Archiv der Kategorie: Kirchenentwicklung

Die Bischofssynode naht

Die außerordentliche Synode der Bischöfe naht. Immer wieder begegne ich auch in der virtuellen Welt dieser Tatsache. Nicht nur, dass das „instrumentum laboris“, also das Arbeitspapier, das Grundlage für die Beratungen sein wird und Zusammenfassung der weltweiten Umfrage Papst Franziskus‘ ist, seit geraumer Zeit online steht. Nein: in den letzten Tagen bin ich auch über ausführlichere Stellungnahmen zweier Bischöfe gestolpert, die diese zu Themen der Synode „veröffentlicht“ haben: Stefan Oster aus Passau und der Antwerpener Bischof Johann Bony. Die erstere ist über die Bistumswebsite zugänglich, auf die zweite machte die FAZ  aufmerksam – einige fehlherhaften Übersetzungen finden sich in der Denkschrift, die über die Seite der Belgischen Bischofskonferenz online gestellt wurde.
Deutlich wird nach einer ersten kurzen Lektüre für mich: Für diese Synode, die ja in 2 Teilen (2014 bzw. 2015) angelegt ist, heißt es, den Heiligen Geist zu erbitten. Denn es geht ja darum, dass der Auferstandene seine Kirche im Heute begleitet und vorantreibt – auch und gerade in den vielen Fragen rund um Ehe und Familie. Und dazu ist es nötig, dass unsere Verantwortungsträger ihre Meinung und Sicht nicht beschönigen, sie voll und ganz „in die Mitte“ legen. Die beiden Bischöfe tun es im Vorfeld, es gibt wohl auch weitere, denke ich. Auf der Synode ist man dann ja in „Seinem Namen“ versammelt, sprich: jeder mit seinem Blickwinkel bringt sich voll und ganz ein. Da scheint aufs erste vielleicht das eine oder andere nicht sehr kompatibel zu sein mit der Meinung anderer auf der Synode. Aber: Wenn dies in Seinem Namen geschieht, dann ist ER, der Auferstandene, der Herr, inmitten der Seinen, weil dann ER Antworten finden lässt. Die Anlage der Synode soll meines Erachtens diesem gemeinsamen Suchen nach Seiner Antwort dienen … Allein das lässt hoffen.

Kirchen-Entwicklung

In diesen Tagen bin ich wieder über einen Artikel und damit bedenkenswerte Sätze von Hans-Joachim Sander gestolpert, die ich mir ins Stammbuch für mein Priestersein und damit auch die Entwicklungen, die Kirche zu gehen hat, schreiben muss:

„Entscheidend sind nicht die Entscheidungen der Kirche über ihre pastorale Administrierung, sondern was das für die Weitergabe des Glaubens bedeutet. Die Pfarrverbände, also das Teilen des Pfarrers, sind rechtfertigungspflichtig gegenüber der Fähigkeit der Kirche, den Glauben zu teilen im Sinne von partager. Welche missionarischen Effekte lassen sich dadurch erzielen, oder welche Mission wird dadurch unmöglich? Pfarrverbände sind auch Seelsorgeräume. Entscheidend ist dabei die Identifizierung mit den Räumen. Denn Räume sind stets von mehr belebt und bewohnt als von denen, die man dabei im Blick hat. Diese Räume sind von Diskursen durchzogen und von Orten geprägt, die prekär sind, weil sie keine Utopias sind, sondern „andere Räume“ darstellen. „Andere Räume“ sind Orte, die es tatsächlich gibt und denen man nicht ausweichen kann, obwohl sie Anfragen darstellen, die selbstverständliche Ordnungsmechanismen aufbrechen und konterkarieren. Michel Foucault nennt sie Heterotopien. Es gibt sie im großen Maßstab dort, wo Menschen um die Anerkennung ihrer Würde ringen müssen. Und es gibt sie im kleinen Maßstab dort, wo Menschen in ihrem Leben von etwas durchkreuzt werden, das sie in radikal veränderte Lebensperspektiven stellt. Diese Heterotopien sind bedeutsame Orte in den Seelsorgeräumen. Wenn die Aufteilungsart der Pfarrer in einem Pfarrverband das Entdecken, Aufsuchen und Sich-Aussetzen dieser Andersorte befördert, dann passt es in die komplexe Wirklichkeit Kirche. Wenn aber das Gegenteil geschieht, dann wird diese Teilungstaktik der societas perfecta die Kirchenkrise verstärken und ihren gesellschaftlichen Abstieg beschleunigen. Den christlichen Gott glauben, setzt mit der anderen Teilungsart an, dem Teilen von Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, insbesondere der Armen und Bedrängten aller Art. Diese Teilungsart hat unseren Glauben über die Jahrhunderte hin begleitet und gestärkt. Sie wird sich auch jetzt wieder durchsetzen, aber es kann sein, dass es auf Kosten der Kirche als societas perfecta geht. Aber darauf kommt es nicht wirklich an, wenn gilt: „Versammelt im Namen des Herrn“.
In: Sander Hans-Joachim: Pfarrverbände – den Pfarrer oder den Glauben teilen?, in: Österreichisches Liturgisches Institut (Hg.): Heiliger Dienst 67(2013) Nr. 1, 43-49, hier: 49.

Der „3. Mann“

Zwischendurch wurde das Thema des bekannten Films als einer von mehreren künstlerischen Beiträgen – mit Zither und Gitarre zum Besten gegeben. Nicht weil Werbung für den Agentenfilm, der unter anderem in Wiens Kanälen spielt, gemacht werden sollte, sondern – so die Erläuterung von Klaus Hofstetter – weil wir als Kirche immer mit dem rechnen dürfen, der in unserer Mitte lebt…

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Der Auferstandene verhilft dazu, nicht Gefahr zu laufen, uns in der Bequemlichkeit einzulullen . Wir können die Herausforderungen annehmen, die dann freilich mitunter „Kreuz“ erfahrbar werden lassen. Im nachmittäglichen „runden Tisch“ bei „networking“  wurde das gestern wieder deutlich. Männer des Dialogs brauchen vor nichts „zurückschrecken“,  sondern können es – mit IHM im Hintergrund – wagen, alles anzuschauen und anzupacken. So etwa wurde ein Workshop zum Thema „Als Priester scheitern“ gehalten, ein anderer widmete sich den Fragen rund um Sexualität – schon interessant, was dazu ein Ehepaar, ein verheirateter griechisch-katholischer Kollege und ein römisch-katholischer Priester beitragen können -, wieder ein anderer nahm sich der Spannung zwischen Kontemplation und Aktion an, die mitunter Priester zu zerreißen droht, ein weiterer Arbeitskreis wandte sich den Fragen rund um die zölibatäre Lebensform zu und damit auch der Spannung zwischen Alleinsein/Einsamkeit und Gemeinschaft…

Dass Kreuz zugleich Hoffnungsperspektiven eröffnet, wurde abschließend heute Freitag Vormittag deutlich: die Liebe, die Gott zu uns hat und in Jesus Mensch wurde, hat sich bis zum Schrei der Verlassenheit Jesu am Kreuz entäußert. Dort hauchte Jesus den Geist aus. Er, Gott, blieb nicht bei sich selbst. Er, weil er Liebe ist und daher nichts anderes als lieben kann, schaute und ging von sich weg. Das ist vollendete Liebe, die tatsächlich Dialog bedeutet. Das ist demnach auch Maß für jene, die in der Kirche leben. Und das ist starker Tobak. Die „Kunst des Liebens“ ist eben mehr als bloß „gut sein“, sondern lädt ein, wirklich alles und alle anzunehmen, und damit zu Dialog und Einheit beizutragen. Wo also sind meine Orte der „Peripherie“ wie wohl Papst Franziskus sagen würde? Und: Bin ich bereit, mich wirklich auch diesen Realitäten auszusetzen?

Auch wenn ich mir selbst unsicher in der Beantwortung dieser Fragen bin: dort, wo so gelebt wird, dort wird jene Kirche lebendig, von der wir in Loppiano gehört und die wir in den vergangenen Tagen dort auch erlebt haben: deutsche, polnische, griechisch-katholische und afrikanische Gesänge erklangen heute Mittag zum Schluss bei der Messe im Santuario der Theotokos. Evangelische Pastoren beteten vor dieser gemeinsam mit uns. Leben, das wohl so manches das alteingesessen ist bei uns durcheinander bringen, aber heilvoll erneuern würde.

Männer des Dialogs

„Standing ovations“ gab es heute Vormittag. Dafür nämlich, dass einer von uns aus der zentralafrikanischen Republik erzählte, wie er Dialog lebt angesichts der zunehmenden Radikalisierung zwischen Volksgruppen, zwischen Religionen. Es war mehr als bewegend zu hören, dass in „seiner“ Kirche Hunderte Zuflucht gesucht haben vor den anderen, die sich Benzin besorgten um „die alle“ auszuräuchern. Und wie er sich entschlossen hat, trotz des Angebots zu gehen, sein Leben zu riskieren für jene, die „nicht einmal“ seinen Glauben hatten. Da nahmen sich die Dinge, die ich vor Justin auf der Bühne erzählt habe, sehr, sehr bescheiden aus. „Männer des Dialogs“, „Männer der Beziehung“ war das Motto, der 3. Netzknoten, von „networking“ heute in Loppiano. Für diese Welt (Dienstag) ist eine Kirche des Dialogs not-wendend. Damit auch Priester, die genau das leben … Joszef Pál aus Resita in Rumänien gab eine Einführung, ehe Erfahrungen und wiederum an die 10 Workshops in verschiedenen Sprachen diesen Knotenpunkt beleuchteten und mit den Teilnehmenden erarbeiteten.

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Wie sehr dies notwendig ist zeigt auch die Tatsache, dass beim Mittagessen neben Hubert Wieder und mir – wir beiden leiteten einen Workshop zum Themenbereich: „Kirche aufbauen im Presbyterium – auch durch Krisen hindurch“ – sich plötzlich 6 junge Burschen wiederfanden, die die 2 Stunden vorher mit uns verbracht haben. Wir beide konnten und durften während Pasta, Fleischbällchen und Pudding weitere Dinge aus unserem Leben erzählen, die deutlich machen, dass Dialog – wirklich zuhören, austauschen und vorschlagen – gerade für jene wichtig ist, die im Dienst als Priester an den Menschen leben und wirken, also hauptberuflich die Beziehung Gottes zu den Menschen repräsentieren.

Mehr noch als das, was da erzählt wurde, ist mir die Frage hoch gekommen: Wiewohl wir als Christen daran glauben, dass Gott nicht bei sich selbst geblieben ist, sondern sich entäußert hat und Mensch wurde (vgl. Phil 2,1-11), wiewohl wir also einen Gott bekennen, der in sich schon Dialog ist und der seine Freude daran hat bei den Menschen zu wohnen, scheint Dialog nach wie vor etwas zu sein, was wir von der Pieke zu lernen haben. Also: nichts wie ran und im 50. Jahr ihrer Veröffentlichung ernst machen mit dem Leben der Antritts-Enzyklika Pauls VI. „Ecclesiam suam“ – und diese Herausforderung will ich für mich annehmen. Ich hoffe, ich habe Leute an meiner Seite, die mich immer wieder daran erinnern.

So zu leben bringt in der Welt eine Kirche im Kleinen wie im Großen hervor, nach der sich die Welt sehnt, in der nämlich der Auferstandene und Gegenwärtige „mit Händen zu greifen“ ist: Gestern hat diese Erwartung eine Nichtglaubende, die einen Dialog-workshop mitgestaltet hatte, beim abschließenden „runden Tisch“ am Abend als Erwartung ausgesprochen und die diesbezügliche Hoffnung in uns gesetzt. Paul VI. hat eine dadurch „ausstrahlende“, weil dialogbereite und dialogfähige Kirche, in einfachsten Worten bei einem Pfarrbesuch zum Ausdruck gebracht, die uns als „Anker“-Gedanken mit nach Hause gegeben wurden. Einen Lernort für eine solche Kirche, speziell für „Typen wie mich“, also Priester, habe ich mir in der Mittagspause des heutigen Tages „gegeben“: „vinea mea“, das Zentrum gemeinschaftlicher Spiritualität für Diözesanpriester, Diakone und Seminaristen.

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Transkontinental auf 10 Quadratmetern

Am Abend des 20. August wurde das Netz weiter gesponnen. Das Miteinander, aus dem Kirche lebt, ist nicht auf die nähere Umgebung einer Pfarre beschränkt, nein: die ganze Welt und damit alle Menschen in ihr sind „Kandidaten“ dafür, sind doch alle „Kinder Gottes“! Eingestimmt wurden wir schon durch den Tageskompass, unter anderem mit Ausschnitten aus dem Apostolischen Schreiben von Papst Franziskus „Evangelii gaudium“. In allen und damit jedem und jeder einen Bruder/eine Schwester sehen – wir habe ja denselben Vater – und damit Jesus. Allein das ernst genommen würde so manches in der Welt verändern. Denn dann ist der/die Andere ein „anderes Ich“! Grandios. Und herausfordernd, wenn ich mein eigenes Dasein so anschaue. – Klar war, dass dann am Nachmittag beim Zusammentragen der Workshop-Inhalte zunächst die Brüder und Schwestern in Ungarn einen Platz hatten: Nationalfeiertag. Noch intensiver allerdings am Abend: transkontinentales Abendessen an 1 Tisch unter 1 Dach. Dass es für Psychologen, Ingenieure, Tierärzte, Geschäftsführer etc. schon nicht leicht sein dürfte, unter einem Dach miteinander zu leben – rein menschlich betrachtet – mag schon einleuchtend sein, wenn es dann aber 7 Männer aus 4 Kontinenten mit diesen Berufen sind, dann ist dies aufgrund der Mentalitäten, in denen sie wohl groß geworden sind, alles andere als einfach. Beim Abendessen – es gab kongolesisches Huhn, philippinischen Reis und thailändisches Tiramisu – wurde aber immer klarer, dass das Evangelium und damit Jesus selbst die Kraft hat, Einheit zu stiften, ein Miteinander, das eindeutig mehr ist als ein Nebeneinander. Wir Österreicher auf „networking“ lernten das Männerfokolar in Campogiallo in Loppiano kennen – alle Teilnehmer waren auf die ganze Siedlung bei den Bewohnern aufgeteilt und zum Abendessen eingeladen. Vereinte und geeinte Welt im Kleinen erlebt und daher auch lebbar! Hier wird Kirche – die Bewohner von Loppiano kommen aus allen Erdteilen und sind nicht nur Christen – tatsächlich als „Licht der Welt“ angreifbar!

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Kirche – anders

Vor einigen Tagen noch hätte ich es mir nicht vorstellen können, mir mitten im August südlich von Florenz am Abend zu wünschen, eine Jacke dabei zu haben. Weil ich aber mein Sakko zu Hause im Zimmer liegen habe lassen, „musste“ ich wohl oder übel die Vorstellung der „Stadt“ Loppiano anlässlich unseres Treffens direkt vor der Kirche Theotokos ohne aushalten.

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Vor einigen Jahren noch hätte ich wohl auch auf Fragen der Vorstellung darüber, wie denn Kirche in Zukunft aussehen könnte, (noch) anders geantwortet. Das, was uns heute in einer reflektierten Erfahrung von Ruedi Beck aus Basel geschildert wurde hat mich zunächst mal nach einer warmen „Jacke“ sehnen lassen, andererseits aber wurde da etwas von dem sichtbar, wie Kirche – als Gemeinschaft gelebt und erfahren – ihrer Sendung heute treu bleibt und bleiben kann. Und diese Sicht strahlt ein Licht aus, das hell leuchtet und jede Sicherheit und Wärme spendende Jacke als unnotwendig erscheinen lässt. Hier in Kürze das, was ich mitgenommen habe:

  • Heute zu leben ist ein Privileg! Zumal in Europa. Was uns nicht alles möglich ist.
  • Zugleich: genau das aber sind auch die Herausforderungen, die sich uns stellen
  • Christus ist der, der uns den Weg weist, u.a. hieß das für ihn ernst zu machen mit der Glaubenstatsache, dass alle Kinder eines (himmlischen) Vaters sind – und das hat Auswirkungen auf den Umgang in einer Gegend in der mittlerweile gleich viele Muslime wie Katholiken wohnen.
  • Das bedeutet aber auch, nicht bloß „Verwalter von Kirche“ zu sein, sondern „Missionare der Liebe“. Also: hinzuhören auf den, der – so glauben wir – auferstanden in unserer Mitte uns lehrt, welche Schritte als nächste zu tun sind.
  • All das bedeutet aber, dass Gott „gestattet wird“, seine Pläne zu verwirklichen, die vielleicht andere Wege einschlagen als die die wir uns mit unserer Sichtweise zurechtlegen würden: es entstanden Kleine Christliche Gemeinschaften, wie von selbst. Und: aus der Konfrontation mit dem Wort Gottes wurde Leben geboren… In eine neu gegründeten Karmel wird geistliches Leben und soziales Engagement gesammelt … Die afrikanische comunity wurde wahr- und in das Miteinander entsprechend integriert … Im Pfarrhaus lebten plötzlich junge Erwachsene mit, die ihren Glauben vertiefen wollten: das Institut Therese von Lisieux entstand … und und und …
  • Ach ja: der Sonntag braucht daher auch eine neue Art und Weise der Gestaltung: ab 9 Uhr etwa gemeinsame Messvorbereitung und ein herzliches „Willkommen“ jenen die zur Messe kommen, dann deren Feier und Kaffee. Währenddessen feiert die afrikanisch comunity und dann gibt es ein gemeinsames Mittagessen …

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Ein schönes, neues Bild von Kirche: gemeinsames Hinhören auf das, was der Lebendige mitten unter den Seinen will und dem entsprechend agieren. Natürlich: da muss einiges gelassen werden, da kann nicht allen Erwartungen entsprochen werden. Da ist aber Leben – und genau das zeugt wiederum Leben. „Egal, woran ich hänge: Bin ich bereit, um Seinetwillen etwas mir Wichtiges aufzugeben, weil es halt nicht mehr recht am Platz ist?“ Diese und ähnliche Fragen nehme ich mir auch aufgrund des Workshops danach mit nach Hause. Das nämlich ist „schmackhafte“ Kirche!

katholisch „googeln“

Da saß ich doch heute Mittag glatt neben einem jungen Mann aus Tschechien. In Loppiano, einer der Modellsiedlungen der Fokolar-Bewegung. Am Ende des ersten Vormittags von „networking“ – einer „generationsübergreifenden“ Initiative, die bis 22.8. ca. 250 zumeist junge Priester, Seminaristen und Interessierte aus verschiedenen Kirchen – die meisten kommen aus Europa – in diesem Dorf nahe Florenz versammelt. Er meinte zwar, dass seine Lebensgeschichte alles andere als spannend sei, doch sie machte etwas von dem deutlich, was am Vormittag über die Welt und die Vorgänge in ihr von Prof. Bennie Callebaut, der am „Istituto Universitario Sophia“ lehrt, ausgesagt wurde. Dieser junge Tscheche wuchs als Kind atheistischer Eltern auf. Vor einigen Jahren nun stellten sich ihm grundlegende Fragen an das Menschsein. Fernöstliche Praktiken, esoterische Musik etc. waren die ersten sich ihm bietenden Gelegenheiten, sich diesen Fragen zu stellen. Dann traf er auf Zeugen Jehovas und lernte über sie ein spannendes Buch kennen – wiewohl er eigentlich Bücher seit seiner Schulzeit „hasst“: die Bibel. Und er begann sie zu lesen – unwissend wie er es anstellen solle. Er wollte mehr davon wissen und googelte im Internet nach den wichtigen Fragen seines Menschseins und was die Bibel dazu sagt – es könne doch nicht sein, dass er – um Antworten darauf möglichst schnell zu finden – hierfür zunächst mal die gesamte Bibel zu lesen hätte. Nun denn: er fand sich vielfach auf Seiten wieder, die oftmals gegen die katholische Kirche und ihre Lehren auftraten. Er wurde mehr und mehr angezogen und spürte in sich den Wunsch Priester zu werden, nicht ahnend, dass dies hieß, katholisch zu werden. Von den in anderen Kirchen üblichen Begriffen für das Dienstamt hatte er ja keine Ahnung… Nun denn: säkulare Freunde gaben ihm die Telefonnummer eines Menschen, der ihm darüber sicher Auskunft geben könne… – er fand sich bei einem intensiven Gespräch in einem katholischen Pfarrhaus wieder. Und – der bisherige Höhepunkt: er wurde im Juni dieses Jahres getauft.

Der Soziologe Callebaut, ein Belgier, schilderte in einem etwa 30-minütigen Aufriss die Entwicklungen der Welt heute: vom Blick auf das Individuum und damit einer dualistischen Weltsicht, in der es Gewinner und Verlierer gibt, heißt es – will man das Evangelium und die Botschaft Jesu Christi ernst nehmen – Abschied nehmen. Denn der „neue Mensch“, der Christ ist eingebunden ins Leben der „gegenseitigen Liebe“, die bekanntlich Jesu Gebot, das Neue Gebot ist. Und damit könnte vieles von dem, was uns einengt (Materialismus, Konsumismus – predigte das nicht vor kurzem Papst Franziskus in Südkorea? – etc.), befreit werden zu erfülltem Dasein.

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Der junge Mann aus Tschechien – neben mir beim Mittagessen, bei Lasagne und anderem: er schilderte, wie er immer wieder – heute nennt er es „Fügung“ – in den letzten Jahren durch andere und durch das Sich-Einlassen auf den Weg mit anderen bis hin zu jener Entscheidung gereift ist, die ihn heute hier in Loppiano sein lässt. „Pilger“ und „Konvertiten“ werden in Zukunft die Kirche prägen, las ich, eine französische Soziologin zitierend, vor Jahren im Buch von Christian Hennecke: „Kirche, die über den Jordan geht“. In unserem kirchlichen Leben – wie es üblicher Weise derzeit abläuft: Hätte da eine solche Lebensgeschichte wirklich Platz? Trauen wir Gott zu, im Heute unseres Lebens „zu rufen“? Glauben wir wirklich bis ins Letzte unseres Herzens, dass Gott auch heute am Werk ist – mitten in unserer Welt bei vielen Menschen, noch ehe wir sie erreichen?

Ich finde es zunehmend spannend, mich selbst diesen Fragen auszusetzen …