„Gutes tun, fröhlich sein …“

Heute konnte ich mit der Pfarre Graz – Don Bosco ihren „Namenstag“ feiern. Eine lebendige Pfarrmesse – jung und alt, Kinder, Firmlinge, Junge Erwachsene, Ältere etc. bedachten mit den „speziellen Worten“ der Bibel (1. Lesung: Ez 34,11–12.15–16.23–24.30–31; 2. Lesung: Phil 4,4–9; Evangelium: Mt 18,1–6.10) das „große Lebensvorbild“ dieses Heiligen, der sich v.a. zur Jugend seiner Zeit gesendet wusste. In der Vorbereitung auf dieses Fest habe ich mir folgende Gedanken zurechtgelegt …

„1. ‚Jetzt will ich meine Schafe selber suchen und mich selber um sie kümmern.‘ Wem das Bild des Hirten vertraut ist, der hat seine rechte Freude mit dem, was wir am heutigen Festtag in der 1. Lesung aus Ezechiel gehört haben. Gott kümmert sich um uns, um einen jeden und eine jede von uns! Er tut es wie ein Hirte. Nein: Er selbst ist es. Er tut es, weil er Liebe ist.
2. Die Berufung all derer, die daher im übertragenen Sinn „Hirten“ [in der Kirche] genannt werden – in unserer Gegend werden damit vielfach Priester und Bischöfe für ihr Amt bildlich umschrieben – ist daher zum einen auf den eigentlichen Hirten hinzuweisen und zum anderen wie der eine Hirt zu leben. Johannes Bosco, der vor 201 Jahren geboren und vor 175 Jahren zum Priester geweiht wurde – und dieses Jubiläum wurde in den letzten Jahren bekanntlich groß gefeiert – war einer, der dies wirklich gelebt hat.
3. Ja, als Priester hat er auf Gott verwiesen. In einer ganz einmaligen Weise, die durch viele Zitate deutlich wird und diesen großen Heiligen unserer Kirche lebendig werden lassen: „Betrachte die Schüler als deine Brüder. Liebenswürdigkeit, Einfühlungsvermögen, Rücksicht, das ist der Schlüssel zu ihren Herzen.“ – „Vergesst niemals die Liebenswürdigkeit im Umgang mit den Jugendlichen.“ – „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.“ – Und schließlich: „Steht mit den Füßen auf der Erde, wohnt aber mit dem Herzen im Himmel.“ Allein diese Worte des Heiligen machen deutlich, dass es dem Hirten vor allem um junge Leute geht. Denn diese sind auf der Suche nach einer rechten Lebensgestalt und werden – zumal heute – hin- und hergerissen zwischen vielen Möglichkeiten ihr Leben zu gestalten. Wo finden sie Halt? Wer gibt Orientierung? In der Art und Weise, wie don Bosco Erziehung verstanden und vorgelebt hat, wird deutlich, dass es zunächst und zuallererst darum geht, die Menschen – egal wie alt sie sind – in ihrer Einzigartigkeit und damit auch Einmaligkeit ernst zu nehmen und sie zu schätzen. Dadurch wird ihnen Gott deutlich. Dienst am Menschen und Dienst an Gott sind nicht auseinander zu dividieren wie manche meinen, für die das eine oder das andere jeweils im Vordergrund steht. Im Miteinander, v. a. mit Jugendlichen, wird die innige Verbundenheit zwischen Himmel und Erde deutlich sichtbar. Daher: machen wir uns auf, „jung“ zu werden! Leben wir das, was uns zuinnerst ausmacht, mit jungen Leuten. Klar: hierzu ist es notwendig, um sich selbst zu wissen – und genau da habe ich an die Erwachsenen meine großen Fragen: wissen wir wirklich um uns selbst? Oder sind wir mitunter nicht „Fähnchen im Wind“, die sich nach allem möglichen richten und daher Jugendlichen auch keinen wirklichen Orientierungspunkt zu geben fähig sind? Im Allgemeinen und erst recht im Glauben?!
4. Deutlich wurde an Johannes Bosco aber auch, dass er im Einsatz für „seine Jugendlichen“ tatsächlich den Hirten, Gott selbst, vorlebte. Darauf wissen sich wohl alle in der großen „Don-Bosco-Familie“ verpflichtet. Erst recht gilt es für uns heute, die wir als vornehmsten Dienst es bezeichnen könnten, in der Gegenwart in unserer Welt Christus und damit Gott zur und in die Welt zu bringen – einer Welt, die eigentlich darauf wartet! Weil vielfach Ideale verdunstet sind, weil vielfach alles gleich gültig zu sein scheint und daher Wegweisung nötig ist, weil bei vielen Zeitgenossen Sinn-Leere zu diagnostizieren ist, weil – ja weil sich der Mensch von heute nach wie vor nach geglücktem und damit auch bleibendem, ja ewigem Leben sehnt und nicht einfach im Nichts versinken möchte. Uns ist es in die Hand gelegt, diesen unseren Gott sichtbar zu machen! Beinahe bin ich daher versucht zu sagen: „Lieben wir, was das Zeug hält!“ Weil Gott Liebe ist. Und schauen wir zunächst nicht ängstlich um unseren Selbsterhalt. Fragen wir zuerst nicht immer nach uns, sondern leben wir das, was uns durch Taufe und Firmung gleichsam als DNA unseres Christ- und Menschseins mitgegeben ist: die Liebe, für die Jesus Christus das Maß vorgelebt hat. Denn dadurch wird einzigartig deutlich, wie sehr der Mensch Gott am Her-zen liegt!
5. Geringer ist Christentum nicht zu „bekommen“! Aber: ein solches Leben bedeutet Freude, die allezeit gelebt werden kann!“