„Wenn’s eng wird, rennt jeder um’s eigene Leiberl“. Nicht nur innerkirchlich wurden angesichts verordneter Maßnahmen und gesetzlicher Vorgaben so manche Fragestellungen diesbezüglich laut geäußert – ich denke hier etwa an die Wortmeldungen von Bischof Feige aus Magdeburg[1]. Mitunter wurde kirchliches Handeln lediglich wahrgenommen unter dem Blickwinkel „Messfeier“ bzw. „Kommunion-Empfang“ – Initiativen in der seelsorglichen Begleitung, in der Caritas, in Bildung und Krankenwesen etc. und erst recht jene weitgehend nicht unbekannten Hilfeleistungen vor Ort wurden oft nicht als wesentliches kirchliches Tun wahrgenommen …[2] Darüber hinaus – und darum soll es in diesen kurzen Gedanken nun gehen – wird oft nicht einmal wahrgenommen und gesehen, dass Kirche eben nicht nur Menschen hier vor Ort ist, sondern Teil der Universalkirche mit Herausforderungen, die die Würde der Menschen oft um vieles mehr und stärker betreffen.
- Fluchtbewegungen sind weltweit gesehen an kein Ende gekommen – Flüchtlingslager sind [nicht nur in Griechenland] vielfach überfüllt: die Not der Menschen dort „schreit zum Himmel“
Die Not ein wenig zu lindern und – etwa aus Dankbarkeit [wenn schon nicht aus anderen Einsichten] – unbegleitete Minderjährige nach Österreich aufzunehmen stünde uns gut an. - Krieg und Auseinandersetzungen
Der auch von der UNO „eingemahnte“ Corona-Waffenstillstand weltweit ist wohl nicht so einfach umsetzbar; welches Elend hier in manchen Regionen der Erde zu leben ist, ist wohl kaum auszumalen, auch wenn es derzeit in der Berichterstattung nicht vorkommt.
Wenn ich dann noch daran denke, wieviel Gelder auch derzeit in Waffenproduktion fließen, dann frage ich mich mitunter wirklich, wo wir den sind … - Katastrophen wie die Heuschreckenplage in Ostafrika
Angesichts der Not bei uns sind Fragestellungen rund um die mit dieser Plage drohenden zukünftigen Nöte fast nicht zu hören - Hunger
Die kirchlichen Hilfswerke und ihre Partner schildern immer wieder, dass Hunger weltweit nach wie vor schlimm ist – auch vor unserer Haustür, etwa in der Ostukraine … - Nord-Süd
Die Schere zwischen reich und arm wird wohl – weltweit betrachtet – weiter auseinander gehen … - …
Unser Papst wird nicht müde, an Solidarität zu erinnern – in Europa und weltweit, weil auch das Virus keine Grenzen kennt und uns als Menschheit in gewisser Weise „vereint“, denn: nur sich selbst zu sehen bringt uns eigentlich nicht weiter, wir kreisen mit einem solchen Blick letztlich „nur“ um uns selbst. Mehr noch: könnte nicht ein „erhobener Blick“ und damit einer ins „Weite“ und dabei helfen, unseren Standpunkt im Gefüge des Ganzen neu zu entdecken?
All das – noch einmal – schmälert nicht unsere Herausforderungen vor der eigenen Tür – auch die sind groß und alles andere als leicht zu lösen: Arbeitslosigkeit, Fragen rund um die Rezession, reale Einkommensverluste usw. Und dennoch mutet es mir einigermaßen „eng“ an, wenn ich all die Vorschläge durchsehe, die uns Bischöfen gemacht werden, die weit sinnvoller wären Gläubige in unseren Kirchen hinzusetzen und damit auch zum Ausdruck kommt, dass wir wohl keine anderen Sorgen und Nöte hätten – Gottes- und Nächstenliebe gehören eben zusammen.
[1] vgl. u.a.: https://www.katholisch.de/artikel/25194-bischof-feige-warnt-vor-kirchlichem-aktionismus-in-corona-krise; https://www.katholisch.de/artikel/25312-feige-gottesdienst-lockerung-nicht-nur-ein-pyrrhussieg; https://www.katholisch.de/artikel/25237-feige-sind-unsere-gottesdienstausfaelle-nicht-fast-luxusprobleme
[2] Interessant ist hier freilich, dass mitunter selbst jene, die diese Enge beklagen in Kommentaren und Überlegungen meist Kirche „nur“ unter diesem Blickwinkel sehen, wenn sie etwa vor der Wiederkehr des Klerikalismus warnen etc.