Kirche im Lockdown (?) – XIV

Zum Leben gehören auch Leiden und Sterben. Vielfach verdrängt und an den Rand geschoben, wurde durch die Pandemie die Zerbrechlichkeit und Endlichkeit menschlichen Daseins erneut deutlich – es war fast unmöglich, sich diesen Fragen zu entziehen. Schon im 1. Lockdown im Frühjahr wurde u.a. deutlich, dass Besuchs- und andere Verbote Kranke und Sterbende zusätzlich zu ihrer prekären medizinischen Situation oft in weitere Vereinsamung und Isolation geführt haben. Auch die Verwandten wurden in diesen Zeiten auf eine harte Probe gestellt, so etwa waren Begräbnisse und damit Abschiednehmen anfangs praktisch nur im kleinsten Kreis möglich. In der Krankenhaus- und Pflegeheimseelsorge wie auch im Palliativ- und Hospizbereich leisten die Kirchen einen wichtigen Beitrag zur Humanisierung der Gesellschaft.

Hier wurde von Frühjahr bis in den Herbst so manches „gelernt“: Seelsorge wird nun ausdrücklich erwähnt, wenn es darum geht, Menschen in ihrer Krankheit zu begleiten – was zur Folge hat, dass in geeigneter Weise dies auch ermöglicht wird. Freilich sind da und dort Auflagen zu beachten. – Auch beim Abschiednehmen hat sich so manches geändert: Sterbenden kann und darf beigestanden werden. – Auch wenn es nicht kommuniziert wurde: in der Steiermark haben wir etwa 60 Priester zu einem „Notrufdienst“ versammelt, die auch schon im 1. Lockdown dieses Jahres bereit waren, in den Krankenhäusern zu sein, wenn es galt, die Salbung zu spenden oder ganz allgemein Sterbende zu begleiten. – Bewusst haben wir auch mit den SeelsorgerInnen die Bereitschaft geklärt, dass Weggeleit auf der letzten irdischen Etappe geleistet werden soll, so erwünscht. Das, was ER uns sagt, dass ER bei uns bleiben wird bis ans Ende der Zeiten (vgl. Mt 28.20), das versuchen wir durch Nähe den Einzelnen deutlich und spürbar werden zu lassen, so dies möglich ist. Dass unsere SeelsorgerInnen dabei auch vielfach das Pflegepersonal entlasten, weil sie auch den Verwandten beistehen und begleitend auch dem – teilweise über die Grenzen hinaus belasteten – Personal in den Häusern und Heimen zur Seite stehen, versteht sich von selbst.

In so manchen Pfarren ist es üblich geworden, die Kommunion für jene mit nach Hause zu geben, die in ihrer Bedürftigkeit die Stärkung durch das Brot des Lebens begehren …. – Allesamt also Dienste an den und für die Menschen, die alles andere als medienwirksam sind, aber bedeutsam und wichtig in durch die Pandemie zusätzlich herausgeforderten Situationen. Kirche wird gelebt – auch im Lockdown.