instruiert werden – XLII

42. gemeinsam die Sendung der Pfarre leben

Die Reaktionen auf die Instruktion sind unterschiedlich – wenn wirklich die ganze Welt eingesehen wird. Diese machen auch deutlich, wie unterschiedlich Kirche in den verschiedenen Regionen unserer Welt gelebt und gestaltet wird. Dies wirft natürlich ein besonderes Licht auf gesamtkirchliche Dokumente, woraus Notwendigkeiten erwachsen, die eigentlich zu beachten wären. Verschiedenste nennenswerte Punkte hierfür habe ich in den vergangenen Beiträgen schon erwähnt:

  1. unterschiedliche Kirchengeschichte und Erfahrungen im Leben von Kirche
    Da bekanntlich mit den „eigenen Ohren“ gehört wird – Kommunikationstheorie – wird wohl auch mit „eigenen Augen“ gelesen – angesichts der unterschiedlichen Stadien der Kirchenentwicklung in unterschiedlichen Regionen dieser Welt „hört“ bzw. „liest“ man gesamtkirchliche Dokumente auf dem je eigenen Horizont und mit den je eigenen Erfahrungen
  2. Begrifflichkeiten
    Wie schon zu Beginn am Begriff „Leitung“ festgestellt[1] wird in unterschiedlichen Regionen mit ein- und demselben Begriff unterschiedliches verbunden und gemeint. Für die Übersetzungen eines weltkirchlichen Dokuments ist daher besondere Vorsicht notwendig, damit nicht – wie bei „Leitung“ – die Gefahr besteht, dass Bilder, die sich mit Begriffen unweigerlich festsetzen, Ideen zu einer falschen Interpretation führen.
    Andererseits ist mehr denn je einzumahnen, dass auch geklärt wird, dass jene, die ein solches Papier ausarbeiten, dieselben Begriffe für dieselben Inhalte verwenden, vgl. etwa: „Dienst“, „Amt“, „Beauftragung“ etc. – Dies scheint mir in den unterschiedlichen römischen Dokumenten auch nicht immer gegeben, was freilich deren Adaptierung in die verschiedenen ortskirchlichen Situationen erschwert.
  3. unterschiedliche Geschwindigkeiten
    Alte und neue Kirchen in der Welt leben ganz anders. Die Erfahrung ist vorhanden – und diese ist gut, weil man sich auch gegenseitig inspirieren kann. Andererseits treffen weltkirchliche Dokumente auch auf diese unterschiedlichen Entwicklungsstände und laufen daher Gefahr, missverstanden zu werden. Dem kann nur insofern abgeholfen werden als solche Dokumente vorab gut bedacht und auch einer Art „kritischen“ Lektüre der unterschiedlichen Ortskirchen unterzogen werden oder aber, dass dieselben Prinzipien in unterschiedlichen Dokumenten auf die verschiedenen Situationen adaptiert veröffentlicht werden. – Die Rezeption der Instruktion macht dies ohnedies deutlich: was für die einen eher nach Rückschritt klingt ist für andere eine „Offenbarung“, weil bislang unbekannt.
  4. Aufgabe der römischen Behörden
    Ganz abgesehen davon, dass etwa die Zuordnung der Herausgeberschaft einer Instruktion wie der uns vorliegenden, in der es um das Leben der Kirche vor Ort in den Pfarren geht, bei der Kleruskongregation schon von vornherein „suspekt“ erscheint, wären wohl auch in der anstehenden Kurienreform die Aufgaben sinnvoll neu zu verteilen, um solchen „Vorverurteilungen“ von vornherein so gut es geht zu entgehen. Und sinnvoll wäre es wohl auch, dass die einzelnen Dikasterien an der römischen Kurie sich mehr und mehr vernetzen und gemeinsam auftreten, auch weil damit der eben erwähnte Eindruck mehr vermieden werden könnte. Darüber hinaus scheint es wohl auch Aufgabe der Ortskirchen zu sein, den Dialog mit den römischen Behörden intensiv zu leben, sodass Kirche auch auf dieser Ebene als „Leben, mit einem der lebt“ erfahrbar wird: sind wirklich die Entwicklungen der einzelnen Ortskirchen „präsent“ – die Tradition der „ad limina“-Besuche wäre wohl auch diesbezüglich neu zu bewerten und dem entsprechend zu gestalten.

[1] vgl. https://krautwaschl.info/instruiert-werden-i/