instruiert werden – XV

15. Dekanate

Der Abschnitt VII.b der Instruktion widmet sich kurz (52-53) den Dekanaten[1], die gem. can. 374 §2 die Seelsorge durch gemeinsames Handeln fördern soll. Gemäß can. 374 §1 ist jede Diözese geeignet zu unterteilen – hier werden eben die Pfarren benannt. Daraus folgt unter anderem, dass Dekanate nicht unbedingt notwendig sind[2]. In unseren Überlegungen über das Mit- und Zueinander in der ganzen Diözese und der Art und Weise, wie wir Kirche gemeinsam leben und entwickeln, war relativ schnell klar, den vom Kirchenrecht vorgesehenen diözesanen Gremien Diözesan- und Priesterrat jene Bedeutung zu geben, die ihnen dort zugedacht ist. Da darüber hinaus durch die Einführung der „Seelsorgeräume“[3] – also einer territorial wie auch sozialräumlich Vernetzung – ohnedies auf ein Miteinander zwischen den verschiedenen Erfahrungsräumen von Kirche gesetzt wird wurde es ermöglicht, diese – weitere – Zwischenebene zu entfernen. Interessant war und ist für mich die Beobachtung, dass im Zuge der Überlegungen zur territorialen Umschreibung der Sozialräume für die Seelsorgeräume vielfach jene Größen gefunden wurden, die vor der nunmehr vorletzten Regulierung in den 1970iger-Jahren die Dekanate bildeten. Topographische Gründe, Bevölkerungsdichte, bestehende Pfarren – auch in ihren Größen, Lebensräume [Schulen, …] und weitere Kriterien[4] waren ausschlaggebend für die von den Verantwortungsträgern erarbeiteten und der Diözesanleitung vorgelegten territorialen Umschreibung der nunmehr rd. 50 Seelsorgeräumen, in denen die 388 Pfarren gefasst sind.[5] Mit anderen Worten und kurz zusammengefasst: am ehesten ist die neue „mittlere Ebene“ der Seelsorgeräume, die eingezogen wurde, mit dem Dekanat zu vergleichen.

Dass wir aufgrund der flächenmäßigen Ausdehnung – Graz-Seckau ist nach dieser Maßzahl die größte Diözese in Österreich – mit der Schaffung von „Regionen“[6] „Referenten des Ordinarius“ eingeführt haben, die für den unmittelbaren „link“ zwischen Ordinariat und dem Leben von „Kirche vor Ort“ Kommunikationsscharnieren ähnlich Aufgaben erfüllen. Die Regionen sind daher eben nicht die neue Form von „Dekanat“, sondern mit jeweils spezifischen Aufgaben des Ordinarius[7] durch diesen betraut, die sich auch ändern können[8]. Sie sind aber auch nicht das, was in der Instruktion (61) mit „pastoraler Zone“ gemeint ist, da in unserem Fall auf dieser Ebene keinerlei (priesterliche) Leitungsaufgaben – zumindest derzeit – wahrgenommen werden.  Zugleich sind deren Koordinatoren Anlaufstelle für die einzelnen Seelsorgeräume wie auch das Ordinariat, Initiativen von Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen – inkl. geistlicher – zu initiieren und eben zu koordinieren; sie arbeiten eng mit den Regionalkoordinatoren der diözesanen Caritas zusammen und sind Anlaufstelle für die Fragen des Landes Steiermark in unsere Richtung, da auch die politische Landschaft diese Ebene als wichtig erachtet hat. Da dies völliges Neuland für uns als Kirche ist, wird diese „Pionier-„Arbeit wohl in den kommenden Monaten unsererseits gut evaluiert werden, um nach der ersten Funktionsperiode ggf. neu bedacht und in die Form unserer Kirchengestalt eingepasst zu werden.

[1] Wiewohl – s. unten – in unserer Diözese seit dem 1.9.2018 keine Dekanate mehr existieren, widme ich in meinen Gedanken diesem Abschnitt der Instruktion einen kurzen Artikel. Im übrigen könnte – vereinfacht gesagt – VIIb. und VIIc. der Instruktion für unsere Diözese zusammen betrachtet werden. –
Darüber hinaus wäre auch anzufragen, ob nicht durch die Anführung der Dekanate wie auch überpfarrlicher Strukturen, die im folgenden reich Platz finden in der Instruktion der Titel und damit die Überschrift („die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde“) eigentlich etwas anderes andeuten und angeben als eigentlich intendiert ist. Hier wäre zweifelsfrei ein wirklicher Kritikpunkt an der Instruktion einzubringen: geht es um Strukturveränderungen innerhalb von Diözesen oder geht es um – und damit eher inhaltlich – „missionarische“ Ausrichtung. Andererseits: wenn sich Pfarren dem entsprechend neu zu orientieren haben, dann kann eben – aus und im Miteinander der Lebens- und Erfahrungsräume von Kirche, wie es eben auch Pfarren sind, dieses nicht ausgeblendet bleiben. Dennoch: wäre es nicht angebracht, schon von Anfang an klar zu sagen, worum es wirklich geht – schlicht: um der Transparenz willen, da man ja eigentlich sonst Gefahr läuft – und die Kritik an der Instruktion macht dies ja auch deutlich – hehre Worte (einleitend) zu formulieren, diese aber nicht gis in die Konkretionen hinein auszubuchstabieren?

[2] Eine der für mich ziemlich unangebrachten Kritikpunkte an unserer Diözesanreform und Kirchenentwicklung war der Vorwurf, dass Rom wohl auch deswegen bislang nichts gegen uns unternommen hätte, weil auch Rom daran gelegen sei, die „Macht der Dechanten“ zu beschneiden, die etwa in anderen Diözesen – damit war wohl Linz gemacht – einen bereits ernannten Weihbischof zum Amtsverzicht gezwungen hätten.

[3] siehe: https://www.katholische-kirche-steiermark.at/portal/pfarren/artikelpfarren/article/5931.html

[4] Freilich muss auch ergänzt werden, dass – so eine Vermutung – in anderen Gegenden, in denen der Grundgedanke des „Miteinander Kircheseins für …“ nicht so sehr im Vordergrund gestanden ist, die der Diözesanleitung unterbreiteten Vorschläge für die territoriale Umschreibung der Seelsorgeräume, die gemeinsam erarbeitet worden ist, eher von konkreten (Priester-)Persönlichkeiten und damit eigentlich „klerikal“ bestimmt sich leiten ließen.

[5] Interessant ist für mich zu ergänzen, dass es – wenn ich mich recht erinnere – lediglich in 3 Regionen schwierig war, zu einmütig gefassten Seelorgeraum-Umschreibungen zu kommen. Hier hat dann die Diözesanleitung – auch mit erneuter Rücksprache mit den sogenannten „Regionalkoordinatoren“ – eine Entscheidung getroffen. Da aber insgesamt diese territoriale Unterteilung – sie ist ja eine „Föderation von Pfarren“ – „lebendig“ ist, kann die wohl mit September 2020 auch dekretierte Seelsorgeraum-Umschreibung da und dort in den kommenden Jahren noch eine Veränderung erfahren. – Dort, wo klar ist, dass die inhaltliche Entwicklung der Seelsorgeräume nicht im gedachten Ausmaß verwirklicht werden kann, wird dennoch der Seelsorgeraum territorial umschrieben, damit in der ganzen Diözese ein Ordnungsprinzip vorhanden ist. Auch ist es da und dort der Fall, dass aufgrund konkreter Situationen – leider meist abhängig von den dort agierenden Pfarrern – die eine oder andere Pfarre in einem Raum derzeit nicht am Miteinander teilnehmen wird, das letztlich auch Kirche ausmacht. Hier erscheint mir als Bischof auf Nachholbedarf im Kirchenrecht gegeben zu sein und in der Instruktion daher auch überhaupt nicht Bezug genommen worden zu sein: was bedeutet es nämlich wirklich, dass Pfarrer „unter der Autorität des Bischofs“ die Leitung der Pfarre anvertraut wird [can. 515 §1; vgl. auch can. 528 §2 in Bezug auf die Liturgie], wenn er zugleich als „eigener Hirte“ [can. 516 §1] für die Pfarre ist? Mir scheinen, dass in so manchen kodikarischen Festsetzungen unterschiedliche Bilder von Kirche und auch unterschiedliche historische Entwicklungsprozesse von Kirche mitunter „unversöhnt“ nebeneinanderstehen und daher in der Umsetzung Probleme bereiten.

[6] Diese sind im Übrigen praktisch den vom Land Steiermark praktizierten Regionen angepasst. Lediglich den „Zentralraum“ unterteilen wir in „Stadtkirche Graz“ und „Steiermark-Mitte“, da wir der Auffassung sind, das kirchliches Leben im Großraum Graz eine wiederum „andere Anbindung“ an das Gesamt der Diözese braucht als die anderen 7 Regionen. Siehe hierzu auch: https://www.katholische-kirche-steiermark.at/portal/pfarren/artikelpfarren/article/5931.html.

[7] „Diözesanleitung“ im engeren Sinn: Bischof, (stv.) Generalvikar, Bischofsvikare

[8] So etwa wurden die Regionalkoordinatoren in der Phase der Gründung der Seelsorgeräume mit der Begleitung der Prozesse hierzu vor Ort beauftragt; der Priester im jeweiligen Team ist unmittelbarer Ansprechpartner für priesterliche Fragestellungen; ganz allgemein werden sie – weil sie eben „näher dran“ sind in Anstellungsfragen des pastoralen Personals einbezogen usw.