Kirche im Lockdown (?) – XXI

Ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist: Immer dann, wenn im Herbst von der Regierung Maßnahmen angekündigt wurden, um die Zahl der „laborbestätigten Fälle an Infektionen mit dem SARS-CoV-2 – Virus“ zu senken, kam postwendend aus vielen Bereichen Unverständnis: „Wieso müssen wir ‚zusperren‘, wo doch nachgewiesenermaßen bei uns ’nichts‘ passiert ist? Wieso werden uns diese Auflagen gemacht, wo sich doch niemand bei uns infiziert hat?“ Auch in der Kirche hat es da und dort geheißen: „Bei uns hat es ja keine großen Clusterbildungen gegeben …“. Irgendwie ist mir mitunter der Gedanke gekommen: Wieso füllen sich dann die Betten in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen mit Patienten, die dieses Virus in sich tragen, wenn es ohnedies keine Bereiche im Leben gegeben hat, wo es Ansteckungen gegeben hat?

Ein zweiter Gedanke sei mir noch erlaubt: Es ist für mich – schon auch ein wenig befremdlich – beobachtet worden, wie sehr mitunter auf Beistrichen oder grammatikalischen Fehlern in Verordnungen etc. herum geritten, ja sogar damit die Ungültigkeit von Vorgaben begründet wurde, die im Grund nichts anderes wollen, als das zu tun, was einem der Hausverstand zu tun mitgibt, wenn es sich um Virusinfektionen handelt. Ich weiß schon: mit all diesen Vorgaben wurden in den letzten Wochen auch Freiheitsrechte von uns allen eingeschränkt, keine Frage, aber wissen wir uns wirklich zuinnerst auch den anderen gegenüber in der Pflicht oder nur uns selbst? Wie also ist das mit dem, was Eigenverantwortung genannt wird? Dass ich eben aus Einsicht auch manche Dinge nicht mache: bis zur Sperrstunde vor dem Lockdown etwa ausgelassen zu feiern usw.

In unseren Kirchen haben wir von Anfang an es sehr ernst genommen mit den Hygienemaßnahmen und mussten auch so manche Kritik dafür einstecken – ich denke etwa an ähnlich egoistisch motivierte Unterstellungen mancher, was denn nun das Verbot der Handkommunion anlangt usw. So manches an Logik (Abstand) und so manches an Liebe (etwa auch den Kommunionspendern) gegenüber ist mir auch in der Kirche abgegangen. Vielleicht auch deswegen, weil viele nicht mit „weniger“ umgehen können oder wollen? Weil wir zu Verzicht aufgerufen sind und nicht recht wissen, wie wir damit umgehen können?

Wenn in den kommenden Tagen die eine oder andere Maßnahme der Weiterverbreitung des Coronavirus aufgehoben wird: Leben wir weiterhin diese Verantwortung oder werden die Bilder morgen etwa mehr als überfüllte Kaufhäuser und Shoppingcenter zeigen?