Kirche ist wirklich mehr!

Nun denn: heute Abend kann ich wirklich nicht anders als schreiben, dass Kirche mehr ist. Die Tage, die mir geschenkt sind (siehe Beitrag von gestern) sind schon viel, dennoch sind sie nur eine Seite. Dir zweite Seite wird von jenen ge- und beschrieben, denen ich in den vergangenen Tagen hier in Rom auch noch begegnet bin ….
* Da treffe ich einen Steirer, der bei den Johannesbrüdern lebt: ich bemerke offensichtlich, wie sehr das Evangelium einen packen kann und nicht mehr loslässt …
* Da esse ich mit Admonter Benediktinern zu Abend: wie reich doch Kirche ist, weil sie so viele Wege ermöglicht, Nachfolge zu gestalten …
* Da wird mir die Gelegenheit geboten, einigen die auf der Behinderten-Wallfahrt nach Rom sind, die vom Malteser-Hilfsdienst gerade jetzt durchgeführt wird, in die Augen zu schauen und „Grüß Gott!“ zu sagen und entdecke dabei viele glückliche Menschen …
* Da bin ich beim österreichischen Botschafter zu Gast und nehme wahr, wie sehr das Leben aus dem Glauben Bedeutung hat für das alltägliche Dasein von Menschen …
* Da tauche ich bei einem Abendessen in Santa Maria dell’Anima tief in die Geschichte ein und stelle fest – zum wiederholten Mal: das Evangelium prägt Menschen und hat die Kraft auch heute Europa zu prägen …
* Da esse ich mit einem Verantwortlichen aus der Fokolarbewgung zu Mittag und mache zum wiederholten Mal die Erfahrung, wie geteiltes Leben auf dem eigenen Weg weiter hilft …
* Da gehe ich nach Santa Maria in Trastevere und feiere – so wie heute Abend – das tägliche Gebet mit; da es dieses Mal besonders für die Kranken ist, habe ich einige Personen deren Leben ich Gott hinlegen darf. In der Einfachheit des Singend und Betens einer vollen Kirche laufe ich förmlich dem armenisch-katholischen Bischof von Aleppo über den Weg, der seit Jahren praktisch unter Bomben lebt und höre ihn vom Heil predigen, das uns das Kreuz Jesu Christ erwirkt. – Im Gespräch danach mit einem Mitglied der Bewegung Sant’Egidio, die sich täglich hier um 20:30 zum Gebet trifft, wird mir wieder einmal deutlich: es geht um das Leben der Nachfolge. Und ich frage mich, wieso das mitunter so schwer „rüberkommt“ und Kirche oft „nur“ als Struktur wahrgenommen wird …
* Da berichtet eine Ministrantin in der WhatsApp-Gruppe der Ministrantenwallfahrt, an der ich im August teilgenommen habe, von der beglückenden Erfahrung, am heutigen ersten Schultag jungen Flüchtlingen beim Deutschlernen geholfen zu haben und denke mir, wie einfach es doch ist, das Evangelium zu leben und wie schwer wir uns das oft miteinander machen …

Ja: Kirche ist wirklich mehr: das sind wir Menschen, die wir uns wirklich begegnen und so die Erfahrung machen, dass der Auferstandene unter uns lebt!
Gott sei Dank also gab es dieses Treffen hier, wurden mir 10 Tage „Wallfahrt zum Grab des hl. Petrus“, Tage der Reflexion und Besinnung zum bischöflichen Dienst, geschenkt, denn damit wurden auch diese lebendigen Begegnungen ermöglicht, wurde Kirche gebaut.