Kirche steht Kopf

In den vergangenen Tagen habe ich das jüngst erschienene Buch von Christian Hennecke gelesen … Ich bin sehr dankbar für das, was er dort schreibt. Hier einige meiner Gedanken dazu:

Christian Hennecke: Kirche steht Kopf. Unterwegs zur nächsten Reformation, Münster: Aschendorff 2016, 222 Seiten, ISBN 978-3402131800

Wer Christian Henneckes Bücher kennt, weiß: hier begegnet – wieder! – jemand, der die Lebensäußerungen von Kirche im Heute nimmt, um sie aus dem Evangelium zu deuten. Diese tagebuchartigen Einträge sind darüber hinaus leicht lesbar, auch für jene die nicht Theologie studiert haben. Ein Grund dafür ist ihre durch und durch mit Erfahrungen gespickte und gesättigte Darstellungsweise. Gerade deswegen sind sie – auch wenn Hennecke in der Übersetzung und damit der „Inkulturation“ verschiedenster weltkirchlicher Erfahrungen auf unsere kirchliche Situation immer wieder vom deutschen Hintergrund spricht – für die Entwicklung der Kirche in Österreich einfach lesbar, die einzelnen Abschnitte der 4 großen Kapitel sind meist in sich geschlossen und selten länger als 6 Seiten.

Hennecke wird nicht müde, die „Reformation“, die in unseren Breiten ansteht, aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil her zu begründen und sie als langen Weg zu beschreiben, der unserer „alten kirchlichen Erfahrung“ bevor steht, meinen wir doch nur allzu leicht, dass wir den einen oder anderen Schalter in der Art Kirche zu leben, wie wir sie gewohnt waren, umzulegen hätten, und „das Werkl würde wieder wie geschmiert laufen“. Vielmehr lädt uns der Autor ein, vom üblichen, bei uns weithin verbreiteten Denken, Kirche „von oben“ und damit der Leitung her zu denken, abzukommen und „Kirche auf den Kopf“ zu stellen, sie von der Taufberufung und damit -sendung her anzudenken.

Wer dieses Büchlein liest – und alle sich in Pfarren Engagierende sind „Ziel“ – kann sich des Eindrucks nicht erwehren: da schreibt jemand, dem das Evangelium wichtig ist und ein daraus Menschen in ihrem ganzen Sein erfassendes Leben, einer, der manche bei uns vorhandene Deutungsmuster der Situation heute buchstäblich mit einem anderen Blickwinkel betrachtet und daher Wege zur wirklichen Erneuerung des Selbstverständnisses und den unterschiedlichsten Lebensformen von Kirche aufzeigt. Einfach schön.