Gott baut sich ein Haus

Predigt am Morgen des 24. Dezember 2014
Lesung: 2Sam 7,1–5.8b–12;14a.16;
Ev: Lk 1,67–79

1. David ist ein Mensch durch und durch. Er möchte was gelten, schaffen, fruchtbar sein. – Er wird eingebremst von Gott – durch den Propheten. Unsanft. Und das, obwohl er eine eigentlich ganz selbstverständliche und für menschliche Dimensionen logische Frage hat: ich wohne in einem Haus, die Lade Gottes nicht. Also: was liegt näher, als auch dem Herrn etwas IHM entsprechendes zu bauen. – Dieser allzu verständliche Wunsch wird vom Propheten als Irrung entlarvt. Weil es um Gott geht und nicht bloß darum, etwas „gut Gemeintes“ umzusetzen.

2. Menschen heute haben auch oft Gutes im Kopf. Und wollen es umsetzen, in- und außerhalb der Kirche. Beispiele zu letzterem fallen mir naturgegebener Maßen eher ein: was es da nicht alles an Reformvorschlägen gibt um Kirche im Heute „neu“ ankommen, wieder erstarken zu lassen. Manche treten dann auch mit einem gewissen messianischen Gehabe auf: „Wenn Du nicht diesen Weg gehst, dann läufst du in die Irre.“ Tatsächlich: Eigene Wünsche und Vorstellungen über den „rechten Weg“ der Kirche geben sich mitunter ganz fromm, aber eben auch beinahe „allein seligmachend“. Und vor lauter „Man müsste, man sollte“ diese oder jene Veranstaltung besuchen, diesen oder jenen Wallfahrtsort aufsuchen, diese oder jene Maßnahme setzen, damit Kirche (über)lebt etc. kommt mir mitunter schon vor, dass Gott außen vor gelassen wird.

3. Da tun Worte aus dem Mund des Propheten Natan gut: „Gott selbst wird sich ein Haus bauen!“ Nicht wir. Wir sind tatsächlich oft in Gefahr das Jesuswort an Petrus abzuändern – gerade in unseren Breiten: Es heißt ja: „Du bist Petrus – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“ und nicht, so jedenfalls gebärden wir uns mitunter: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen wirst du deine Kirche bauen.“ Gottvertrauen ist tatsächlich etwas, was uns in unserer Kirche, die so gut durchorganisiert ist, (mehr als) nottut – und damit: Glaube. Wir sehen Zahlen und nehmen manches bzw. vieles wahr, was weniger wird – und sofort haben wir Lösungen parat: Weihezulassungskriterien müssen geändert werden bzw. Pfarren aufgelöst, damit der Pfarrer nicht mehrere Pfarren hat etc. etc. – und wir übersehen, dass sich in den letzten Jahrzehnten halt einiges in der Gesellschaft geändert hat, was den Bezug und das Leben in und mit der Kirche anlangt. So zum Beispiel:
– Firmung wird oft und oft als Abschiedssakrament aus der Kirche gebrandmarkt – und wir übersehen, aus welchem Grund sollten Jugendliche, die vorher nie mit der Kirche gelebt haben, aufgrund 1 singulären Ereignisses plötzlich zu „Überchristen“ werden, wenn auch die Erwachsenen da nicht mitleben?
– Wir hören: Dort geht dieses und jenes gut und meinen, dass wir sofort auch in unserem eigenen Bereich dasselbe umzusetzen hätten, und alles würde wieder gut werden, zumindest halt so, wie es (angeblich) immer schon war bzw. wie es halt war zu einer Zeit, die wir noch als „goldene“ in Erinnerung haben.
Die Reihe an Maßnahmen, die dann überlegt und gesetzt werden könnte wohl ins unendliche fortgesetzt werden. Allen aber ist anzumerken: eine bestimmte Gestalt an Kirche, die uns lieb und teuer war – über Jahrhunderte – soll möglichst fortgesetzt werden; oder ein Aufbruch, der sich abspielt, ist nur dann wertvoll, wenn alle mittun und wenn möglichst das „frühere“ wiederhergestellt wird … „Teuflisch“ was sich da abspielt und letztlich Gott-los ist, weil wir planen und „machen“.

4. Wie gut da der heutige Morgen und die Feier von Weihnachten tun: Gott baut sich unter den Menschen selbst ein Haus – so wie er aus dem Erstorbenen der Elisabeth Fruchtbarkeit wachsen lässt. Diese Botschaft Gottes muss (!) wieder neu bei uns eindringen, dringend nötig haben wir sie.