instruiert werden – XXXII

32. Leitung der Pfarre IV

In einigen Abschnitten der Instruktion geht es nun darum, dass es [mehr als] sinnvoll ist, dass der Dienst des Pfarrers ein beständiger ist (68-69), der aber auch zu gegebener Zeit verändert werden kann (69), der – das ist ein gewisser Rechtsschutz (!) nicht der Willkür des Bischofs ausgeliefert sein kann und eines guten Endes (Alter, Krankheit, …) bedarf (71-74) sind meines Erachtens „logische“ Erläuterungen. Dahinter steckt freilich eben der Grundansatz des kirchlichen Rechts und der Instruktion, dass die Pfarren „besetzt“ sein sollen [„Pfarre“ und „Pfarrer“, ich wiederhole mich, gehören einfach zusammen] und andere Situationen nicht dauerhauft eingerichtet sein sollen. Dies ist prinzipiell logisch, aber in der Praxis – zumal in den Zeiten, in denen wir uns befinden – alles andere als leicht. Unter diesem „Licht“ erscheinen die Lösungen eines „Administrators“ (75) wie auch die oftmals praktizierte gem. can. 517§2 als nicht „optimal“ (87-93) zu sehen auch logisch. Andererseits – und damit steht diese Logik – nicht faktisch, wie mir scheint (!) – in gewisser Spannung zur apostolischen Exhortation „Querida Amazonia“ (93-94), in der Papst Franziskus ausdrücklich die Möglichkeit der Beteiligung der Laien anspricht: „Es geht [..] nicht nur darum, eine größere Präsenz der geweihten Amtsträger zu ermöglichen, die die Eucharistie feiern können. Dies wäre ein sehr begrenztes Ziel, wenn wir nicht auch versuchen würden, neues Leben in den Gemeinden zu wecken. Wir müssen die Begegnung mit dem Wort und das Wachstum in der Heiligkeit durch verschiedene Laiendienste fördern, was eine biblische, dogmatische, spirituelle und praktische Ausbildung als auch verschiedene Programme zur Fortbildung voraussetzt.Eine Kirche mit amazonischen Gesichtszügen erfordert die stabile Präsenz reifer und mit entsprechenden Vollmachten ausgestatteter verantwortlicher Laien, die die Sprachen, Kulturen, geistlichen Erfahrungen sowie die Lebensweise der jeweiligen Gegend kennen und zugleich Raum lassen für die Vielfalt der Gaben, die der Heilige Geist in uns sät. Denn dort, wo eine besondere Notwendigkeit besteht, hat der Heilige Geist bereits für die Charismen gesorgt, die darauf antworten können. Dies setzt in der Kirche die Fähigkeit voraus, der Kühnheit des Geistes Raum zu geben sowie vertrauensvoll und konkret die Entwicklung einer eigenen kirchlichen Kultur zu ermöglichen, die von Laien geprägt ist. Die Herausforderungen Amazoniens verlangen von der Kirche eine besondere Anstrengung, um eine Präsenz in der Fläche zu erreichen, was nur zu verwirklichen ist, wenn die Laien eine wirksame zentrale Rolle innehaben.“ In der Anmerkung 136 hierzu heißt es deutlich: „Der Bischof kann wegen Priestermangels »einen Diakon oder eine andere Person, die nicht die Priesterweihe empfangen hat, oder eine Gemeinschaft von Personen an der Wahrnehmung der Seelsorgsaufgaben einer Pfarrei beteiligen« (Codex des kanonischen Rechts, 517 § 2).“[1] Die „Auflösung“ dieser Spannung hängt m.E. erneut mit den Bildern zusammen, die wir mit „Leitung“ vor unserem geistigen Auge aufsteigen lassen: Beteiligung an den Seelsorgeaufgaben bedeutet eben Übertragung von Handlungsvollmachten, bedeutet eben auch „Miteinander“, ja sogar – wie wir es in unserer Diözese nunmehr bezeichnen: „Führungsteam“[2]. Und damit wird m.E. indirekt erneut und zum wiederholten Mal deutlich, dass es nicht um Ausspielen von „Macht“ geht, sondern um die für eine gewisse Gemeinschaft von Gläubigen, die eine Pfarre bilden, entsprechende Struktur ihrer missionarischen Sendung.

Erneut wird auch sichtbar und deutlich, dass die „pastorale Umkehr“ nicht nur eine „nach außen“ ist – also wie wir unsere Sendung als Kirche verstehen, sondern auch eine ist, die das Verständnis der einzelnen Funktionen und (!) die Ausübung derselben betrifft. Dies kann nicht oft genug betont werden: rechtliche Bestimmungen können nie und nimmer die Fülle des – kirchlichen – Lebens einfangen und in Normen gießen. Grundvoraussetzung ist, dass alle gewillt sind, wirklich Kirche zu leben, leben also mit einem, der lebt. Normierungen sind Grenzziehungen, die eben „schützen“ wollen vor einem Abgleiten ins Ungewisse etc.; auch sind deswegen m.E. Statuten eher allgemein zu formulieren um nicht den Verdacht zu erwecken, dass alle, auch die kleinsten Aspekte, des Lebens geregelt sind.

[1] Die Spannung kann nicht ganz aufgelöst werden, das ist auch zuzugestehen, da eben – m.E. gegen „Querida Amazonia“ (93-94) in der Instruktion (88) schon auch davon die Rede ist: „Diejenigen, denen auf diese Weise [i.e. gemäß can. 517§2] eine Beteiligung an der Ausübung der Hirtensorge der Gemeinde anvertraut wird, werden durch einen Priester, der mit den entsprechenden Befugnissen ausgestattet und „Moderator der Hirtensorge“ ist, koordiniert und geleitet. Ausschließlich ihm kommen die Vollmacht und die Funktionen des Pfarrers mit den entsprechenden Pflichten und Rechten zu, obwohl er dieses Amt nicht innehat. Es ist daran zu erinnern, dass es sich um eine außerordentliche Form der Übertragung der Hirtensorge handelt, die der Unmöglichkeit geschuldet ist, einen Pfarrer oder einen Pfarradministrator zu ernennen. Sie darf nicht mit der gewöhnlichen aktiven Mitwirkung und mit der Übernahme von Verantwortung durch alle Gläubige verwechselt werden.“

[2] vgl. Rahmenstatut für die Seelsorgeräume in der Diözese Graz-Seckau (https://www.katholische-kirche-steiermark.at/dl/rmOrJmoJKKNmJqx4KJKJKJKMoL/KVBL_2020_8.pdf).