Bei der Predigt in der kleinen Pfarre Großsölk habe ich mir am Fest der „Taufe des Herrn“ heute einige Gedanken darüber gemacht, was es denn heißen kann, in meinem Leben Gott die Wege zu ebnen …
„“Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Baut in der Steppe eine ebene Straße für unseren Gott!“ Zu wissen darum, dass die Worte aus dem Buch des Propheten Jesaja hinein gesprochen sind in eine Zeit der – Hoffnung auf – Errettung nach der Erfahrung des Exils, lässt diese auf eine ganz besondere Art und Weise uns hören. „Wenn ihr, die nach Babylon Verbannten wieder heimkehren könnt in die Stadt des Friedens, nach Jerusalem, und dort im Tempel wirklich aufs Neue Gottesdienst feiern könnt, dann erfahrt ihr ja am eigenen Leib, dass ihr euer Leben nicht aus euch selbst gestalten könnt, sondern nur weil es im Herrn und Gott des Daseins geborgen ist!“ Also: „Lebt daraus! Macht alles, was sich Euch in eurem Dasein in den Weg stellt zu Möglichkeiten, Gott zu Diensten zu sein, Ihm zu begegnen!“
Ja: Mein Leben, mein Alltag kann zur Bahn werden, auf der durch mich Gott selbst in dieser Welt erfahrbar wird! All das, was mich freut: ist es für mich Erfahrung Seiner Nähe und durch mich anderen eine Gelegenheit auf Ihn hin durchscheinend zu sein? Mir selbst ist genau das vor allem in den letzten Monaten meines neuen Dienstes in der Kirche aufs Neue bewusst geworden: mein Leben ist dann recht und entsprechend, wenn ich transparent auf Gott hin bin. – Genauso kann aber auch alles, was mir widerfährt, sozusagen gegen den Strich geht, als Wüsten-Erfahrung etwas werden, das mir „hilft“, Gott den Weg zu bahnen: da weiß ich etwa in der einen oder anderen zu entscheidenden Sache nicht aus noch ein – vertraue ich alles (!) wirklich Gott an oder meine ich, dass ich schnell und sofort eine Lösung herbeizuführen habe, wiewohl ich doch darum weiß, dass wir alle er-löst sind?! – Da ist die Erfahrung bitter, dass immer wieder Menschen der Gemeinschaft unserer Kirche den Rücken kehren und den Austritt aus ihr erklären: kann ich darin auch eine Möglichkeit vernehmen, IHM zu begegnen? Denn: auch durch Leid, durch Erfahrung von Wüste und Leere will ER mir dazu verhelfen, mein Vertrauen immer mehr IHM zu schenken, nicht mir selbst andauernd auf die Schultern zu klopfen etc. Und: kann ich diese Personen dann auch IHM anvertrauen? – Da gibt es an mir Kritik ob meiner Amtsführung oder der einen oder anderen Aussage: schlage ich das gleich in den Wind oder versuche ich darin auch evtl. blinde Flecken in meinen Überzeugungen zu entdecken, damit ich noch mehr durchscheinend werde für den, der allen Gott ist?!
Ja: jede und jeder kann selbst durch den Alltag, durch jeden Augenblick des persönlichen Daseins Weg, Straße sein über die der Herr, unser Gott in der Welt erfahrbar werden will: „Dann offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn, alle Sterblichen werden sie sehen.“ Das ist eigentlich wunderschöne Umschreibung dessen, was die Berufung derer ist, die sich als Christen in diese Welt gesendet wissen, weil sie in der Taufe als Söhne und Töchter Gottes von ihm angesprochen wurden.