Mein letzter Tag in Brasilien galt „weiteren Blickwinkeln“, die ich in diesem Sinn wirklich „ums Ecke“ erhalten habe, da hier in Brasilia, der aus dem „Boden gestampften“ Hauptstadt wirklich alles nahe beieinander liegt [allerdings waren es gestern ohnedies knapp 8 Stunden Fahrzeit, um von Bom Jesus hierher zu gelangen, aber auch das ist für brasilianische Verhältnisse noch „ums Eck“].
Mein erster „Sprung“ ging in das Sekretariat der brasilianischen Bischofskonferenz, wo der Sekretär der CNBB (http://www.cnbb.org.br), Bischof Joel Portella Amado, dem Botschafter unserer Republik und mir weitere „Einblicke“ geboten hat in die Situation von Kirche und Gesellschaft in Brasilien. Was ich mir daraus vor allem mitnehme? Nun: „Brasilien ist ein Kontinent – und nicht bloß ein Land“ – so jedenfalls hat es unser Papst den mehr als 300 Bischöfen gegenüber gesagt, die in mehreren Gruppen im vergangenen Jahr „ad limina apostolorum“-Besuche absolvierten. „Mein kleiner Einblick“ – wiewohl der Generalsekretär sich erstaunt über die gewaltige Route zeigte, die wir hier in den letzten Tagen zurückgelegt haben – wurde erweitert um den Süden, den Westen, Amazonien etc., die Herausforderungen verschiedener Klein- und Kleinstgruppen unter den Christen [wobei die Zahl der Orthodoxen sich sehr in Grenzen hält], Fragen rund um den synodalen Prozess der Weltkirche und dessen Verständnis [etwa: „Verstehen wirklich alle dasselbe unter ‚Synodalität‘?“] und so manche Fragestellungen angesichts der Herausforderungen, die sich der Kirche nach der Pandemie hier stellen – und wohl auch bei uns.
Mit dem Botschafter besuchte ich auch die katholische Kathedrale, ein groß-artiges Bauwerk mit einer wirklich guten Akustik, auch mitten hinein in die bis ins Letzte geplante Hauptstadt [mit dem Nebeneffekt etwa, dass jedes Land, zu dem Brasilien diplomatische Beziehungen unterhält, eine gewisse Anzahl an Hektar für eine Botschaft zur Verfügung gestellt wurden, manche Länder sich den Bau aber bis heute nicht leisten konnten und „neue Staaten“ bzw. „neu aufgenommene diplomatische Beziehungen“ dann keinen Platz mehr für eine Botschaft bieten …] unterirdisch gebaut, sodass nur ein kleiner Teil über der Erde zu sehen ist …
Zu Mittag aß ich mit dem Botschafter, seiner Gattin und dem Konsul – auch eine Art „Valentinstagsgeschenk“, das die Österreicher am Abend, als ich schon weg war, vielen anderen Botschaftern geboten haben. Unser Austausch machte wieder einmal deutlich, wie wichtig das vorbehaltlose Zuhören ist, damit Dialog unter verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und damit auch Staaten erst möglich wird. Lassen wir es uns nicht nehmen und mühen wir uns daher mehr und mehr, auch vor Ort, andere (weitere?) Blickwinkel wirklich ernst- und anzunehmen um nicht der Gefahr zu erliegen, dass meine Sichtweise die alles entscheidende ist … Und gerade wir als Kirche sind eigentlich von unserem Wesen her zu Dialog herausgefordert, ist doch auch unser Gott in sich „Dialog“ und das Wort „zwischen uns“ gem. Mt 18,20 der Auferstandene selbst.
„Obrigado Brasil!“