… das Sie mir machen konnten, war Ihr Besuch.“
So steht es auf einer Box, die ich heute Abend nach dem Besuch eines 14jährigen erhalten habe. Wie ich ihn kennengelernt habe? Nun denn: einer seiner Bekannten hat mir einen Artikel geschickt, für den Daniel in einem Aufsatzwettbewerb zum Thema „Freundschaft“ gewonnen hat. Einige Tage danach war dieser Artikel in einer Zeitung abgedruckt. Ich war angetan von seinen Gedanken rund um facebook und Freundschaft.
Hier sind sie:
„1000 Freunde… auf Facebook!
Aber wer von ihnen gibt mir Halt in schweren Zeiten, ein „Gefällt mir“ auf mein Leben und nicht nur auf meine Urlaubsfotos aus Ägypten? Wer nimmt meine „Freundschaftsanfrage“ wirklich an? Denn was heißt „befreundet sein“? Bin ich mit Landtagspräsident Majcen befreundet, nur weil er auf „Bestätigen“ gedrückt hat, als ich ihm eine Freundschaftsanfrage auf Facebook geschickt habe? Gefalle ich den Mädchen aus meiner Klasse, weil sie mein Selfie liken?
Was ist mir denn lieber? Neunzig Likes auf mein Profilbild zu bekommen oder zusammen mit drei, vier Freunden ein Eis essen zu gehen und zu tratschen? Eine Freundschaftsanfrage von allen Schülern der vierten Klassen und dabei auf dem Sofa sitzen bleiben oder mit einem Schüler zu radeln? Was ist mir wichtiger? Eine Runde „Schnopsn Online“ gegen meine Online-Freunde oder ein echtes Bummerl gegen meinen Nachbarn? Was ist denn Hilfe? Einem Freund Münzen bei „Hay Day“ zu „spenden“ oder dem kranken Schulkameraden die Schulübung nachzubringen?
Jemandem beistehen – ist das, einen Nachmittag lang auf Whatsapp zu chatten oder zu skypen – und dabei vielleicht zu erwähnen, wie sch**** es einem gerade geht? Oder sich einfach auf eine Parkbank zu setzen und alle Probleme auszudiskutieren? Was ist wertvoller für mich? Einen Witz auf Facebook zu teilen und dafür ein paar Kommentare zu bekommen: „Der ist gut!“, und so weiter. Oder meinem Sitznachbar eine lustige Episode zu flüstern, sodass wir beide rot werden und laut lachen müssen?
Denn das wussten schon die alten Römer – man braucht jemanden, der immer neben mitläuft. Der im Windschatten läuft, wenn ich toll in Form bin, aber mir auch hilft, wenn ich stolpere. Denn schon Ovid, ein lateinischer Dichter, sagte: „Donec eris felix, multos numerabis amicos. Tempora si fuerint nubila, solus eris.“ Das bedeutet soviel wie: „Im Glück hast du viele Freunde. Sind die Zeiten aber schlecht, stehst du alleine da!“ Es ist schön, ein freundschaftliches Verhältnis mit jemandem zu haben – ob mit Geschwistern, Eltern oder Großeltern, vielleicht auch mit Lehrern. Denn „jeder Mensch braucht jederzeit irgendwo Geborgenheit“, wie schon Peter Alexander singt. Nach dieser philosophischen Episode möchte ich mit einem Zitat eines unbekannten Philosophen enden, das die Freundschaft wohl am besten beschreibt:
„Freundschaft liegt nicht im Trend, sie folgt auch keiner Mode. Man bekommt keine Zinsen, und auch keine Rendite, aber trotzdem ist sie die beste Investition im Leben.“
Und daher: ernst gemacht – und ins Auto gesetzt. Ja: ein Besuch ist wirklich was wertvolles …