Francesco

Francesco – eine Dokumentation von Evgeny Afineevsky hatte in der vergangenen Woche in Rom Premiere und wurde gestern beim Savannah Film Festival für Nordamerika erstausgestrahlt. Ich habe mir ein Ticket gekauft und den Film gestreamt. Ich bin einfach berührt von den Bildern und dem Inhalt, der weit größer ist als das, was sofort und schnell in allen Medien in unseren Breiten kommuniziert wurde. War es bei Wim Wenders „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ in einer Art „Privataudienz“, so wird in dieser Dokumentation sein „Gehen an die existentiellen Ränder“ mit Originalbildern gezeichnet und auch von einigen „Weggefährten“ gedeutet.

Schon die ersten Bilder, die am Ende „wiederkehren“ sind eindrücklich: der leere Petersplatz und der allein dort die Stufen zum Baldachin hoch steigende Papst Ende März, „am Beginn“ der Pandemie und des lockdowns, der mit einigen Bildern aus großen Städten der Welt und Teilen seiner damaligen Predigt unterlegt wird. Von „laudato si“ beginnend und damit den großen Fragen der Ökologie – wie bei allen Themen sind auch hier Reisen, etwa auf die Philippinen, als „Erweis“ seiner Botschaft dokumentiert – nimmt das Thema Flucht und Migration (Lampedusa) auch einigen Raum ein – im Begriffspaar „Brücken statt Mauern“ wird es auch später einmal (Mexiko) aufgegriffen.

Gleich drei Mal wird das Thema Missbrauch aufgegriffen, um – so scheint es – die Persönlichkeit des Papstes zu unterstreichen – es geht dabei immer um Chile: zunächst sein vor Ort noch dokumentiertes „Unverständnis“, dann sein „Lernen“ [apostolische Visitation] und die Bitten um Verzeihung und schließlich die Konsequenzen [Treffen mit allen Bischöfen, Verschärfungen im Kirchenrecht, …], die er aus den großen leidvollen Erfahrungen gezogen hat. „Begleitend interpretiert“ werden diese Abschnitte immer vom selben Opfer, das Franziskus auch in Rom empfangen hat: der Weg, den dieser Mann auch in der „Beurteilung“ des Papstes zurück gelegt hat, ist nicht nur bedeutsam, sondern auch sehr emotional.

Eingestreut in all die Ereignisse sind Lebensabschnitte des früheren Erzbischofs von Buenos Aires, „Lernorte“ gleichsam für sein Wirken als Papst im Heute: seine Mitgliedschaft bei den Jesuiten, genauso wie seine Familie mit Fluchthintergrund. Alles macht deutlich: er setzt sich für die Geschwisterlichkeit ein, die er in seiner jüngsten Enzyklika als jenen Lebensstil propagiert, der uns in dieser Welt eigentlich auszeichnen sollte. Von daher werden sein Zugehen auf die „Frauenfrage“, auf gleichgeschlechtliche Beziehungen, sein die Stimme erheben was den Genozid an den Armeniern anlangt, sein Besuch in Auschwitz, sein – auch diplomatisch geschicktes – Umgehen mit den Fluchtfragen der Rohingya, der Besuch auf Lesbos u.a.m. ins Bild gerückt. Dass in vielen Abschnitten Personen aus dem unmittelbaren Umfeld des Vatikans wie auch der Bewegung Sant’Egidio zu Wort kommen, darf da nicht verwundern. Es ist eben der Papst, der heute der richtige ist [so jedenfalls wird abschließend die Wahl zum Papst von den Kardinälen 2013 geistlich interpriert].

Schön, dass ich die Gelegenheit genutzt habe, mir an unserem Nationalfeiertag gerade diese Dokumentation anzusehen, um mir – wieder einmal – unsere Aufgabe in Erinnerung zu rufen, uns füreinander einzusetzen …