instruiert werden – XXXIX

39. gemeinsam die Sendung der Pfarre leben: mit den Laien

Die strukturelle Einbindung der beiden Artikel, die dem größten Teil des Volkes Gottes gewidmet sind (85-86) unter das Kapitel über die „Übertragung der Hirtensorge“ in der Instruktion ist – ich habe es schon mehrfach beschrieben – mehr als missglückt. Nicht nur, dass eben die AmtsträgerInnen in der Kirche genauso zum Volk Gottes („Laie“ kommt bekanntlich von laos, griechisch für „Volk“) gehören wie jene, die keines ausüben, sondern auch deswegen, weil sie damit – scheinbar – dargestellt werden nur als „Handlanger“ für jene, die die leiten. Die Beschreibung – auch hier gibt es keine einer Instruktion von ihrem Wesen her eigentlich zu erwartenden Normierungen – dessen, was die Berufung der Glieder des Volkes Gottes ausmacht[1] entspricht der oft in der Theologie seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil debattierten „ersten Aufgabe“ der „Laien“, nämlich dem „Weltcharakter“. Dies ist – und hier sollte meines Erachtens im Dialog eine begriffliche Klärung recht bald angegangen werden – insofern zu hinterfragen, weil sowohl im Recht wie auch in der Instruktion insgesamt immer wieder von der „gemeinsamen Sendung“ der Kirche die Rede ist und andererseits auch in der Instruktion die Heranziehung der Laien zur Mitwirkung am Wachstum des Leibes Christi betont wird: „Die Laien, denen der Weltcharakter in besonderer Weise eigen ist, d. h. «kraft der ihnen eigenen Berufung in der Verwaltung und gottgemäßen Regelung der zeitlichen Dinge das Reich Gottes zu suchen», «können sich auch berufen fühlen oder berufen werden zur Mitarbeit mit ihren Hirten im Dienst an der kirchlichen Gemeinschaft, für ihr Wachstum und ihr volles Leben. Sie können dabei sehr verschiedene Ämter übernehmen, je nach der Gnade und den Charismen, die der Herr ihnen schenkt».“

Angemerkt sei, dass – soweit ich es überblicke oder auch wahrnehme – in unseren Breiten der Dienst der Laien immer und immer wieder als Dienst in und für den Aufbau der Kirche verstanden wird und vielfach der andere Aspekt der Sendung – freilich der ganzen Kirche – hinein in die Welt nicht besonders beachtet wird. Die gemeinsame Sendung aber ist jene der „Umkehr“, die eingemahnt wird – und heißt dann eben auch: als Kirche, als – gegliedertes – Volk Gottes haben wir einen Dienst an Welt und Gesellschaft zu leisten. Es kann und darf uns nie nur um uns gehen! Wir haben uns allen zuzuwenden, wir haben uns vor allem denen am Rand zuzuwenden und wir haben uns unserer Sendung vor allem gemeinsam zuzuwenden. Dies ist, soweit ich es sehe, jene pastorale Umkehr, von der die Instruktion schon in ihrem programmatischen Titel spricht. Die Art und Weise, wie diese Grundausrichtung in der Instruktion eingebettet wird, ist mangelhaft; genauso mangelhaft ist – wie mir scheint – aber auch diese Grundausrichtung vielfach im Leben unserer Pfarrgemeinden und derer, die in ihnen einen Dienst ausüben: vielfach wird hier „Kirche“ lediglich mit „Liturgie“ wahrgenommen, und auch in der Öffentlichkeit wird dies als Aufgabe der Kirche gesehen. Kirche aber ist eben „mehr“ als das – und diese Erkenntnis ist uns, so hoffe ich, zugewachsen in der und durch die Cornona-Krise.[2] Feier – Bekenntnis – Dienst: wesentliche Eckpfeiler, auf denen kirchliches und damit gemeinschaftliches Leben derer aufruht, die sich in der Christus-Nachfolge wissen. Wie nehmen wir diese „Grundfunktionen“ in unserem täglichen Leben wahr und leben tatsächlich dies so wie manchen Heiligen, etwa Vinzenz von Paul, es nachgesagt wird? Und – dem Verstehensschlüssel der Instruktion entsprechend: müss/t/en wir uns hierzu nicht bekehren? Ich weiß: es wird diesbezüglich viel in unseren Pfarren gelebt, aber wird es wirklich zuinnerst als Berufung der Kirche wahrgenommen, den Glauben zu bekennen und diesen in Taten der Liebe zu tun?

[1] Die Terminologie sieht eben als „Laien“ jene an, die nicht geweiht sind.
Das kirchliche Gesetzbuch (cann. 204–207) benennt „Gläubige“ jene, die durch die Taufe in das gesamte Volk Gottes eingegliedert sind, und unterscheidet zwischen Klerikern und Laien, aus denen dieses Volk gebildet wird (can. 207 207 „§1. Kraft göttlicher Weisung gibt es in der Kirche unter den Gläubigen geistliche Amtsträger, die im Recht auch Kleriker genannt werden, die übrigen dagegen heißen auch Laien.
§2. In diesen beiden Gruppen gibt es Gläubige, die sich durch das von der Kirche anerkannte und geordnete Bekenntnis zu den evangelischen Räten durch Gelübde oder andere heilige Bindungen, je in ihrer besonderen Weise, Gott weihen und der Heilssendung der Kirche dienen; auch wenn deren Stand nicht zur hierarchischen Struktur der Kirche gehört, ist er dennoch für ihr Leben und ihre Heiligkeit bedeutsam.“
Etymologisch müsste freilich eine andere Terminologie gefunden werden, was bislang aber – wie mir scheint – noch niemandem einfach gelungen ist. Zu sehr wird in unseren Breiten „Laie“ als „Nicht-Fachmann“ betrachtet.

[2] In einem kurzen Hirtenwort zum Ende des lockdowns Mitte Mai 2020 habe ich dies versucht zum Ausdruck zu bringen: https://www.meinekirchenzeitung.at/steiermark-sonntagsblatt/c-sonderthemen/kirche-ist-eben-mehr_a5549.