Nach Seinem Wort leben

Homilie bei der Messe mit Weinsegnung am Fest der Heiligen Familie (27.12.2020) in Frauenberg bei Leibnitz

  1. Weihnachten ist ein besonderes Fest. Es dauert mehrere Tage, weil es so viel zu feiern gibt. Am Sonntag nach Weihnachten denken wir vor allem an die Familie, in der Jesus groß geworden ist. Dieser Sonntag fällt heuer auf den Tag des hl. Johannes, der wie kein anderer der 4 Evangelisten Jesu Leben auch theologisch durchdrungen und mit poetischer Sprache für den Glauben gleichsam „übersetzt“ hat.
  2. Was ist der Kern der „Hl. Familie“?
    Einfach gesagt geht es darum, im Alltag mit Jesus zu leben. Nur ganz wenig aus dem Leben Jesu seiner ersten 3 Lebensjahrzehnte ist uns bekannt, aber es kann so umschrieben werden. – Und das ist eigentlich auch heute jene Wirklichkeit, die uns als Christen des 21. Jahrhunderts auszeichnen sollte, so in dieser Welt zu leben, dass ER im Alltag mitten unter uns sein kann. Sein bekanntes Wort von den zwei oder drei, die in Seinem Namen versammelt sind und er daher mitten unter ihnen, ist eben nicht nur auf die Feier der Gottesdienste hin zu verstehen, sondern auf den Alltag hin.
  3. Das, was Johannes „hymnisch“ im ersten großen Kapitel seines Evangeliums besingt, dass er „Fleisch“ geworden ist und „unter uns gewohnt“ hat (Joh 1,14), haben wir erzählend heute vernommen: in seiner Familie ist er herangewachsen – und Gnade ruhte auf ihm (Lk 2,40). – Genau um diesen Alltag soll und muss es uns eigentlich gehen, wenn wir uns in der Nachfolge Jesu Christi wissen. Die gemeinsamen Feiern – sie sind uns ohnedies in den vergangenen Monaten immer wieder genommen gewesen und werden wohl noch eine Zeitlang unter besonderen Umständen begangen werden können – sollen uns ja eigentlich nur daran erinnern, worum es 24 Stunden auf 24 Stunden in unserem Leben geht: mit IHM zu leben.
  4. Das religiöse Brauchtum, das sich rund um die großen Feste der Christenheit angesiedelt hat, so auch um das Weihnachtsfest, versucht gleichsam auf seine Art und Weise, dies deutlich zu machen: der Alltag des Lebens als Weinbauer bringt es mit sich, dass nach der Ernte der junge Wein zu genießen ist. Wie alles im Leben eigentlich „Frucht des Segens“ ist, mit Gottes „Ja“ zu seiner Schöpfung in Verbindung gebracht werden kann, so wird im Brauch des Weinsegens am 27. Dezember deutlich: auch im einfachen Leben, im Mahl halten ist ER nicht fern, sondern teilt das Leben mit uns. So wie er in Not mit uns ist, so begleitet er uns auch in allen Krisen, so ruft ER uns heraus, nicht vor den Nächsten die Augen zu verschließen und das Unsrige dazu beizutragen, dass Elend hier bei und uns und rund um uns herum, ja weltweit gelindert werden soll. Er ist aber auch der „Gott mit uns“ in der Freude. Und da Johannes der Legende nach nicht an einem vergifteten Getränk gestorben ist, weil er darüber das Kreuzzeichen gemacht hat, so hat sich eben der Brauch herausgebildet, an seinem Fest Wein zu segnen. Er selbst wird ja auch als einer der Patrone für die Winzer verehrt.
  5. So möge der heutige Tag – das Gedenken an die Heilige Familie wie auch das des Evangelisten Johannes uns Ansporn und Wegweisung sein, unser Leben nach Seinem Wort auszurichten und es als Maß für unseren Alltag werden zu lassen.