Die Würde des Menschen

Bei der heutigen Segensfeier für das Hospiz im Vinzidorf hatte ich folgende Worte vorbereitet.

1. Der Mensch in seiner Größe und (!) in seiner Abgründigkeit; der Mensch in seinem Glück und (!) in seinem Leiden … Wenn wir Jesu Worte und Handeln ernst nehmen, entdecken wir, dass ihm die unterschiedlichen Dimensionen des Menschseins deutlich vor Augen stehen. Gerade deswegen wird er nicht müde, in Erinnerung zu rufen, was die – viel-leicht tiefliegende und daher aufs erste und bei oberflächlicher Betrachtung nicht einmal so schnell sichtbare – Würde des Menschen wirklich ist. Er heilt, damit der Mensch in seiner Berufung angesichts Gottes sich selbst erfahren kann. – Er mahnt, damit der Mensch sein Innerstes nicht „vergisst“: die Berufung von IHM her und auf IHN hin. – Er spricht in Gleichnissen, damit der Mensch, egal in welcher Lebenssituation er sich befindet, immer wieder neu auf die Suche machen kann nach dem, was letztlich zählt und seine bedrängenden Fragen nach dem „Woher?“ „Wohin?“ und „Wozu?“ beantwortet.
2. Wenn wir heute diese einmalige Einrichtung segnen und damit ihrer Bestimmung übergeben, dann tun wir es IHM ähnlich: der Mensch in seiner Würde, die ihm durch nichts und niemanden genommen werden kann, ist das Maß. Und an IHM haben wir uns zu orientieren. Daher sind Einrichtungen wie diese gleichsam „not-wendig“ in einer Gesellschaft, die immer wieder gefährdet ist, den Menschen bloß nach seinem Nutzen zu „bewerten“ und ihn damit verzweckt. Daher danke ich all jenen, die sich für die Umsetzung dieses Hospizes eingesetzt haben, allen voran den Elisabethinen und jenen, die Hirn, Herz und Hand angelegt haben, damit wir heute hier den Segen erbitten können.
3. Möge dieses mobile Hospiz unserer Gesellschaft, hier in der Stadt wie auch in der Steiermark und damit unserer Heimat Österreich, ein „Stachel im Fleisch“ sein, „lebendige Erinnerung“ sozusagen, dass uns die Würde des Menschen von Anfang an bis zu seinem irdischen Ende wichtig sein und bleiben muss.