instruiert werden – XXXVI

36. Leitung der Pfarre VII

Vielfach – und damit ist jetzt dann wirklich Schluss mit den prinzipiellen Überlegungen zur Leitung von Pfarren [die einzelnen Abschnitte der Instruktion unter all diesen eben breit erörterten Gedanken zu lesen überlasse ich jedem und jeder LeserIn dieses Blogs] – wird zum Thema „Leitung“ (kirchlich verstanden) auch die innere Verknüpfung zum Weihesakrament infrage gestellt. Auch erinnere ich an das, was ich unter https://krautwaschl.info/instruiert-werden-xxxiv/ von Klaus Hemmerle zitiert habe. Gerade ob dieser Lebens-Tatsache ist es bedeutsam und wichtig, dass jene, denen dieser Dienst „für“ anvertraut selbst und untereinander so leben, dass deutlich wird, wes Geistes Kind sie sind. Auch die Geweihten sind aufgerufen – und besonders (!) – dieses Miteinander zu leben. Wo dies nicht gelingt, sei es unter Priestern, sei es unter Diakonen, sei es unter Bischöfen untereinander und/oder mit dem Papst, wird Kirche zum „Anti-Zeugnis“. Und deshalb möchte ich auch hier Klaus Hemmerle aus dem Vortrag zu meditieren einladen: „Für den, der in die Welt von heute. hineinschaut, kann es eigentlich kein Zweifel sein: Jesus in der Mitte ist das Zeugnis, auf das die Menschheit, die um ihre Einheit ringt, am meisten wartet. Nur er in unserer Mitte kann die Welt überzeugen. Das ist die größte Herausforderung, aber auch die größte Chance für uns Bischöfe in der Kirche. […] Wir haben für die anderen und füreinander die radikale Liebe Jesu zu leben, die Ausgangspunkt, Kraft, Inhalt und Ziel unserer Sendung ist. Und in dieser Liebe zu allen und zueinander werden wir jene Struktur dreifaltige Lebens zum Rhythmus unseres eigenen Daseins werden lassen: Einheit mit dem Papst und Einheit miteinander, bis wir ganz verzehrt sind in diese doppelte und doch eine Einheit hinein. […] Papst Paul VI. sagte einmal in einer Homilie zu einer Bischofsweihe: „Wer sind die Freunde eines Bischofs? (…) Die erste Kategorie ist jene der Bischöfe selbst …, denen, in der Person der Apostel, mit Vorzug das Neue Gebot gegeben wurde, nämlich sich gegenseitig zu lieben.“ (Insegnamenti di Paolo VI., Poliglotta Vaticana, 1975, XII, S. 623-624). Also: Wenn wir die Kollegialität miteinander leben und darin zugleich die Einheit mit dem Papst leben, dann können wir gar nicht anders leben als so, daß Jesus in unserer Mitte ist. Und dann wird unser oft so schwer verständlich erscheinender Dienst als Bischöfe, der vielen zur Barriere für den Glauben zu werden droht, genau zu jenem Zeugnis, das die Menschheit anzieht.
Es ist aber nicht minder wichtig, denselben Weg in der umgekehrten Richtung zu gehen. Wenn wir uns konkret darum bemühen, einander so zu begegnen, daß wirklich Jesus in unserer Mitte ist, dann wird sowohl die Kollegialität der Bischöfe wie die Vollmacht des einzelnen Bischofs wie vor allen Dingen die Autorität des Papstes wiederum auf Verständnis stoßen, wiederum Leuchtkraft für die Welt haben. An unserer Entschiedenheit , mit Jesus in der Mitte zu leben, wird es hängen, ob der Dienst und die Vollmacht der Hierarchie und ihrer Strukturen als fremde und dem Evangelium ferne Institution den Menschen Glaubenshindernis werden oder aber genau die Brücke, auf der Jesus aus unserer Mitte in die Mitte der Vielen kommen und dort sein Licht anzünden. kann.“[1]

Bekehrung tut not, kein Zweifel.

[1] Klaus Hemmerle: Jesus in der Hierarchie (Typoskript), 27.1.1978.