Kraft in trockenen Zeiten III

Bei einem Besuch in Prag 2005 gab es eine Begegnung von österreichischen Priestern mit Kardinal Miloslav Vlk. Unter anderem nahm er – aus der eigenen schmerzlichen Erfahrung über lange Jahre an den Sakramenten gehindert gewesen zu sein, Stellung zum Umgang mit Herausforderungen: „Bei euch gibt es Priestermangel, bei uns noch mehr. Auch wir versuchen, verschiedene Wege zu finden, um diese Situation zu lösen. Wir versuchen, Wortgottesfeiern zu organisieren, die Laien zu Arbeiten heranzuziehen, usw. Aber an erster Stelle steht, die Änderung der Mentalität der Gläubigen herbeizuführen, weil viele Christen nicht an die Möglichkeit der Gegenwart Jesu in unserer Mitte glauben. An diese Realität, die in der Heiligen Schrift ganz verankert ist: „Wo zwei oder drei…“, glaubt man nicht so recht. Versuchen Sie einmal mit den Gläubigen darüber zu sprechen: Die Allgegenwart Gottes, die Gegenwart Jesu in der Eucharistie ist klar. Aber das „Wo zwei oder drei in meinem Namen…“ wird praktisch nicht geglaubt. Man leugnet es nicht, weil es ja ein Text aus der Schrift ist, aber es konkret ins Leben umzusetzen, das weiß man nicht so recht. Und für die Pfarreien, die ohne Priester sind, und auch für die anderen ist es lebensnotwendig, diese Wirklichkeit zu leben. Die Leute wollen Priester haben, sie wollen eine Messe haben, aber vor allem ist es notwendig, ihnen durch unser Leben, nicht sosehr durch unsere Predigt, diesen Glauben an Jesus in der Mitte „beizubringen“. Wenn dieser Glaube erneuert wird, dann ist manches gelöst. Dann ist das Bewusstsein da, dass wir heute Jesus in der Mitte „zelebrieren“. Die Pfarrgemeinde in diesem Glauben zu erneuern ist wichtig, nicht so sehr die Strukturen zu ändern. Deshalb ist es unsere Aufgabe, diese Erfahrung, die wir gemacht haben und die auch ihr gemacht habt, den Gläubigen vorzuleben. Und das bringt dann auch Lösungen für diese Situationen.“

Leben ist gefragt.