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Miteinander leben

Wirklich miteinander leben. Nicht nebeneinander. Das, was Jesus vorgelebt hat, hat er in Sein Neues Gebot gefasst: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe“ (vgl. Joh 15,12). Und von diesem Gebot lassen sich die leiten, die in der Fokolar-Bewegung ihr Leben nach dem Evangelium ausrichten. Dies führte früh dazu, dass viele gemeinsam Urlaub machten – in den ersten Zeiten in den Dolomiten, einige hundert Menschen. Mittlerweile sind diese „Mariapoli“ genannten Veranstaltungen in vielen Ländern zu Hause. Nach einem Besuch in Einsiedeln wuchs in Chiara Lubich, der Gründerin der Bewegung der Wunsch, dass es auch Städte geben möge, die auf Dauer vom Evangelium geprägt lebende Menschen in sich vereint (hier gibt es dazu genauere Informationen). Loppiano südlich von Florenz wurde die erste von bislang mehr als 30 solcher kleiner Siedlungen. In diesen Tagen bin ich mit etwa 60 Priestern und Diakonene auf Tagen geistlicher Vertiefung in Kroatien. In Križevci, „Stadt des Kreuzes“ nordöstlich von Zagreb gibt des die Mariaploi „Faro“ – „Leuchtturm“. In ihr leben etwa 60 Personen auf Dauer; einige kleine Betriebe (Friseur, Autowerkstätte, Pflanzen, Socken-Herstellung u.a.m.) der „Wirtschaft in Gemeinschaft“ werden dort betrieben. Eine über die Grenzen bekannte Einrichtung ist der Kindergarten („Raggio di sole“), den nach Kriterien einer auf Beziehung aufgebauten Pädagogik über 100 Kinder besuchen.

Am 27. August wurden uns die Einrichtungen der Modellsiedlung in einem Rundgang gezeigt. Nach der Mitfeier der Liturgie im östichen Ritus wurde uns am Abend noch ein Konzert geboten, in dem Gesänge der Liturgie zum Besten gegeben wurden.

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Priester am Rand

Dialog hat was mit „dazwischen“ zu tun, kein Wunder: das ist ja auch schon im Begriff enthalten. Und dieses „Dazwischen“ kann mitunter herausfordernd sein. Priester als Männer des Dialogs leben in diesem Dazwischen: ausgespannt. Und daher gehen sie auch bis an die „existentiellen Ränder“. Sie können dies ehrlich und interesselos tun, weil alle Ränder schon von IHM angenommen wurden, der am Kreuz geschrien und Gottverlassenheit erlebt hat. Und genau das brauchen Menschen heute – oft und oft werden sie nur „gebraucht“ – als „Mittel zum Zweck“. Diese Gefahr macht freilich auch vor der Kirche und all ihrem Tun nicht Halt. „Wo habe also ich mich hinauszulehnen?“
Diese Gedanken sind mir und den Kollegen in der Unterkunft in Loppiano gekommen, als wir den letzten „Kompass“ für „networking“ erhielten.

Der Priester heute

Auch heute ein Text, der mir und den 270 Teilnehmenden in Loppiano bei „networking“ begegnet ist; ein Text aus dem Jahr 1982, der auch heute vom Inhalt nichts an Aktualität verloren hat, wenn er auf die heutigen Fragestellungen adaptiert wird. Im letzten Referat am Freitag, 22.8. von Tonino Gandolfo wurde dieses Referat als Video gezeigt: Silvano Cola: Das Antlitz des verlassenen Jesus im Leben des Priesters heute.

 

Priester von heute

Einer der Texte, die wir in Loppiano bei „networking“ zur Vertiefung bekommen haben, stammt aus dem Jahr 1970 und wurde von Chiara Lubich, der Gründerin der Fokolar-Bewegung verfasst. Trotz seines Alters verdient er große Beachtung, meine ich. Da ist vieles von dem in „bedenkender“ Sprache zusammen gefasst, was wir in den vergangenen Tagen gelebt haben: Priester, die Christus sind.

Der „3. Mann“

Zwischendurch wurde das Thema des bekannten Films als einer von mehreren künstlerischen Beiträgen – mit Zither und Gitarre zum Besten gegeben. Nicht weil Werbung für den Agentenfilm, der unter anderem in Wiens Kanälen spielt, gemacht werden sollte, sondern – so die Erläuterung von Klaus Hofstetter – weil wir als Kirche immer mit dem rechnen dürfen, der in unserer Mitte lebt…

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Der Auferstandene verhilft dazu, nicht Gefahr zu laufen, uns in der Bequemlichkeit einzulullen . Wir können die Herausforderungen annehmen, die dann freilich mitunter „Kreuz“ erfahrbar werden lassen. Im nachmittäglichen „runden Tisch“ bei „networking“  wurde das gestern wieder deutlich. Männer des Dialogs brauchen vor nichts „zurückschrecken“,  sondern können es – mit IHM im Hintergrund – wagen, alles anzuschauen und anzupacken. So etwa wurde ein Workshop zum Thema „Als Priester scheitern“ gehalten, ein anderer widmete sich den Fragen rund um Sexualität – schon interessant, was dazu ein Ehepaar, ein verheirateter griechisch-katholischer Kollege und ein römisch-katholischer Priester beitragen können -, wieder ein anderer nahm sich der Spannung zwischen Kontemplation und Aktion an, die mitunter Priester zu zerreißen droht, ein weiterer Arbeitskreis wandte sich den Fragen rund um die zölibatäre Lebensform zu und damit auch der Spannung zwischen Alleinsein/Einsamkeit und Gemeinschaft…

Dass Kreuz zugleich Hoffnungsperspektiven eröffnet, wurde abschließend heute Freitag Vormittag deutlich: die Liebe, die Gott zu uns hat und in Jesus Mensch wurde, hat sich bis zum Schrei der Verlassenheit Jesu am Kreuz entäußert. Dort hauchte Jesus den Geist aus. Er, Gott, blieb nicht bei sich selbst. Er, weil er Liebe ist und daher nichts anderes als lieben kann, schaute und ging von sich weg. Das ist vollendete Liebe, die tatsächlich Dialog bedeutet. Das ist demnach auch Maß für jene, die in der Kirche leben. Und das ist starker Tobak. Die „Kunst des Liebens“ ist eben mehr als bloß „gut sein“, sondern lädt ein, wirklich alles und alle anzunehmen, und damit zu Dialog und Einheit beizutragen. Wo also sind meine Orte der „Peripherie“ wie wohl Papst Franziskus sagen würde? Und: Bin ich bereit, mich wirklich auch diesen Realitäten auszusetzen?

Auch wenn ich mir selbst unsicher in der Beantwortung dieser Fragen bin: dort, wo so gelebt wird, dort wird jene Kirche lebendig, von der wir in Loppiano gehört und die wir in den vergangenen Tagen dort auch erlebt haben: deutsche, polnische, griechisch-katholische und afrikanische Gesänge erklangen heute Mittag zum Schluss bei der Messe im Santuario der Theotokos. Evangelische Pastoren beteten vor dieser gemeinsam mit uns. Leben, das wohl so manches das alteingesessen ist bei uns durcheinander bringen, aber heilvoll erneuern würde.

Männer des Dialogs

„Standing ovations“ gab es heute Vormittag. Dafür nämlich, dass einer von uns aus der zentralafrikanischen Republik erzählte, wie er Dialog lebt angesichts der zunehmenden Radikalisierung zwischen Volksgruppen, zwischen Religionen. Es war mehr als bewegend zu hören, dass in „seiner“ Kirche Hunderte Zuflucht gesucht haben vor den anderen, die sich Benzin besorgten um „die alle“ auszuräuchern. Und wie er sich entschlossen hat, trotz des Angebots zu gehen, sein Leben zu riskieren für jene, die „nicht einmal“ seinen Glauben hatten. Da nahmen sich die Dinge, die ich vor Justin auf der Bühne erzählt habe, sehr, sehr bescheiden aus. „Männer des Dialogs“, „Männer der Beziehung“ war das Motto, der 3. Netzknoten, von „networking“ heute in Loppiano. Für diese Welt (Dienstag) ist eine Kirche des Dialogs not-wendend. Damit auch Priester, die genau das leben … Joszef Pál aus Resita in Rumänien gab eine Einführung, ehe Erfahrungen und wiederum an die 10 Workshops in verschiedenen Sprachen diesen Knotenpunkt beleuchteten und mit den Teilnehmenden erarbeiteten.

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Wie sehr dies notwendig ist zeigt auch die Tatsache, dass beim Mittagessen neben Hubert Wieder und mir – wir beiden leiteten einen Workshop zum Themenbereich: „Kirche aufbauen im Presbyterium – auch durch Krisen hindurch“ – sich plötzlich 6 junge Burschen wiederfanden, die die 2 Stunden vorher mit uns verbracht haben. Wir beide konnten und durften während Pasta, Fleischbällchen und Pudding weitere Dinge aus unserem Leben erzählen, die deutlich machen, dass Dialog – wirklich zuhören, austauschen und vorschlagen – gerade für jene wichtig ist, die im Dienst als Priester an den Menschen leben und wirken, also hauptberuflich die Beziehung Gottes zu den Menschen repräsentieren.

Mehr noch als das, was da erzählt wurde, ist mir die Frage hoch gekommen: Wiewohl wir als Christen daran glauben, dass Gott nicht bei sich selbst geblieben ist, sondern sich entäußert hat und Mensch wurde (vgl. Phil 2,1-11), wiewohl wir also einen Gott bekennen, der in sich schon Dialog ist und der seine Freude daran hat bei den Menschen zu wohnen, scheint Dialog nach wie vor etwas zu sein, was wir von der Pieke zu lernen haben. Also: nichts wie ran und im 50. Jahr ihrer Veröffentlichung ernst machen mit dem Leben der Antritts-Enzyklika Pauls VI. „Ecclesiam suam“ – und diese Herausforderung will ich für mich annehmen. Ich hoffe, ich habe Leute an meiner Seite, die mich immer wieder daran erinnern.

So zu leben bringt in der Welt eine Kirche im Kleinen wie im Großen hervor, nach der sich die Welt sehnt, in der nämlich der Auferstandene und Gegenwärtige „mit Händen zu greifen“ ist: Gestern hat diese Erwartung eine Nichtglaubende, die einen Dialog-workshop mitgestaltet hatte, beim abschließenden „runden Tisch“ am Abend als Erwartung ausgesprochen und die diesbezügliche Hoffnung in uns gesetzt. Paul VI. hat eine dadurch „ausstrahlende“, weil dialogbereite und dialogfähige Kirche, in einfachsten Worten bei einem Pfarrbesuch zum Ausdruck gebracht, die uns als „Anker“-Gedanken mit nach Hause gegeben wurden. Einen Lernort für eine solche Kirche, speziell für „Typen wie mich“, also Priester, habe ich mir in der Mittagspause des heutigen Tages „gegeben“: „vinea mea“, das Zentrum gemeinschaftlicher Spiritualität für Diözesanpriester, Diakone und Seminaristen.

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