Archiv der Kategorie: Kirchenentwicklung

Mondiales Miteinandergehen

Wenn wir uns wirklich aufeinander einlassen miteinander voranzugehen, also den Weg der Kirche als „Synode“ verstehen, dann dürfen wir uns auch nicht wundern, dass es auf diesem so manche Irritation gibt. Papst Franziskus hat es in seiner Schlussansprache bei der außerordentlichen Generalversammlung der Bischofssynoge entsprechend deutlich benannt, Christian Hennecke geht in seinem blog  „Synodenversuchungen“ nach.

Streiten im Angesicht Jesu

Schon vor einigen Jahrzehnten hat uns Seminaristen der damalige Bischof von Graz-Seckau Johann Weber bei einer Beauftragung im Priesterseminar gebeten, doch „mehr und öfter im Angesicht Jesu“ zu streiten. Unwillkürlich wurde ich an diese Aussage erinnert, als ich heute gelesen habe, dass Papst Franziskus die Streitkultur auf der zu Ende gegangenen Bischofssynode gewürdigt habe. Hier ist ihr Wortlaut auf deutscher Sprache zu lesen.

Diese „Feststellung“ des Papstes passt vielen wohl nicht in ihr Weltbild, in dem es nur „für“ und „wider“ gibt. „Hier“ die Progressiven – „da“ die Konservativen, „hier“ die Papsttreuen – „da“ jene, die einen Weg gehen, der nicht mehr dem Evangelium entsprechen würde. Dem ensprechend wurde in den jeweiligen Medien auch zwischen „links“ und „rechts“ in der Kirche ausgeteilt, wurden Etiketten vergeben, wurden Sieger und Verlierer gekürt.

Gott aber ist nicht so „zweidimensional“, er ist dreifaltig. Demnach  gibt nicht nur das „entweder“ – „oder“ in der Kirche. Es gibt die dem Evangelium verpflichtete Lehre von der Ehe und es gibt die unverbrüchliche Treue Gottes zu den Menschen, auch wenn sie gescheitert sind. Beide Sichtweisen „dürfen“, nein „müssen“ zählen, denn Gottes Sohn hat sich – ganz Gott (!) – auf die Menschheit eingelassen – ganz Mensch (!). Gerade deswegen ist es eigentlich auch zutiefst christlich, und erst Recht katholisch, wenn alle Seiten und Meinungen auf den Tisch gelegt werden. Eine Berichterstattung in bloßen Alternativen oder eine, die von „Siegern und/oder Verlierern“ spricht greift letztlich zu kurz, genauso wie eine, die davon spricht, „dass die katholische Kirche die Öffnung verpasst habe“ oder jene, die von einer „Revolucion Francisco“ schreibt. „Weltliche“ Medien und solche, die sich „kirchlich“ nennen, sind davon betroffen. Und tun dies mitunter in einem Stil, der alles andere ist als dem entsprechend worüber berichtet wird: immerhin haben da in den vergangene 14 Tagen nach einer weltweiten Befragung die Verantwortungsträger in der Kirche beraten und werden sich nach intensiven Diskussionen und hoffentlich auch „Streitereien im Angesicht Jesu“ im kommenden Herbst wieder zusammenfinden, um das „Evangelium im Heute“ jenen Menschen zu verkünden, die den „Schatz des Glaubens in zerbrechlichen Gefäßen“ (vgl. 2Kor 4,7) tragen. Diese Achtung gegenüber der Lehre und (!) den Menschen sollten allen, die synodale Wege vermitteln, Maß sein.

Demütig die sich offenbarende Wahrheit erwarten

Einiges hat sich ereignet in den 14 Tagen der außerordentlichen Generalversammlung der Bischossynode: in ihr und außerhalb der Synodenaula. Die Schlussbotschaft ist verlautbart worden, das Dokument, das wohl Grundlage für weitere Gespräche und Vertiefungen om kommenden Jahr sein wird,  wenn die ordentliche Generalversammlung zusammentritt, wird in den kommenden Tagen erwartet – zur Stunde wird noch darüber beraten. Christian Hennecke spricht in seinem Blog vieles am von dem, wie hierbei Kirche sich „neu“ aufstellt.

Anteil haben am Dienst Christi

„Wir können nicht glaubwürdig von der dem Mann vorbehaltenen Priesterweihe  sprechen,  ohne  zugleich  deutlich  zu  machen,  dass  es  eine  gerechte  Teilhabe von Frauen und Männern an allen Aufgaben, auch den Leitungsaufgaben in der Kirche gibt. Alle haben Anteil am priesterlichen, königlichen und prophetischen Dienst Christi.“ So schreibt Bischof Stefan Oster gegen Ende seines Vortrags über das Verhältnis von „gemeinsamem Priestertum aller Gläubigen“ und dem „Priestertum des Dienstes“ wie es uns das Zweite Vatikanische Konzil in der Kirchenkostitution „Lumen gentium“ nahegebracht hat.

Er hat darauf in seinem fb-blog verwiesen. Der ganze Wortlaut seiner Gedankengänge, die er für mich „ganz interessant“ angeht, ist hier zu finden. Stoff zum Nach-Denken … auch für die seelsorgliche Praxis.

Ideal und Wirklichkeit

Der „Zwischenbericht“ der ao. Vollversammlung der Bischofssynode wurde heute veröffentlicht und wird von der kathpress oder auch Radio Vatikan besprochen. Interessant. Und auch hier ein Kommentar. … Nur offiziellen Text auf deutsch finde ich derzeit nirgendwo … Die Welt spricht halt nicht so viel deutsch – auch eine (wichtige!) Erkenntnis.

Ach ja: und dann wurde der Termin der ordentlichen Synode im kommenden Jahr heute von Papst Franziskus bekannt gegeben: 4. – 25. Oktober 2015.

Von Schafen und deren Geruch

Der Bischof von Feldkirch, Benno Elbs, hat mich vor einigen Tagen beschäftigt. Ich habe sein Buch gelesen … „Im Stallgeruch der Schafe. Wege pastoraler Arbeit im 3. Jahrtausend“ heißt es. Einfach ist es geschrieben. Wohltuend einfach. Von jemandem, dessen Menschenkenntnis durch die „Druckerschwärze“ hindurch erfahrbar wird. Wohltuend einfach aber auch deswegen, weil es keine „Strategien“ im üblichen Sinn als „Patentrezepte zur Rettung von Kirche in ihrer überkommenen Gestalt“ bietet, sondern Wegmarkierungen benennt, die uns „weiterbringen“ auf dem Weg, das Evangelium heute authentisch zu leben.
Und wieder: nicht Strukturen verändern, sie sind bestenfalls das „Skelett“ – und gerade deswegen auch notwendig (vgl. meinen Eintrag vom 1. Oktober), sondern das (gemeinsame) Leben des Evangeliums im Heute unserer Tage. Das wird gesucht! Davon bin ich überzeugt, wiewohl ich selbst gerade darin immer wieder scheitere. Und ein solches Leben überzeugt.

Strukturentwicklung ist aus sich noch keine Kirchenentwicklung

Begonnen hat es mit der Lektüre von „7 fette Jahre“. Es ging weiter mit „Kirche, die über den Jordan geht“ und „Glänzende Aussichten“ bis hin zu „Es ist möglich“. Es gab einige Studientage mit ihm und anderen, die im Norden Deutschlands Kirchenentwicklung „von innen her“ in Angriff genommen haben. Darüber hinaus habe ich mehr oder weniger die aus solchen Veranstaltungen heraus resultierenden Veröffentlichungen „lokaler Kirchenentwicklung“ gelesen: ich muss sagen, mich lassen die Gedanken, die Christian Hennecke sagt und niederschreibt nicht los. Mehr noch aber das Leben, über das er berichtet und das er in seiner neuesten Veröffentlichung „Seht, ich schaffe Neues – schon sprosst es auf“ in Zitation von Jes 43,19 in Interviewform eben herausgebracht hat. Auch wenn ich hin und wieder in seinen Blog schaue: Da wird aus Liebe zu unserer Kirche dieselbe „schmackhaft“ dargestellt, weil sie unterwegs ist und immer mehr sie selber wird. Da ist nichts Bitteres, da ist keine Jammerei und damit auch kein lähmender Blick „zurück“ zu spüren. Da wird von „Aufbruch“ gesprochen, der freilich auch den Karfreitag kennt; da wird einem Freude gemacht an Kirche, weil Taufe und damit Berufung ernst genommen werden und der Priester im Volk Gottes als der erscheint, der er von Amts wegen wirklich ist, nämlich Diener am Volk. Da wird nichts ausgelassen – nicht die Frage nach der „Zugehörigkeit zur Kirche“ und auch nicht Überlastungsphänomene, über die geklagt wird – weil die Sendung im Blick ist und damit die „Fleischwerdung“ des Wortes Gottes in unserer Welt. Da wird davor gewarnt, einfach zu kopieren und Kirchenentwicklung „von innen“ als bloße Methode des Zugewinns möglichst vieler Mitglieder zu verstehen usw. usf.
Allein die einfachen Bilder, die am Ende des Büchleins Kirchenentwicklung vor Augen führen und dem Lumko-Institut Johannesburg in Südafrika bzw. Bukal ng Tipan auf den Philippinen zu verdanken zu verdanken sind, sind „einkehrtags-tauglich“ und laden ein, mich zu bekehren, denn ohne die noch deutlichere Hinwendung zum Auferstandenen, der in seiner Kirche lebt, wird’s nicht gehen!
Ich frage mich zugleich aber auch: „Wie kann all das, das mir so einleuchtend erscheint, bei uns noch mehr Platz greifen?“ Und ich nehme mich sofort bei der Nase und beginne aufmerksamer auf das zuzugehen was mich umgibt, denn: „Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht?“ heißt es bei Jesaja. Gott ist also vor meiner Zimmertür – und hoffentlich auch mitunter innerhalb meiner eigenen 4 Wände – am Werk: hier bei mir im Augustinum, in Schwierigkeiten und Machtspielchen die mir tagaus, -ein auch in Pfarren – an Orten also, die sich Kirche nennen! – begegnen, in den Menschen, die mir über den Weg rennen – ob jung oder alt – usw. Und ich frage mich zunehmend: „Wie lange braucht diese Schule der Aufmerksamkeit, um mehr und mehr ’nur‘ das im Blick zu haben, was Gott wirkt, was ER will, wohin ER uns führt?“
Ach ja: solche „Aufbrüche in der Kirche“ gibt es nicht nur in Hildesheim, dort sind manche schon „verfilmt“ …

Welche Videos, nein: welche Erfahrungen könnte und müsste ich hier aufführen? Und: sind für mich „72h ohne Kompromiss“ oder CarLa-Läden oder der run4unity oder … oder … oder … wirkliche und authentische Erfahrungen von „Kirche“? Und was ändert sich dann für mich und mein Priestersein? Was für das „herkömmliche“ Verständnis von „Kirche als Gemeinde“?

Pfarre – parochia: nichts Statisches, sondern Antwort auf heutigen Lebensstil!

Mit „Pfarre“ verbinden wir üblicher Weise etwas, das „in Stein gemeißelt“ ist, schier „ewigen Bestand“ habe. Doch umschreibt der Begriff etwas sehr „Fragiles“. Erfahrungen von Christian Hennecke in Poitiers zeigen Lebendigkeit „neuer Pfarren“. Spannend! Ob das auch auf uns zukommt?! Denn: es geht um „lokale Kirchenentwicklung“!