Unsere Heimat ist im Himmel

Predigt in der Pfarrkirche Deutschlandsberg am 2. Fastensonntag, d.i. 21.2.2016

Lesung: Phil 3,17 – 4,1
Evangelium: Lk 9,28b-36

1. „Nähre uns mit deinem Wort und reinige die Augen unseres Geistes, damit wir fähig werden, deine Herrlichkeit zu erkennen“ habe ich vor einigen Minuten in unser aller Namen betend vor Gott im Tagesgebet ausgesprochen. Wir haben die Nahrung mit Seinem Wort wirklich bitter nötig. Wir merken das tagtäglich, weil unsere Welt so ist wie sie ist – mit all den Freuden und auch dem Schrecklichen, das uns sofort, auch medial in die Augen springt. Nähren wir uns in diesen „Heiligen 40 Tagen“ also immer mehr mit Seinem Wort – das ist Inhalt der Fastenzeit auf eine ganz andere Art und Weise, als diese vielfach von uns mit Inhalt gefüllt wird. Ja: wir sollen wirklich ‚feste Nahrung‘ mit Seinem Wort zu uns nehmen: denn damit werden wir fit gemacht für das Leben in der Welt.
2. Machen wir die Probe aufs Exempel. Eben haben wir Abschnitte aus der Bibel vernommen. In der Lesung aus dem Brief an die Philipper wurde uns u. a. verkündet: „Unsere Heimat ist im Himmel.“ Das ist Nahrung, die uns hilft, wirklich geerdet, mit beiden Füßen auf dem Boden zu bleiben und dieses Leben wirklich ernst zu nehmen. Ein Widerspruch? Es heißt da ja: „Unsere Heimat ist im Himmel“?! Keineswegs. Denn – so behaupte ich : Nur dann, wenn wir wirklich unsere Heimat als eine im Himmel, als eine ewige also, ernst nehmen, nur (!) dann können wir mit allem, was uns in dieser Welt begegnet, umgehen. Würden wir nämlich nur um das Ganze, das sich in der Welt mitunter tsunami-artig vor unseren Augen abspielt, wissen, könnten wir nicht damit umgehen, würden wir weitestgehend in Angst und vor Schrecken erstarren und nur mehr einen Abgesang auf diese Welt singen müssen. Manche tun das ja auch, weil sie in sich selbst verschlossen bleiben und mit allen Rohren aus der Festung des eigenen Ich „schießen“. Sie gleichen dann – und dieses Bild wurde mir in den letzten Tagen erneut im Heiligen Land geschenkt – dem Toten Meer, das zwar Wasser empfängt, aber keines abgibt: es kann kein Leben hervorbringen. Ich denke dabei an die Notwendigkeit einer gepflegten Kommunikationskultur, die in der virtuellen wie realen Welt dringend erforderlich ist. In Gesellschaft und Kirche. Mitunter kann man da wirklich den Eindruck gewinnen: Ich selbst bin das eigene Maß, nach dem sich alles zu richten hat. Und wenn da was nicht passt, dann muss der „Höhere“ mir mein sicheres  Leben schützen … – Wehe aber, Bischof oder Landeshauptmann sagen dann was anderes als das, was ich mir erwarte …
Wenn ich aber in Gott verankert bin, dann – und nur dann (!) – bin ich befähigt, allem, was mir so begegnet, wirklich ernsthaft entgegen zu treten, aber darin nicht aufzugehen. Ich muss nicht verzweifeln ange-sichts all dessen, was sich rund um mich ereignet und „abgeht“ im wahrsten Sinn des Wortes. Ich kann dann (und eigent-lich nur dann) Mensch sein und bleiben, mein Ich erfahren, wenn ich nicht aufgehe in alledem was sich da dreht und ver-ändert rund um mich herum, wenn ich also einen festen Stand-Punkt habe, eine gewisse Art und Weise der Betrachtung aller Wirklichkeiten, denen ich begegne. Das Wissen um die himmlische Heimat bringt uns, recht verstanden, erst Recht auf die Erde. Ich entdecke dann nämlich, dass alles auf ihr eigentlich vergänglich ist und keineswegs diesen Absolut-heitsanspruch in sich trägt, der mitunter mir in den Dingen des Alltags entgegentritt: „Dies sollst du …; dies musst du …“ usw.
3. Die 40 Tage auf Ostern zu sollen uns ja helfen, das Wesentliche, auch unseres Glaubens, neu zu entdecken. Also: Leben wir so, wie es der hl. Johannes don Bosco schon denen mitgegeben hat, die seine Spiritualität kennengelernt und geteilt haben: „Steht mit den Füßen auf der Erde, wohnt aber mit dem Herzen im Himmel.“