Gedanken V

Was ich schließlich auch noch mitnehme aus Brasilien ist folgender Gedanke: Es geht angesichts der jungen Kirche/n des globalen Südens nicht darum, bloß die Begeisterung zu kopieren – das stößt viele der Unsrigen wohl nur ab, sondern darum unserer Kirche hier mit jener Art Injektion, die uns von IRPAA zur Bewässerung landwirtschaftlicher Güter im semiariden Gebiet vor Augen geführt wurde, weiterzuhelfen und voranzubringen, die auch nachhaltig wirkt: „Tröpfenbewässerung der Kirchenentwicklung“. Wir sind es gewohnt, große Pläne zu schmieden, alles durchzudenken und dann „Horuck“ umzusetzen. Als Menschen und als Kirche, die eben aus dem Gehen, aus Wallfahrten und Prozession lebt, braucht es Zeit: Das Ziel kann und darf nicht aus dem Auge verloren werden, aber es ist nachhaltig anzuvisieren und nicht einfach mit einem „umgelegten Schalter“ zu erreichen. Es gilt aus der uns bekannten „Macher-Mentalität“ herauszukommen, da es ja auch „Seine“ und nicht „unsere Kirche“ ist, die wir gestalten. Gerade deswegen sind Partnerschaften wie die zwischen Diözesen Hilfe im Voranschreiten, Hilfe aber auch uns selbst auf unseren Wegen der Nachfolge zu vertiefter zu erfahren.

Ein Aspekt hierfür scheint mir tatsächlich der Blick auf die Sendung der Kirche zu sein, der ein wesentlich anderer als der des Selbsterhalts ist, von dem wir uns im „alten Europa“ oft leiten lassen, der aber wohl allen Kirchen des „reichen globalen Nordens“ zueigen ist, die wir es nicht „schaffen“ [wollen?] auch manches hinter uns zu lassen, weil wir um unsere Bedeutung ringen, trotz (oder auch wegen?) des riesigen Glaubwürdigkeitsverlusts der letzten Jahre und Jahrzehnte. Orientierung am Evangelium, das den Menschen zum Leben [in Fülle] führt, tut auch uns not – glauben wir überhaupt noch daran?