei einer Audienz, die der Papst gewährt hat, von diesem approbiert und wohl auch zur Veröffentlichung freigegeben[1]. Allein die Tatsache, dass dieses Schriftstück, das vom Leben der Kirche vor Ort handelt, von der Kleruskongregation herausgegeben wurde, rief so manchen Kritiker auf den Plan. Denn mit der Autorenschaft dieser päpstlichen Behörde sei einer ganzheitlichen Sicht des Lebens von Kirche als Volk Gottes, die spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil Geltung haben sollte, eine Absage erteilt und einem neuen Klerikalismus Vorschub geleistet worden.

Ich kenne mich zu wenig in der Aufteilung der Verantwortung zwischen den einzelnen päpstlichen Behörden aus, weiß aber, dass alle Angelegenheiten, die Pfarren sowie Diakone und Priester betreffen, an die Kongregation für den Klerus zu richten sind[2]. Auch wenn also die Herausgabe dieses Dokuments durch die derzeitig geltende Kurienordnung gedeckt ist, ergibt sich ein zumindest in unseren Breiten „schräges“ Bild: Kirche wird eben nicht nur durch die und von den Klerikern gebildet, sondern ist Gemeinschaft der Getauften. Diese wiederum sind zum größten Teil „Laien“, also alle aufgrund der Eingliederung in die Kirche Angehörigen des Volkes Gottes bis auf die Geweihten.

Die innere Ordnung der kirchlichen Behörden wie auch die Dokumente, die immer wieder von den verschiedenen vatikanischen Behörden herausgegeben werden, weisen den Laien den „Weltdienst“ zu[3], während das geistliche Dienstamt der Geweihten in der Kirche eher ihrem inneren Aufbau diene. Über diese „Trennung“ der Aufgaben kann und muss trefflich gestritten werden, denn es ist – und das wird auch in der Instruktion deutlich die gemeinsame Sendung („Mission“) der Kirche, die Gegenstand dieses Dokuments ist. Wenn die Sendung eine gemeinsame Aufgabe ist, dann hat dies wohl auch für all das zu gelten, was an Überlegungen und Strukturen anzustellen ist, damit der Sendung entsprochen werden kann. Die Herausgabe eines solchen Schreibens durch die Kleruskongregation zu kritisieren und dies von vornherein als Klerikalisierung zu interpretieren ist gerade deswegen nicht zutreffend, sondern der Zuweisung an Aufgaben an die verschiedenen „Ministerien“ des Vatikan geschuldet.

Natürlich – und auch das muss sofort kritisch angemerkt werden: Wieso dieses Dokument, das zur Gänze der Beteiligung des ganzen Volkes Gottes am Aufbau der Kirche vor Ort gewidmet ist – freilich unter dem besonderen Blickwinkel der „Außenwirkung“, also der Mission und Evangelisierung, nur von einer Kongregation und nicht interdikasteriell erarbeitet und der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, ist und bleibt ein Manko, das nicht zu leugnen ist. Dass darüber hinaus nicht einmal alle Mitglieder der Kleruskongregation in entsprechender Weise über deren Veröffentlichung Bescheid wussten[4], kann und darf genauso wenig verschwiegen werden wie die Nicht Einbindung der Ortskirchen die Erstellung dieses Dokuments[5], gerade auch ob der Tatsache, dass die Institution „Pfarre“ in unterschiedlichen Kulturkreisen und unterschiedlich alten Kirchen in verschiedensten Ausprägungen und Ausformungen begegnet. Ich hoffe, dass mit der schon lange erwarteten Kurienreform unter anderem auch das notwendige Miteinander der römischen „Ministerien“ – die neu geordnet werden sollen – wie auch das Zu- und Miteinander mit den Orts-Kirchen gut und entsprechend geregelt wird, um solche Defizite für die Zukunft hintanzuhalten.

Erneut ist daher prinzipiell die Frage zu stellen, wer denn die eigentliche Zielgruppe dieses Schreibens ist und ob es nicht – auch und vor allem angesichts der unterschiedlichen Mentalitäten wie auch Sprach- und Begriffswelten in der „Organisation von Kirche“ – besser gewesen wäre, verschiedene in Erinnerung gerufene und erläuterte Begriffe kirchlichen Lebens und kirchlichen Rechts zunächst beschreibend zu erklären, damit die unterschiedlichen Bilder in den verschiedenen Regionen der Welt unserer einen Kirche abgeglichen werden können. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob alle in der Welt mit dem Begriff – ich verwende ihn zum wiederholten Mal – „Leitung“ dasselbe verbinden wie etwa unsere hoch professionalisierten Kirchen des deutschen Sprachraums.

[1] Um ganz spitzfindig zu sein: genau der letzte Passus „geht“ mir im Text der Instruktion ab, da hier – nach Nr. 124 und vor den Unterschriften der Unterzeichnenden – nur von der Approbation durch den Heiligen Vater die Rede ist, nicht aber von seinem Auftrag diese zu veröffentlichen.

[2] Dies wird aus der auf http://www.clerus.va/content/clerus/de/congregazione.html beschriebenen Zuständigkeiten deutlich.

[3] In Nr. 85 wird dies auch in dieser Instruktion unter Verweis auf das Zweite Vatikanische Konzil und „Lumen gentium“ 31 getan.

[4] vgl. hierzu die Stellungnahme von Kardinal Arborelius https://www.katholisch.de/artikel/26343-arborelius-weiss-nicht-wie-vatikan-instruktion-fertiggestellt-wurde

[5] vgl. hierzu die Stellungnahme von Kardinal Marx in einer Predigt: https://www.kirche-und-leben.de/artikel/kardinal-marx-vatikan-instruktion-saet-misstrauen-und-vertieft-graeben