IHM in der Schöpfung begegnen

Homilie bei der Messfeier am Fest des hl. Evangelisten Johannes in Frauenberg bei Leibnitz

1. „Was von Anfang an war“ – so haben wir aus dem 1. Johannesbrief eben gehört, „was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir [..] euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt“. Ziel des apostolischen Dienstes ist es, die Menschen hinein zu nehmen in jene Gemeinschaft, die die Jünger mit Jesus gehabt haben – und damit hinein in das innige Miteinander Jesu mit seinem Vater. Wenn wir es recht sehen – und das feiern wir ja zu Weihnachten – ist es ungeheuerlich, was wir glauben. Die Gemeinschaft und das Miteinander mit unserem Gott. Damit aber stellt sich auch die Frage: „Leben wir dem entsprechend?“

2. Anders ausgedrückt – und dass die Kirche in so manchem an Glaubwürdigkeit eingebüßt hat, macht es ja von der negativen Seite her deutlich: Wo wird durch mich, durch uns als Gemeinschaft sichtbar, dass wir „ganz nah dran“ sind an Gott? Dass Weihnachten weit mehr ist als die Erinnerung an ein Ereignis irgendwo in einem der letzten Winkel der Welt vor mehr als 2000 Jahren, sondern dass Weihnachten mein Leben neu sehen und gestalten lässt? Wie kann ich etwa, weil Gott einer von uns geworden ist, so tun, als ob die Welt gottlos sei? Vielmehr muss ich den Menschen, denen ich begegne, auch mit jener Achtsamkeit begegnen, durch die deutlich wird, welche Würde sie haben. In ihnen begegnet mir der Herr, weil er gesagt hat: „Was ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan!“ (vgl. Mt 25,40)

3. Mit anderen Worten: Uns ist es als Christen aufgegeben, wirklich Gott zu ent-decken mitten drin in alledem, was uns tagaus, tagein in unserem Alltag hier in dieser Welt begegnet. Beim Arbeiten in der Schöpfung, um es an einem Beispiel deutlich zu machen, also auch in den Weinbergen, gelingt dies zu einem Gutteil recht einfach. Da kommt man wie von selbst da und dort ins Staunen, wie alles zusammenhängt und die Dankbarkeit steigt in einem hoch, wie das alles, was „Welt“ heißt und ist, füreinander lebt. Wein zu kultivieren – und jene, die sich darum Jahr für Jahr mühen und auch jene, die sich daran erfreuen, werden das bestätigen – bedeutet dann auch, neu zu staunen lernen, wie großartig der Mensch von seinem Schöpfer bedacht wurde. Es bedeutet dann auch, jene Größe zu bedenken, die der Mensch bei Gott hat. – Wenn wir heute dann auch das „Produkt“ segnen, das als „Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“ uns dargeboten wird, dann wird deutlich, was an Gutem von unserem Gott schon hineingelegt wurde in das, was uns leben lässt. Wein zu trinken, Wein zu genießen lässt uns manche Schatten vergessen und uns staunen und freuen über die Großartigkeit der Schöpfung und des Menschen in ihr. Und es stärkt den Glauben und das Vertrauen in seine, in Gottes Nähe und Zuwendung.