Daheim sein

Am 5. Juli durfte ich wieder mal „ganz daheim“ sein: in Gleisdorf feierte ich mein Silbernes Priesterjubiläum und hielt eine Homilie zum Thema „Priester“. Die Kirche war voll wie selten zuvor, beim traditionell am letzten Sonntag vor den Großen Ferien gefeierten Pfarrfest Gleisdorf war Platz für 1.600 Personen. Brütende Hitze – daheim.

Am frühen Nachmittag stattete ich dann dem Bezirksaltenheim mit seinen knapp 140 Bewohnerinnen einen Besuch ab: ein neues Daheim für viele, die nicht mehr allein zu Hause sein können oder Pflege benötigen.

Auf der Suche nach einem Daheim sind derzeit knapp 30 Männer im ehemaligen Stadtkindergarten – auf ziemlich vorbildhafte Weise arbeiten hier Gemeinde und Pfarre zusammen, schon seit Monaten. Weitere Asylbewerber aus den Pfarren meines Heimat-Pfarrverbandes gesellten sich schließlich gegen Abend zu einem unkomplizierten Treffen hinzu. Bei den persönlichen kurzen Begegnungen und Gesprächen mit Menschen aus Syrien, aus Somalia, aus Nigeria, aus Pakistan usw., Christen und Moslems kamen mir einige Gedanken:

  • Da sind viele zum Warten verurteilt – Monate lang; ihre Familienangehörigen sind zu Hause oder in anderen Ländern …
    Ich mag mir eigentlich gar nicht vorstellen, wie es diesen Personen in ihrem Inneren geht.
  • Da engagieren sich viele von uns freiwillig, um mit denen, deren Zukunft ungewiss ist, Deutsch zu lernen und andere Integrationsmaßnahmen zu setzen; ist nämlich jemand dann anerkannter Flüchtling soll er bzw, sie sofort und ganz „integriert“ sein …
    Gott sei Dank machen sich MitbürgerInnen auf, um jenen ohne Heimat einfach, weil es Menschen sind, nahe zu sein.
  • Da erzählen mir manche von ihren Gründen und die Abenteuer bis zum Tag, an dem sie in Gleisdorf angekommen sind.
    Mir kommen die Bilder in den Sinn, die derzeit immer wieder von uns in Österreich gezeigt werden, die die Fragen rund um AsylwerberInnen deutlich machen. Ich denke an die knapp 600 Personen, die derzeit – diözesan koordiniert – in kirchlichen Häusern untergebracht und von der Caritas begleitet werden. Land und Diözese arbeiten im Interesse von Menschen sehr gut miteinander.
    Ich frage mich auch: „Tun wir als Gesellschaft wirklich alles für jene, die bei uns anklopfen? Mir kommt die Herbergsuche in den Sinn – mir geistern viele Gedanken durch den Kopf: Wie war das vor Jahrzehnten als Österreich bei weitem nicht so reich und sofort bereit war aus Ungarn Tausende und Abertausende aufzunehmen etc. etc. – Da gibt es viel Angst und Unsicherheit – vor Menschen wie du und ich: immer dann, wenn mir etwas Neues begegnet, ist dies eine „normale“ Reaktion;  ich überwinde sie, indem ich mich dem Neuen stelle, also den Menschen begegne …

Danke also für meine Heimatstadt, die für viele neue Heimat ist und Heimat gibt. Und zugleich eine Bitte: Es geht um Menschen, um unser aller Haus, unsre Erde, mit ihren vielen unsicheren, ja schrecklichen und mitunter menschenverachtenden Kriegs- und Notgebieten. Wir sind zum Miteinander aufgefordert.